Freiwillige Feuerwehr

Technische Hilfeleistung als Lebensretter bei Reilinger Feuerwehr

Die Kameraden der Reilinger Feuerwehr erfahren bei einem Lehrgang zur technischen Hilfeleistung mit Fokus auf Verkehrsunfälle wichtige Vorgehensweisen für den Ernstfall.

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Feuerwehr Reilingen
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Die Feuerwehrmänner schaffen gemeinsam bei der Übung eine große Öffnung für den Zugriff des Rettungsdienstes bei einem Fahrzeug in Seitenlage. © FFW Reilingen

Reilingen. Der ein oder andere blieb doch etwas verwundert am Feuerwehrhaus stehen: Nicht nur, dass das Drehen eines Autos auf die Seite und auf das Dach laute Geräusche von sich gibt, so ist es doch auch etwas ungewöhnlich, dass die Feuerwehr ebendieses tut. Die begeisterten Kinder sind in solchen Situationen immer direkt und fragen das, was die Erwachsenen gerne wissen würden, aber sich nicht trauen zu fragen: „Mama, was macht die Feuerwehr da?“.

Denn fünfzehn Kameraden der Reilinger Wehr nahmen an einem Lehrgang zur technischen Hilfeleistung teil. Dieser fokussierte das Thema Verkehrsunfälle und wurde von André Weiss vom „Rescue Training Center“ geleitet. Weiss ist selbst leitender Beamter im Feuerwehrdienst, hat zahlreiche Rettungsleitfäden für Automobilhersteller verfasst und ist seit Jahren in der Ausbildung im Bereich technische Hilfeleistung tätig.

Bei Verkehrsunfällen muss die Feuerwehr wichtige Fragen schon bei der Anfahrt klären

Neben der Brandbekämpfung ist die technische Hilfeleistung, zu der Verkehrsunfälle zählen, eine der Hauptaufgaben der Feuerwehr. Für die Kameraden sind diese Einsätze ein immer komplexeres Thema. Nicht selten gilt es auf der Anfahrt, Informationen zu den beteiligten Fahrzeugen nachzulesen. Welchen Antrieb hat das Fahrzeug? Wie viele Batterien sind verbaut und wo sitzen diese? Wo darf oder kann überhaupt geschnitten werden und wo keinesfalls?

Was gut aussieht oder sich beim Fahren sicher anfühlt, ist bei der Rettung für die Feuerwehr ein möglicherweise sehr großes Problem. Bei Freiwilligen Feuerwehren ist ein Einsatzfahrzeug mitunter 30 Jahre im Einsatz. Gleiches gilt für die Beladung. In kleinen Bereichen können Werkzeuge angepasst werden.

Für zusätzliche Werkzeuge ist dagegen kein Platz, da die Fahrzeuge bis ans Limit beladen sind. Wird etwas Neues gebraucht, muss etwas Vorhandenes weichen. Das ist immer ein schmaler Grat und auch ein Grund, weshalb die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges lange Planung erfordert und nie günstig ist. Es gilt, ungefähr 25 Jahre vorauszuplanen.

Im Notfall wird eine "Crash-Rettung" angeordnet

Sind beim Verkehrsunfall Menschen in den Fahrzeugen eingeklemmt, beginnt die kritische Phase der Aufgabe. Nun liegt es am Notarzt, den Schieberegler auf „Schnelle Rettung oder schonende Rettung“ entsprechend zu bewegen und die Anweisungen zu geben. Eine schnelle und schonende Rettung zugleich ist selten bis nie möglich. Im Notfall ordnet der Notarzt eine „Crash- Rettung“ an. Dann gilt es, die Person maximal schnell aus dem Fahrzeug zu befreien – ohne etwaige Rücksicht auf die Art und Weise.

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Natürlich wissen die Einsatzkräfte, wie sie im Zweifel vorgehen müssen. Dennoch ändern sich Erkenntnisse und die Beschaffenheit der Fahrzeuge. Es schadet nie, sich in einer ruhigen Minute von so erfahrenen Kameraden wie André Weiss die neuesten Tipps und Tricks zeigen zu lassen. Bei technischer Hilfeleistung ist vor allem eins gefragt: Kreativität.

Ein Blick einige Jahre zurück zeigt beispielsweise, dass man der einhelligen Meinung war, das Fahrzeug in der aufgefundenen Lage zu stabilisieren und diese unter keinen Umständen zu ändern. Mittlerweile weiß man, dass ein Drehen des Autos von der Seitenlage zurück auf die Räder nicht die schlechteste Vorgehensweise ist. Beim Ansetzen der Werkzeuge und beim Durchführen von Schnitten kommen ebenfalls immer wieder neue Erkenntnisse zusammen. Die möglichen Rettungswege, um eine verletzte Person aus einem Fahrzeug zu retten, sind mannigfaltig und abhängig davon, in welcher Position diese aus den Fahrzeugen befreit werden müssen.

Ein Fehler zur falschen Zeit kann fatale Folgen haben

Ein Teilen von Erkenntnissen und Erfahrung ist in diesem Bereich unabdingbar. Nur durch Übung entsteht Routine und diese rettet im Einsatz Leben. Denn all das, was hier nur kurz beschrieben ist, muss jede Kameradin und jeder Kamerad zu jeder Tages- und Nachtzeit beherrschen. Ein Fehler kann fatale Folgen haben. Verkehrsunfall und Rettung unterscheiden sich bei Freiwilliger und Berufsfeuerwehr nicht. Unfall ist Unfall und Mensch ist Mensch.

André Weiss vom „Rescue Training Center“ bot den Reilinger Kameraden einen interessanten und informativen Lehrgang. Aufgrund der gebotenen Vorsicht und der wärmeren Temperaturen wurde auf die Einsatzjacken verzichtet. „Im Ernstfall werden diese natürlich getragen“, versichert die Reilinger Wehr.

Beim Lehrgang blieben Bewohnerinnen und Bewohner immer wieder stehen und haben mit großem Interesse zugeschaut. Die Kameraden geben auch noch einen Hinweis: „Die Freiwillige Feuerwehr steht jeder Person offen. Die Ausbildung ist kostenlos, aber nicht umsonst. Die aktive Wehr trifft sich jeden Dienstag im Gerätehaus.“ Dort können Interessierte immer unverbindlich vorbeikommen. 

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