Hockenheim. Wenn man den Fuhrpark in der Feuerwehr Hockenheim betrachtet, ist auf den ersten Blick nichts außergewöhnliches dabei. Ein Einsatzleitwagen, eine Drehleiter, Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeuge stehen einsatzbereit in der Halle. Auf den zweiten Blick aber verbirgt sich unter den Fahrzeugen ein echtes Stück Zeitgeschichte: Die 1937 angeschaffte Kraftfahrspritze (KS 15, später LF 15) war das erste Löschfahrzeug in Hockenheim und sticht als Oldtimer deutlich hervor.
Für rund 17 300 Reichsmark schaffte die Kommune das Fahrzeug der Marke Mercedes für die damalige Feuerlöschpolizei an. Es war eine echte Innovation, denn zuvor zogen vor allem Pferde die Wasserspritzen oder die Brandbekämpfer mussten selbst ran.
Zwar hatte das Auto noch keinen Tank, dafür aber eine Leiter auf dem Dach und diverse Schläuche verladen. Zu dieser Zeit waren die Aufgaben der Feuerwehr fast ausschließlich auf Brände beschränkt. So wirkt das Material im Vergleich zur heutiger Technik eher simpel.
Bei Auslieferung war das Fahrzeug grün lackiert. Erst 1947, nach dem Zweiten Weltkrieg, als Feuerwehr und Polizei zu zwei getrennten Organisationen wurden, erhielt es die charakteristische rote Farbe. Während des Krieges wurde es auch einige Male nach Bombenangriffen in Mannheim eingesetzt – die Feuerwehrmänner waren teilweise noch Jugendliche.
Über 40 Jahre lang war das Löschfahrzeug im Einsatz. Anschließend nutzten es die Kameraden noch bis Mitte der 1990er Jahre für die Jugendarbeit und zu Ausbildungszwecken. Feuerwehr-TÜV hatte es sogar noch bis 1998.
In Eigenleistung repariert
„In den 1970er-Jahren hatte es einen größeren Schaden an der Hinterachse. Das haben die Kameraden damals in Eigenleistung repariert“, berichtet Feuerwehrmann Manfred Auer. Im Jahr 2004 folgte dann eine größere Instandsetzung – ebenfalls in Eigenregie der Feuerwehr.
„Ende 2021 haben wir nach einer Firma gesucht, die den Motor überholen kann“, erzählt Felix Jung vor Ort. Und dann ging eine kleine Odyssee los: Das „Mercedes-Benz Classic Center“ konnte nicht weiterhelfen, viele andere Werkstätten auch nicht. Oldtimer sind schon eine Klasse für sich, aber Feuerwehr-Oldtimer? Damit kenne sich kaum ein Mechaniker aus. Doch die Suche hatte trotzdem ein erfolgreiches Ende.
Über den Kurpfälzer Verein für Feuerwehrgeschichte aus Mannheim kamen die Hockenheimer schließlich zur Firma „Auto Ihm“ in Mannheim-Neckarau. Ein Meister kannte sich dort mit alten Motoren dieser Klasse aus und nahm sich dem Auftrag an.
Suche nach Spezialisten für Hockenheimer Oldtimer
Der Zahn der Zeit nagte an dem Löschfahrzeug und so gab es gleich mehrere Baustellen anzugehen. Das größte Problem sollte der Vergaser werden. „Die Suche nach einem Spezialisten für dieses Teil war alles andere als einfach“, hebt Christian Langlotz hervor. In Norddeutschland schließlich konnte den Kameraden weitergeholfen werden und so schickten sie das Teil dorthin.
Anfang dieses Jahres stand es dann endlich vollständig repariert – mit instand gesetzten Bremsen, überholtem Motor und abgedichtetem Kühlsystem – wieder in Hockenheim. Zum krönenden Abschluss rekonstruierten die Mitglieder der Feuerwehr mit der Firma „KPC Design“ aus Oberhausen-Rheinhausen anhand einer historischen Fotografie das Stadtwappen und die Beschriftung, die 1947 auf die Türen des Fahrzeuges aufgebracht worden war.
Originalgetreu steht es nun in der Fahrzeughalle in Hockenheim und wird nach wie vor gefahren, zum Beispiel auf Hochzeiten oder feuerwehrhistorischen sowie Oldtimer-Treffen. Die Kameraden pflegen das besondere Auto und es darf auch nicht jeder hinters Steuer, denn die Handhabe ist sehr speziell. Ziel ist es, den Oldtimer so lange wie möglich zu erhalten.
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