Reilingen. Einsatzübungen bilden den Hauptbestandteil des Feuerwehrdienstkalenders. Im Ernstfall sind schnelles und vor allem sicheres Handeln in einem gefährlichen Umfeld gefragt – zu jeder Tages- und Nachtzeit, egal, aus welcher Situation man gerade herausgerissen wird. Die Übungen der Wehr am Dienstagabend dienen dazu, Wissen aufzufrischen, Routinen zu erarbeiten aber auch Neues auszuprobieren oder ein spezielles Thema näher zu betrachten, zum Beispiel Türöffnungen. Nicht so die Hauptübung. Hier ist es das Ziel, ein großes Einsatzszenario, unter möglichst realistischen Bedingungen, einmalig korrekt abzuarbeiten.
Brand im Seniorenzentrum Am Feldrain lautete die Vorgabe für die anrückenden Einsatzkräfte am Samstagmittag bei der Hauptübung. Das Szenario nahm einen Brand in einer Personalumkleide im ersten Obergeschoss an. Gemäß Alarmierungsplan rückten alle Fahrzeuge voll besetzt aus. Das erste Fahrzeug an der Einsatzstelle übernahm sofort die Brandbekämpfung. Unter Atemschutz ging es ins Gebäude bis zur Umkleide im ersten Obergeschoss vor. Nach dem Setzen eines Rauchvorhangs wurde die verrauchte Umkleide nach Personen abgesucht und der Brandherd gelöscht.
Lüfter in Stellung gebracht
Parallel wurden starke Lüfter in Stellung gebracht, um das Gebäude möglichstschnell rauchfrei zu bekommen. „Das Seniorenzentrum am Feldrain ist eine sehr neue Einrichtung und entspricht den modernsten Standards. Hier wurden beim Bau so genannte Brandabschnitte berücksichtigt, in die die Bewohner im Fall eines Brandes gebracht werden können. Dies ermöglicht eine bessere medizinische Versorgung und ist stressfreier als eine Evakuierung. Das setzt aber voraus, dass die Abschnitte komplett rauchfrei bleiben. Tritt Rauch in die Abschnitte ein, muss komplett evakuiert werden und das möchte man unter allen Umständen vermeiden“, kommentiert Zugführer Michael Sturm, der das Übungsszenario geplant hat.
Das zweite Löschgruppenfahrzeug verschaffte sich Zugang über die Feuertreppe auf der Rückseite, stellte einen zusätzlichen Brandschutz sicher und unterstützte bei der Verlegung der betroffenen Bewohner in den sicheren Bereich. „Wir sind sehr dankbar für solche Übungen, weil sie auch uns immer wieder zeigen, ob das Geschulte funktioniert und wir im Ernstfall wissen, was zu tun ist. Einige unserer Mitarbeitenden sind extra aus ihrem ,dienstfrei‘ gekommen, um bei der Übung zu unterstützen. Natürlich mussten wir die Bewohner auf die anstehenden Ereignisse vorbereiten, damit nicht zusätzlicher Stress entsteht. Es war beruhigend zu sehen, wie schnell und professionell die Feuerwehr vorgeht und dass jeder Handgriff sitzt. Mein besonderer Dank gilt auch den Mitarbeitenden für die Unterstützung“, fasst die Leiterin der Einrichtung, Elies Pastrik, ihre Eindrücke zusammen.
Sowohl in der Übung als auch im Ernstfall, gibt es zahlreiche Aufgaben, die erledigt werden müssen, so zum Beispiel das Deaktivieren der Aufzüge, damit keine Bewohner diese nutzen und eventuell stecken bleiben. Für die Brandbekämpfung im Inneren gilt es, die Löschwassereinspeisung im Außenbereich an die Wasserversorgung anzuschließen, damit im inneren an verschiedenen Stellen Löschwasser entnommen werden kann, und noch vieles mehr.
Der komplette Einsatz wurde von Michael Malcher geleitet. Der Ablauf sieht vor, dass er als Einsatzleiter nur mit dem Zugführer, in diesem Fall Jürgen Oechsler, in Kontakt steht. Der Zugführer wiederum koordiniert die Aufgaben und Kommunikation zu den Gruppenführern der jeweiligen Fahrzeuge. Diese Strukturen sorgen dafür, dass im Einsatz alle Bereiche ihre jeweilige Arbeit koordinieren können, ohne sich gegenseitig zu behindern.
„Alles, was hier so leicht und locker aussieht, wird unzählige Male geübt. In den Wehren wird nicht umsonst sehr viel Zeit in entsprechende Ausbildung investiert. Wir wissen, dass Freiwillige Feuerwehren oft belächelt und nicht als Profis angesehen werden. Oftmals wissen die Menschen aber nicht, dass sie die gleichen Aufgaben haben wie die Berufsfeuerwehr. Passiert ein Unfall oder kommt es zum Brand, sind nur die Freiwilligen Feuerwehren da, um zu Helfen“, betont Kommandant Markus Piperno.
„Leider stellen wir seit Jahren den Rückgang der Bereitschaft fest, selbst mit anzupacken. Ehrenamt ist kostenlos aber niemals umsonst“, macht der Kommandant Werbung für die Wehr.
Historisch bedingt, ist die Hauptübung immer öffentlich und auch gut besucht. Früher diente sie dazu, der Bevölkerung zu zeigen, was man als Feuerwehr leisten kann. Gleichzeitig sollte ein Gefühl der Sicherheit vermittelt werden. Heute gilt es auch, die Veranstaltung zu nutzen und Eigenwerbung zu betreiben und für die Feuerwehrarbeit zu sensibilisieren. „Wie viele andere Vereine und Institutionen, hat die Feuerwehr mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Für uns gilt es daher, Veranstaltungen wie die Hauptübung für die Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen und mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen, für mehr Verständnis zu werben und für die Wehr zu begeistern. Ich glaube, das ist heute gelungen“, hält der Pressesprecher der Feuerwehr Reilingen, Michael Grahlert, die gelungene Hauptübung fest.
Zum Abschluss der Übung tauschte Jürgen Oechsler die Zugführerweste mit dem Tambourstab und sorgte mit dem Spielmannszug für den passenden musikalischen Abschluss. Während der Übung selbst kommentierte Kommandant Piperno die Geschehnisse und versorgte die Zuschauenden mit Informationen. Auch die Jugendfeuerwehr packte kräftig mit an und war zahlreich vertreten.
Info: Die aktive Wehr trifft sich jeden Dienstag ab 20 Uhr im Gerätehaus. Freitags ab 20 Uhr trifft sich der Spielmannszug. Interessierte sind willkommen.
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