Hockenheim. Damit auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität den öffentlichen Nahverkehr möglichst uneingeschränkt nutzen können, baut die Stadt Hockenheim seit Jahren kontinuierlich die Bushaltestellen im Stadtgebiet um. Das Ziel: Mitbürger mit Behinderung sollen ohne fremde Hilfe mühelos in den Bus ein- und am Ziel wieder aussteigen können. Barrierefreiheit nennt sich das, sie zu erreichen, ist aufwendig und teuer. Nicht zuletzt deshalb lassen sich nicht alle Haltestellen gleichzeitig umbauen. 16 davon sind laut Bauabteilungsleiter Christian Engel inzwischen barrierefrei gestaltet, jetzt geht es weiter.
Angefahren würden sie vom Stadtbus (Linie 731), der Linie 717, die Hockenheim auf dem Weg von Heidelberg nach Speyer durchquert, und von der Schnellbuslinie 798 von Speyer nach Walldorf/Wiesloch. „Wir bedanken uns bei allen, die mitgewirkt und uns darauf hingewiesen haben, wo gerade Rollstuhlfahrer, Leute mit einer Gehhinderung oder einer sonstigen Behinderung Probleme haben, in den Bus einzusteigen“, betonte Oberbürgermeister Marcus Zeitler.
Das sind die Hockenheimer Bushaltestellen, die nun umgebaut werden sollen
Jetzt sollen fünf weitere Haltestellen folgen: 4. Industriestraße auf der Westseite, Feuerwehr, Arndtstraße sowie Lußheimer Straße/Südring auf beiden Seiten. „Mehr als fünf Haltestellen im Jahr schaffen wir aus Kapazitätsgründen nicht“, sagte Sachbearbeiter Mario Hauff von der Verwaltung. Mit den Bauarbeiten hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung die Firma Rapisarda aus Malsch für rund 494 000 Euro betraut.
Die Kosten liegen damit 41 000 Euro unter der Schätzung, was Hauff zufolge innerhalb der üblichen Marktschwankungen liegt. Für das Vorhaben rechne die Stadt außerdem mit einem Landeszuschuss von 165 000 Euro.
Auf Nachfrage von Elke Dörflinger (Grüne), wie viele Haltestellen noch umgebaut werden müssen, antwortete Engel: „Von den restlichen 13 maximal zehn, die anderen gehen nicht.“ Die nächsten sollten 2025 barrierefrei gestaltet werden. Die genaue Anzahl stehe noch nicht fest und hänge davon ab, was der Haushalt hergibt, erinnerte OB Zeitler an die schwierige Finanzlage.
Stadt Hockenheim ist bestrebt, die Haltestellen barrierefreundlich zu gestalten
Bei einigen der noch nicht umgestalteten Haltestellen ließen sich zudem nicht alle Kriterien der Barrierefreiheit erfüllen. Zum Beispiel, weil die vorhandene Fläche dafür nicht reiche, was Fachbereichsleiter Engel bestätigte. An den betreffenden Stellen sei die Stadt bestrebt, sie für Menschen mit Behinderung zumindest barrierefreundlich zu gestalten, um ihnen das Ein- und Aussteigen zu erleichtern.
Frank Köcher-Hohn (FDP) regte an, die Arbeiten in der viel befahrenen Lußheimer Straße sollten zeitversetzt erfolgen. Denn selbst die halbseitige Sperrung der Straße werde verkehrstechnisch wohl schon schwierig. „Wir werden mit unserem Ordnungsamt abstimmen, dass der Verkehr einigermaßen fließen kann“, sicherte Engel zu. Das erfolge bei der verkehrsrechtlichen Anordnung der Baustelle.
Jochen Vetter (FWV) erkundigte sich, ob wie bei anderen Haltestellen auch spezielle Pflastersteine für sehbehinderte Menschen verlegt werden, an denen diese sich orientieren können. Das bejahte der Fachbereichsleiter. „Das wird immer mit den Behindertenbeauftragten des Landkreises abgestimmt und ist eine der Fördervorgaben, ohne die wir kein Geld vom Regierungspräsidium bekommen“, erläuterte er. In dem Zusammenhang wies Vetter darauf hin, dass just diese Steine an der Haltestelle im Murgweg ständig zugeparkt seien. Das liege vermutlich daran, dass nicht bekannt sei, dass sie als Hilfe für Sehbehinderte dienen und dort kein Parkverbot bestehe. Sein Vorschlag: mit Schildern darauf aufmerksam machen. Er werde diesen Hinweis ans Ordnungsamt weitergeben, damit dieses Maßnahmen ergreift, um diese Steine künftig frei zu halten, versprach Engel.
Wird der Stadtbus in Hockenheim irgendwann auch die Lußheimer Straße anfahren?
Köcher-Hohn interessierte, ob die Firma Jahnke die Lußheimer Straße anfahren wird. Momentan sei das nicht der Fall. Die Verwaltung habe das ja mal vorgeschlagen, doch der Gemeinderat habe es damals abgelehnt, erinnerte der Fachbereichsleiter. „Zumal die Firma mitgeteilt hatte, dass sie ihren Takt nicht einhalten kann, wenn sie diese Strecke fährt und deswegen lieber am Aquadrom sowie an der Arndtstraße vorbeifahre.“ Sobald die Haltestelle umgebaut ist, könne die Idee noch mal überprüft werden. Denn Lußheimer Straße und Südring seien Hauptverkehrsstraßen, in denen der Bus mindestens so schnell durchkommen sollte wie in der Arndtstraße oder vergleichbaren Straßen. „Aber Herr Jahnke weiß, wie lange er braucht und wie der Verkehr zu bestimmten Tageszeiten ist“, erklärte Engel.
Das rief Bärbel Hesping (CDU) auf den Plan. Die Route entsprechend zu ändern, mache die Haltestellen in der Arndtstraße und beim Aquadrom hinfällig, gab sie zu bedenken. Die Arndtstraße wäre dann tatsächlich nicht mehr befahrbar, da sie sich außerhalb der Linie befände, bestätigte der Experte. Die Haltestelle Aquadrom hingegen müsste verlegt werden. „Auf diese Seite des Parkplatzes, das ginge durchaus“, spann er das Gedankenspiel weiter. Die wenigen zusätzlichen Meter Fußweg würde Schülern nicht schaden. Wichtig wäre nur, den Bus so einzutakten, dass er jeweils rechtzeitig vor Schulbeginn und nach Schulschluss eintrifft.
Nun wurde Jakob Breunig (SPD) hellhörig: „Habe ich das richtig verstanden, dass wir jetzt für rund 100 000 Euro die Haltestelle in der Arndtstraße umbauen, die dann nicht angefahren würde?“ Dazu sagte Engel, die Verwaltung habe in dieser Sache den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) kontaktiert. Dabei sei erörtert worden, ob sich die Linie bei der Anfahrt der Schule „auch mal changieren“ lasse. Solle heißen: Nach Unterrichtsende fahre die Linie an der Arndtstraße vorbei, sonst vielleicht am Südring. Es geht darum, sowohl die Schule als auch das Altenheim in der Lußheimer Straße zu bedienen. Für Letzteres genüge eventuell der Stundentakt im Wechsel und trotzdem könnten Interessierte überall in der Stadt herumfahren. „Das muss man dann sehen, wenn es so weit ist“, sagte er.
Verschiebung der Buslinien in Hockenheim könnte lange dauern
Eine Buslinie könne nicht von heute auf morgen von A nach B verschoben werden, hob der Oberbürgermeister hervor. Die Linienbündel würden ausgeschrieben und liefen acht bis zehn Jahre, die letzte Vergabe sei ungefähr 3,5 Jahre her. Darüber hinaus gebe es seit zehn Jahren keinen Schülerverkehr mehr, da dieser in den normalen Linienverkehr integriert worden sei. Nicht zuletzt seien Änderungen stets eine Kostenfrage. Jeder zusätzliche Streckenkilometer treibe den Preis in die Höhe.
Am Bahnhof vertrete die Deutsche Bahn den klaren Standpunkt: Entweder der Bus richte sich nach ihrem Fahrplan oder er komme eben zu spät oder zu früh. „Das heißt, die Fahrpläne im gesamten VRN-Gebiet sind mit der Bahn so abzustimmen, dass der Bus pünktlich zur Bahn kommt.“ Eine weitere Schwierigkeit sei das Ausweisen von Tempo-30-Zonen auf Strecken, auf denen die Fahrzeit noch mit 50 Stundenkilometern berechnet wurde. Auch das könne zu Verzögerungen führen. Durch den Umbau der vorhandenen Haltestelle vergebe die Stadt im Hinblick auf künftige Ausschreibungen keine Chance, sagte Zeitler.
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