Der Gemeinderat ist die politische Vertretung der Bürger in Städten und Gemeinden. Die Bevölkerung möchte ihre Interessen vertreten wissen und damit Teil der Politik in ihrem Heimatort sein. Wo steht die Stadt Hockenheim zwei Jahre nach der letzten Kommunalwahl, welche Herausforderungen stehen an und wie haben die Fraktionen die Corona-Pandemie wahrgenommen – vor allem mit Blick auf die Stadtverwaltung?
In unserem Sommerinterview beantworten die fünf Fraktionen Fragen dieser Redaktion und blicken voraus, was sie sich für die Stadt wünschen. In unserem vierten Teil stellt sich die Fraktion der Freien Wähler – bestehend aus Gabi Horn, Michael Sauter, Jochen Vetter und Florian Altenberger – unseren Fragen.
Wenn Sie die Zeit seit der Kommunalwahl 2019 mit drei Worten beschreiben könnten, welche wären das?
FWV: Umbruch – Aufarbeitung – Neuorientierung.
Was war seitdem in Ihren Augen erfolgreich und was weniger?
FWV: Erfolgreich war auf jeden Fall, dass wir verschiedene angefangene Projekte fertigstellen und auch etliche neue Ideen umsetzen konnten. Als Beispiele möchten wir hier den Neubau des Albert-Einstein-Kindergartens und die Auflösung des Hofweges nennen. Was weniger erfolgreich war, ist zum Teil Corona geschuldet. Zum Beispiel die Radwegbeleuchtung am Kraichbach nach Reilingen, eine Maßnahme, die wir Freien Wähler schon lange fordern, die aber angeblich aus Kostengründen nie zum Tragen kommt, was für uns völlig unverständlich ist, weil es hier in erster Linie um die Sicherheit geht, besonders auch der Kinder, die diese Strecke als Schulweg nutzen.
Die Corona-Pandemie hat die Welt eiskalt erwischt. Wie beurteilen Sie den Umgang der Stadtverwaltung mit dieser Krise?
FWV: Die Stadtverwaltung hat unseres Erachtens alles Mögliche und Notwendige unternommen, auch alles getan, um den Vorgaben des Landes und des Bundes gerecht zu werden. Besonders hervorheben möchten wir das Impfangebot, das die Stadt in der Stadthalle möglich gemacht hat, sowie die Testmöglichkeiten.
Hätte etwas besser gemacht werden können? Auch mit Blick auf Schulen, Kindergärten und Vereine?
FWV: Besser machen kann man immer etwas, aber aus heutiger Sicht gibt es keine großen Versäumnisse. Mit der Digitalisierung haben wir nun einen großen Schritt gemacht – es wäre natürlich schön gewesen, wenn uns nicht Corona dazu gezwungen hätte, sondern wir schon vorher einen entsprechenden Standard in den Schulen und in der Verwaltung hätten vorweisen können. Zu den Vereinen können wir nur wenig sagen, da wir nicht direkt angesprochen wurden und wir auch keine Informationen von der Verwaltung hierzu bekommen haben.
Klimawandel und Umweltschutz sind auch auf Kommunalebene heiß diskutierte Themen. Was kann dabei in Hockenheim besser gemacht werden?
FWV: Ein erster Schritt: Wir haben eine Stelle für einen Klimaschutzbeauftragten geschaffen und diese Stelle wurde auch schon besetzt. Aber natürlich kann jeder etwas für unsere Umwelt und ein besseres Klima tun – zu denken wäre hier an Steingärten, die man wieder begrünen könnte, oder auch mehr Photovoltaikanlagen.
Der Hockenheimring steht aufgrund der hohen Lärmbelastung der Bevölkerung immer wieder im Fokus. Wie sehen Sie das Thema und wie kann man den Hockenheimring für Großveranstaltungen attraktiver machen? Oder wird das gar nicht gewollt?
FWV: Wie man den Hockenheimring für Großveranstaltungen attraktiver machen kann, gehört zum Aufgabengebiet unserer beiden Geschäftsführer Jorn Teske und Jochen Nerpel, die gerade während der Corona-Pandemie eine sehr gute Arbeit gemacht haben. Wir vonseiten der Stadt als Gemeinderäte oder Aufsichtsräte können hinsichtlich neuer Projekte oder Ideen nur unterstützend tätig sein. Lärm ist auf jeden Fall ein großes Thema in Hockenheim – Lärm aber nicht nur vom Hockenheimring, sondern sowohl von der Bahn und von der Autobahn als auch von Gewerbebetrieben. Jeder empfindet Lärm anders, für die einen ist er unerträglich, für die anderen hinnehmbar. Wichtig ist auch, welche Windverhältnisse wir haben und wo jemand wohnt. Wir versuchen auf jeden Fall, alle Anliegen unserer Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen, darauf einzugehen und auch bei neuen Vorhaben das Thema „Lärm“ in den Mittelpunkt unserer Überlegungen zu stellen.
Reicht der geplante Neubau am Hubäckerring, um dem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gerecht zu werden oder müsste die Stadt da mehr tun?
FWV: Zu unterscheiden ist hier zwischen sozialem Wohnraum und bezahlbarem Wohnraum. Der Neubau am Hubäckerring reicht unseres Erachtens zur Zeit aus, um den Bedarf an sozialem Wohnraum zu decken. Zu hoffen bleibt nur, dass sich auch ein Investor für ein solches Vorhaben findet, was bestimmt nicht einfach werden wird. Was fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum. In unserem Bundesland ist es mit den vielen Auflagen für junge Familien sehr teuer geworden, eigenen Wohnraum zu schaffen. Wir haben außerdem kein Neubaugebiet, das wir anbieten können – im Gegensatz zu unseren umliegenden Gemeinden wie Reilingen, Altlußheim oder Ketsch. Wir brauchen nicht nur Mehrfamilienhäuser in der Innenstadt, sondern auch bezahlbare Bauplätze für junge Familien, sonst müssen wir uns für die Zukunft auch überlegen, woher wir die Kinder für unsere Kindergärten und Schulen nehmen.
Im September ist Bundestagswahl. Welches Thema tangiert Ihrer Meinung nach die Stadt Hockenheim am stärksten?
FWV: Klimaschutz, Bildung und Steuern.
Was wünschen Sie sich für Hockenheim in der Zukunft?
FWV: Mehr Unterstützung durch Bund und Land in finanzieller Hinsicht. Wir wünschen uns für Hockenheim, dass unsere Stadt liebens- und lebenswert ist und bleibt und dass die Menschen, die hier leben dürfen, stolz auf ihre Stadt und deren Einrichtungen sind.
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