Hockenheim. Der Rad- und Fußweg vom Messplatz in Richtung Aquadrom zwischen Schulzentrum und Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt zählt zu den höchstfrequentierten Spazierstrecken Hockenheims. Der renaturierte Kraichbachlauf ist seit fast drei Jahren für die Öffentlichkeit freigegeben und die anfangs noch zarte Begrünung hat sich gut entwickelt. Doch auf Höhe des Neubaus der Grundschule plus der Hartmann-Baumann-Schule sticht ein Uferabschnitt heraus, der nicht zum Gesamtbild passt – hier zeigt sich Renaturierung als sich selbst überlassene Vegetation hinter Gittern.
Einige eingezäunte Gartenparzellen scheinen verwaist, obwohl sie erst neu am Bachlauf angelegt wurden. Das kann doch nicht im Sinne der Stadtverwaltung sein, die mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe 16 Millionen Euro für das Prestigeprojekt ausgegeben hat, oder?
Offenbar hat die Stadt keinen Einfluss auf die Gestaltung der Gärten, in denen eine Wasserleitung, ein Gartenhäuschen und ein gepflanzter Baum die einzigen Zeugnisse menschlichen Eingreifens zu sein scheinen. „Die Gartengrundstücke am HÖP stehen seit 2021 wieder den ursprünglichen Pächtern zur Verfügung, dementsprechend liegt die Pflege dieser Grundstücke wieder in Hand der Pächter. Es gibt vor Ort keine Bewirtschaftungsauflagen“, lautet die Auskunft der städtischen Pressestelle.
Der Zustand erinnert an die jahrelang herrschende Brache aus der Zeit vorm Start des Großprojekts. Im Frühjahr 2009 hatte das Stadtbauamt auf dem Streifen zwischen der Karlsruher Straße und der Unteren Mühlstraße sämtliche Gärten entfernen lassen. Teilweise lagen sie auf der neuen Trasse des Entwässerungskanals zwischen Unterer Mühlstraße und Messplatz, doch der Großteil des Areals war vom Kanalbau – er wurde im Spätjahr 2009 abgeschlossen – nicht betroffen. Danach verwilderte der Bereich zusehends.
Daran änderte sich nichts bis zum HÖP-Spatenstich im Juni 2017. Im Nachhinein räumte die Stadt ein, dass man den Gartenbesitzern etwas mehr Zeit hätte lassen können. Doch bei einem Großprojekt mit mehr als 80 zu erwerbenden Grundstücken sei ein gewisser Zeitpuffer notwendig gewesen, um in Ruhe Verhandlungen führen zu können, hatte die Verwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung 2012 mitgeteilt.
Während damals allerdings klar gewesen war, dass die Gärten für die Renaturierung und Gewässerumlenkung aufgegeben werden müssen, besteht nun eine unbefristete Nutzungsmöglichkeit. Die müsste eben nur auch genutzt werden . . .