Hockenheim. Die Sommerferien in Baden-Württemberg – sofern man diese wetterbedingt überhaupt noch so nennen sollte – sind seit vergangener Woche gestartet. Während die Schüler Zeit zum Erholen haben, herrscht jedoch am Gauß-Gymnasium geschäftiges Treiben. Fensterbauer, Elektriker und jede Menge weitere Handwerker sind im Schulgebäude am tüfteln, denn während der unterrichtsfreien Zeit treibt die Stadt die seit vergangenem Jahr laufende Sanierung mit großen Schritten voran.
Bei einem Rundgang über die Baustelle beschreiben Rektorin Anja Kaiser, die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Monika Drum vom Fachbereich Bauen und Wohnen sowie Gauß-Hausmeister Simon Strassner die verschiedenen Maßnahmen und Fortschritte der umfangreichen Sanierung.
„Der Strom geht wieder“, freut sich Simon Strassner. Denn durch die Erneuerung der Niederspannungshauptverteilung musste kurzzeitig auf Notstromversorgung über die Mensa umgestellt werden. „Jetzt fahren wir Teil für Teil hoch. Die Erneuerung in diesem Bereich war nötig, da der bisherige Zustand nicht mehr zeitgemäß und für den heutigen Bedarf an Strom nicht ausgerichtet war“, beschreibt Strasser.
Die Photovoltaik-Anlage sorgt für Flexibilität und kann erweitert werden
Im Energiebereich könnte sich das Gauß-Gymnasium sogar in Zukunft als Knotenpunkt der städtischen Gebäude herauskristallisieren. Noch in den Sommerferien soll eine Photovoltaik-Anlage installiert werden, die 100 Prozent des Verbrauchs abdecken werden. „Diese kann bei Bedarf beliebig erweitert werden und vom Gauß aus könnten andere städtische Gebäude mitversorgt werden“, erklärt Monika Drum. Nach sieben bis zehn Jahren soll sich die Investition dank der daraus entstehenden Einsparungen rechnen – ein sowohl für die Nachhaltigkeit als auch für die Stadt lohnender Schritt.
Den Weg der Energetik zieht sich wie ein roter Faden durch die Sanierungsmaßnahmen. So werden auch alle Fenster am Gebäude erneuert. Ein Schritt, der dringen notwendig ist, denn die bisherigen stammen aus dem Jahr 1972, dichteten zum Teil nicht mehr ab oder ließen sich nicht mehr öffnen.
Ein Problem, dass mit der Erneuerung Geschichte ist: Die teilweise schon eingebaute Verglasung verfügt über keine Öffnungsmöglichkeit, das die Luftzufuhr über ebenfalls neu installierte Systeme gehandhabt werden soll.
„Die neuen Fenster zeichnen sich durch einen besseren Rahmen und eine bessere Verglasung aus“ stellt Gauß-Hausmeister Strassner fest. Im Sommer kühler, im Winter wärmer, sollen die Eigenschaften der Neuerung sein. Was sich bei hoher Außentemperatur mit dem Finger und einem alten sowie einem neuen Rahmen schnell überprüfen lasse: „Hier eine angenehme Kühle des Metalls, dort der Eindruck von leichteren Verbrennungen“, vergleicht Strassner neu und alt.
Die neuen Fenster sind dreifach verglast und heizen sich somit nicht nach innen auf. Ein wichtiger Aspekt für die klimatischen Bedingungen im Klassenzimmer während des Unterrichts. Für diese sind zukünftig die neu installierten Lüftungssysteme zuständig. Bei den hochmodernen Anlagen beweisen die Planer ebenfalls Voraussicht auch dank der Erfahrungswerte aus der Corona-Pandemie: „Die Anlagen sind mit einem Luftfilter, der während der Pandemie zu den Vorgaben zählte – ausgestattet und absolut zeitgemäß. Innerhalb von zehn Minuten findet ein kompletter Luftaustausch statt, was an Effizienz kaum zu überbieten ist“, beschreibt Strassner die neuen Luftsysteme.
Die Steuerung der Belüftung soll indes zentralisiert über die Haustechnik erfolgen und nicht in der Hand der jeweiligen Lehrkräfte liegen. „Bei knapp 100 Lehrern mit unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Temperaturen und Luftzufuhr in den Klassenzimmern könnte ansonsten schnell ein Chaos entstehen“, so Gauß-Rektorin Anja Kaiser.
Die Arbeiten schreiten immer weiter voran, Fenster und Lüftungssysteme sind teilweise schon komplett eingebaut – neue Heizkörper werden noch folgen. Doch auch die Böden der Klassenzimmer werden ausgetauscht. Hierfür haben sich die Planer ein spezielles Farbkonzept erdacht, dass sich themenspezifisch auf das jeweilige Fach des Klassenzimmers ausrichtet.
So ist im Werken-Raum der neue Vinyl-Boden bereits gelegt und mit seiner Holzoptik passend zum Unterrichtsschwerpunkt. Für den Musikbereich ist ein ähnliches Vorgehen geplant.
Ein neuer Gemüsegarten mit Paprikas und Gurken ist bereits fertig
„Es ist aber noch mehr im Gange“, lässt Monika Drum wissen. Auch im Schulhof steht eine Metamorphose an: Aus Sicherheitsgründen – die alten standen kurz vor dem Zerfall – wurden bereits die Betonschutzwände erneuert und mit Bänken, die von Strassner hergestellt wurden, ausgestattet. Außerdem sollen weitere Ausbauten folgen, so wird der Abenteuerspielplatz in naher Zukunft mit neuen Geräten ausgestattet und ein kleiner Naturerlebnispfad durch das Grün in Richtung der Sporthalle soll entstehen. Auch ein kleiner Garten, in dem schon Paprikas und Gurken erntebereit sind, ist angelegt worden.
Drum beschreibt die Herausforderungen der Organisation: „Hinter den Baumaßnahmen steckt noch eine umfassende interne Umstrukturierung der Raumaufteilung. Hier werden die Bereiche besser zentralisiert, ob Musik oder Werken. Mit dem neuen Konzept erreichen wir eine erstklassige Optimierung“. Das Arztzimmer wird beispielsweise ins Erdgeschoss verlegt, um besser auf Notfälle reagieren zu können.
Im gleichen Atemzug lobt sie auch die hervorragende Zusammenarbeit mit der Schule: „Das Gauß-Team um Anja Kaiser und Simon Strassner hat sich hervorragend angepasst und die Arbeiten konnten auch schon während der Schulzeit laufen. Vor allem der Einsatz von Simon Strassner hat sich als äußerst wertvoll in der Koordination gezeigt.“
Dieser garantiert, dass zum Ende der Sommerferien „alle sicherheitsrelevanten Arbeiten abgeschlossen sind und dem Unterrichtsbetrieb nichts im Wege steht“. In diesem Jahr hat die Stadt 2,2 Millionen Euro in die Sanierungsmaßnahmen am Gauß-Gymnasium investiert. „Die Modernisierung wird hoffentlich im kommenden Jahr abgeschlossen sein“, so die Prognose von Drum. Und dann erstrahlt das Gauß-Gymnasium in einer neuen und zeitgemäßen Optik mit energetisch vorbildlichen Aspekten.
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