Seebühne

Gitarren-Profis trotzen in Hockenheim dem Regen

Achim Degen und Stefan Kahne spielen vor - leider - viel zu wenigen Besuchern, weil das Wetter nicht hält – und begeistern dennoch mit ihrem Können.

Von 
Jakob Roth
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Das Gitarrenduo Achim Degen (links) und Stefan Kahne auf der Seebühne: Strömender Regen erschwert den Auftritt, doch die beiden Vollblutmusiker bieten trotz aller Widrigkeiten ein exzellentes Konzerterlebnis. © Lenhardt

Hockenheim. So hatten sich die Organisatoren das Konzert des Gitarrenduos von Achim Degen und Stefan Kahne nicht vorgestellt: Regen prasselt noch wenige Minuten vor Beginn der Veranstaltung auf den Teich rund um die Seebühne und kein Besucher ist zu sehen. Der Stimmung tut das jedoch vor allem bei den Musikern keinen Abbruch. „Wir hoffen auf ein paar hartgesottene Hockenheimer mit Sitzfleisch, die trotz des Regens vorbeikommen. Besorgt sind wir nicht“, meint Gitarrist Achim Degen, der es sich mit einem Bier an der menschenleeren Bar bequem gemacht hat. Denn trotz des ungemütlichen Wetters soll das Konzert nicht ausfallen.

Als sich kurz nach dem offiziellen Beginn des Abends der Himmel etwas auftut und der Regen endet, finden tatsächlich einige Dutzend Musikliebhaber ihren Weg zur Seebühne – sehr zur Freude der beiden Gitarristen. „Wir finden es schön, dass ihr den Regen nicht scheut und zu uns gekommen seid“, sagt Achim Degen zum Publikum, das sich hinter der obersten Stuhlreihe aufgestellt hat.

Degen und Kahne bringen in Hockenheim eigene Note herein

In den kommenden Stunden spielen sie dann zwei Sets mit den größten Hits der britisch-amerikanischen Singer- und Songwriter-Literatur. Dabei bewegen sie sich zwischen Blues-Rock, Folk und sämtlichen Subgenres und schaffen es, diese Songs nicht bloß nachzuspielen, sondern auch mit eigener Note zu interpretieren.

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Musikalisches Abpausen bestehender Hitnummern gehört nämlich nicht zum künstlerischen Selbstverständnis der beiden. „Wir gestalten die Songs immer etwas freier. Natürlich ändern wir den Text und die Melodie nicht – aber manchmal geht ein Solo länger oder das Arrangement weicht vom Original ab“, erklärt Degen.

Rauer Bluesgesang auf Seebühne in Hockenheim

Zu spüren ist das vor allem am Ende des Konzertes, beim Beatles-Klassiker „Come Together“. Hier spielen die beiden inmitten des Songs eine Art Improvisation, bei der sie immer wieder Melodien und Riffs aus anderen bekannten Rocksongs einfließen lassen, wie etwa Led Zeppelins „Kashmir“. Stefan Kahne steuert in ausgewählten Songs Soli bei, die den teils rauen Bluesgesang von Achim Degen um eine lyrische und beinahe perlende Klangfarbe ergänzen.

Emotional erklingt „Like a Rolling Stone“ von Folk-Koryphäe Bob Dylan. Das musikalische Talent der Gitarristen erschafft zusammen mit den Teelichtern rund um die Seebühne auch bei kalten Temperaturen eine beruhigende Atmosphäre. Weil Achim Degen seine Stimme sehr agil bewegt, manchmal flüstert, Dynamiken anschwellen lässt und jede Zeile seiner Covers genau kennt, entwickeln die Interpretationen des Duos eine magische Erzählwirkung, durch die die Songs neu aufleben.

Bei Wonderwall entsteht ein kleiner Chor

Neben Evergreens wie „Here Comes the Sun“ von den Beatles oder „Paint It, Black“ von den Rolling Stones wagen sich die Musiker auch immer wieder an Lieder, die nicht zum Standardrepertoire gehören. So überraschen sie mit einer eigenen Interpretation von David McWilliams‘ „The Days of Pearly Spencer“ – live eine echte Seltenheit. Obwohl im Vergleich zu den vergangenen Seebühnen-Konzerten wenige Besucher gekommen sind und den kalten Temperaturen trotzen, entsteht ein kleiner Chor bei Oasis‘ „Wonderwall“ – auf den Rängen wird begeistert mitgesungen.

In Rockstarmanier zündet sich Achim Degen sogleich eine Zigarette an. Eine Band hat es Degen in seiner Jugend besonders angetan, wie er berichtet: „Als ich jung war, haben Bachmann Turner Overdrive mich total begeistert, sie hatten lange Haare und Bärte, das war einfach cool“, meint der Gitarrist und beehrt seine Jugendhelden mit einem Cover von „You’ve ain’t seen nothing yet“.

Publikum in Hockenheim verlangt Zugabe

Als das Publikum nach dem Ende des rund zweistündigen Konzertes noch nach einer Zugabe verlangt, wird klar: Der Stimmung nach zu urteilen war der Auftritt von Stefan Kahne und Achim Degen in diesem Jahr trotz der widrigen Umstände kein Misserfolg.

„Wir haben lieber ein kleines Publikum, das so gut mitmacht wie ihr, als eine Riesen-Crowd ohne Elan“, meint Achim Degen. Trotzdem bleibt natürlich zu wünschen, dass das talentierte Duo im nächsten Jahr mit mehr Publikum und spätsommerlicheren Temperaturen die Musik der letzten 60 Jahre zelebrieren kann.

Freier Autor Freier Mitarbeiter

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