Hockenheim. Die Freude war nicht nur bei den Mitgliedern des Kleintierzüchtervereins C84 Hockenheim 1906 groß, sondern auch bei den Besuchern, denn nach zweijähriger Pandemiepause konnte das dreitägige „Gockelfest“ auf dem Vereinsgelände im Hofweg 2 wieder stattfinden. Die rund 1800 knusprigen Hähnchen fanden reißenden Absatz.
Man befindet sich bei den Kleintierzüchtern mitten im Grünen, obwohl man sich nur wenige hundert Meter vom Trubel der Rennstadt entfernt aufhält. So war es auch kein Wunder, dass sich beim traditionellen „Gockelfest“, das schon über ein halbes Jahrhundert gefeiert wird, schnell jene Gemütlichkeit einstellte, die man dort seit jeher gewohnt ist. Sowohl in der Halle als auch im Außenbereich nutzten die Besucherinnen und Besucher nicht nur eifrig das reichhaltige kulinarische Angebot mit Brathähnchen, goldgelben Pommes, Salaten und gekühlten Getränken oder Kaffee und Kuchen, sondern auch die Gelegenheit zur ausgiebigen Kommunikation untereinander.
Weniger Gemütlichkeit, aber dafür umso mehr gute Laune gab es derweil in der Küche, denn dort wurde ein Hähnchenspieß nach dem anderen gerichtet und in einen der drei glühenden Grills gesteckt. Was dabei nie fehlen durfte: die streng geheime, vereinseigene Gewürzmischung.
Vorstand Thorsten Kneis teilte gut gelaunt mit: „Die wird von Vorstand zu Vorstand weitergegeben. Außer uns macht das kein Verein der Gegend mehr, nur Neulußheim. Unsere Hähnchen schmecken deshalb so gut und sind so zart, dass das Fleisch quasi schon zerfällt.“
Dass die Gewürzmischung eine ganz besondere sein muss, konnte auch Kerstin Sorge, die zweite Vorsitzende, bestätigen: „Thorsten wurde schon Geld geboten, dass er sie verrät. Als sie bei ihm nicht weiterkamen, traten sie an mich heran. Am Ende boten sie 400 Euro.“ Lachend ergänzte sie: „Aber die wird nicht verraten. Da sind wir uns einig.“
Worauf ihr Kollege und Thorsten Kneis zustimmend nickte, um dann schnell weiter in der Küche zu arbeiten. „Schließlich bedeutet Vorstandschaft, dass der Vorstand schafft‘“ kommentierte er gut gelaunt. Besucher Andreas Zahn lobte: „Es ist richtig lecker, das Hähnchen hier – und richtig groß.“
„Auch die selbst gemachten Salate sind der Hammer“, ergänzte sein Bruder Uwe, der weiter hinzufügte: „Es ist einfach geil, dass man Geselligkeit auf diese Weise leben kann, da Feste wie dieses wieder stattfinden können.“ Auch Mike und Christina aus Hockenheim waren begeistert: „Einfach toll hier. Und die Organisation auch, sodass man nicht so lange auf sein Essen warten muss wie anderswo.“
Rückkehr der Feste wichtig
Die Zeit ohne Feste und Publikumsverkehr sei als Verein eine harte gewesen, so der Vorstand, der mit seinen schwarzen Australorps-Hühnern schon mehrfach den badischen und süddeutschen Meistertitel einheimsen konnte und präzisierte: „Ohne Vereinsfeste fehlen einfach wichtige Einnahmen. Die Unterstützung von der Stadt Hockenheim beträgt nur 300 Euro pro Jahr. Und für das Fest müssen wir die Schanklizenz bezahlen und auch die Plakatierungsgebühren. Beides wird als Unterstützung für die Vereine in anderen, nahe gelegenen Gemeinden nicht verlangt. Es wäre großartig, wenn das auch in Hockenheim so wäre und wenn die Unterstützung etwas höher ausfallen würde“. Kerstin Sorge ergänzte: „Unseren Verein gibt es immerhin schon über 100 Jahre und er gehört zu Hockenheim wie der Wasserturm.“
In einem sind sich die Vereinsmitglieder einig: die Leidenschaft für die Rassegeflügel- und Rassekaninchenzucht. „Und hier gibt es eine großartige Gemeinschaft. Jeder hilft jedem. Und man ist mitten im Grünen. Das ist quasi wie Urlaub“, schwärmen die Vorstände.
„Man muss aber ein bisschen verrückt sein“, sagte Kneis lächelnd, aber es wäre auch ein sehr lohnendes Hobby. „Jeder, der mal ganz unverbindlich in die Kleintierzucht hineinschnuppern möchte, ist herzlich willkommen. Einfach anrufen oder am samstags ab 10 Uhr vorbeischauen“, lud er ein. „Wir sind derzeit 60 Mitglieder und geben gerne Auskunft, auch dazu, wenn jemand sich in seinem Schrebergarten oder dem Garten zuhause einen Geflügel- oder Kaninchenstall bauen möchte. Denn auch das geht, wenn der Kleingartenverein und die Nachbarn nichts dagegen haben.“
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