Hockenheim. Voll besetzt ist die Stadthalle beim Jubiläumskonzert der „MGV Liedertafel“ von Sonntagabend, das den Zuhörern ein breites Band an Chormusik präsentierte. Dabei wirkte neben dem Männerchor auch der Frauen-, der gemischte Chor sowie das 2011 gegründete Vokalensemble Chorios mit.
„Das heutige Konzert bildet den krönenden Abschluss der Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag des Vereins“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Ria Keller, die als Moderatorin durch das Programm führte. „Unser heutiges Konzert wird sie in die Welt des Chorgesangs der Oper, Operette, der Romantik und des Musicals, aber auch der klassischen und neuzeitlichen Chorliteratur entführen“, kündigte sie das vielfältige, abwechslungsreiche und beschwingte Repertoire des Abends an.
Schwungvoll startete der Männerchor, begleitet vom Oekumenischen Orchester unter der Leitung von Frank Christian Aranowski, mit dem „Fliegermarsch“ aus der Operette „Der fliegende Rittmeister“ von Hermann Dostal. Stilecht stellte das Orchester die Wesensmerkmale des Marsches klar heraus, in Klang und Rhythmus elegant an den Gesang der Männer angepasst.
Dem Alltag entrissen
Dass ein motivierter und gut geführter Männerchor die Zuhörer ihrem Alltag zu entreißen und mitunter tief zu berühren vermag, bewiesen die Sänger mit der Arie „O Isis und Osiris“ aus Mozarts Zauberflöte, mit dem Lied „Herr, deine Güte reicht so weit“ von Eduard Grell, insbesondere aber mit dem zeitlos schönen „Im Abendrot“ von Franz Schubert.
Vor dem Auftritt des Frauenchors erläuterte die Moderatorin, dass er 1980 ins Leben gerufen wurde, nachdem die Mitgliederversammlung der Gründung nach langem Zögern zugestimmt hatte. Damit betrat die MGV Liedertafel absolutes Neuland, denn bis dahin war sie „ausschließlich den Herren der Schöpfung vorbehalten“.
Den warmen, äußerst gepflegten und harmonischen Chorklang stellte der Frauenchor mit „Barcarole“ aus Hoffmanns Erzählungen unter Beweis, aber auch mit „Die Meere“ von Johannes Brahms oder „Abendsegen“ von Engelbert Humperdinck. Musikalische Expressivität und Stimmkultur verbanden sie wunderbar auch in Hanne Hallers „Vater unser“ oder im Song „Schau, was Liebe ändern kann“ von Andrew Lloyd Webber.
Zwischen den Vorträgen trat die erste Solistin des Abends, Martina Ahnepohl, auf. Seit frühester Jugend ist Martina Ahnepohl mit der Liedertafel verbunden, informierte Keller. „Sie war lange Zeit als Sängerin in unserem Frauenchor aktiv und ist wegen ihrer wunderbaren Konzerte in der Region überaus bekannt.“ Ihr warmer Sopran in der Arie „O mio babbino caro“ aus der Oper „Gianni Schicchi“ von Giacomo Puccini (1858 bis 1924) begeisterte restlos auch die Zuhörer in der Hockenheimer Stadthalle.
Nachwuchssorgen
Von Wilhelm Busch stammen die Zeilen: „Eins zwei drei im Sauseschritt eilt die Zeit, wir eilen mit“. Leider ging die Zeit auch an den Chören der Liedertafel nicht spurlos vorüber, führte Keller aus, „auch uns fehlt es an Nachwuchs, dennoch wollen wir auf das Singen nicht verzichten“.
Die Liedertafel griff zur Möglichkeit, die gemischte Chorvariante zu wählen, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die große Besetzung ließ dann auch bei „The rose“, „Ave Verum“ von Camille Saint-Saëns oder bei dem aus der Feder des Dirigenten Frank Christian Aranowski stammenden Lied „Miteinander leben“ eine unerhörte Eindringlichkeit zu, die im Gedächtnis bleiben wird.
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Der zweite Teil des Abends begann mit der Solistin Tina Haas, die ebenfalls ein Kind der Liedertafel ist. Ihre ersten Schritte des Chorgesangs begann im Kinderchor, bevor der Wechsel zum Frauenchor folgte. Heute tritt sie als Musical-Darstellerin auf vielen Bühnen auf, in der Stadthalle mit der Arie „Einsames Gewand“ aus dem Musical „Die Päpstin“, eine ihrer Paraderollen.
Den Gesang unterstützte das Oekumenische Orchester mit fließenden Tempi, die die Stimme der Sopranistin schwerelos über dem Orchesterklang schweben ließen. Mit „Heel pretty“ und „Somewhere“ aus dem Musical „West Side Story“ von Leonard Bernstein präsentierte sich das Vokalensemble „Chorios“ und erntete ebenfalls viel Beifall für seinen Vortrag.
Grandioser Abschluss
Für einen grandiosen Abschluss sorgte der Auftritt aller Chöre mit der Darbietung von „Für alle“ von Hanne Haller, „Halleluja“ von Leonard Cohen und „An die Freude“, dem Schlusschor aus Beethovens neunter Sinfonie. Dafür spendete das Publikum in der Stadthalle langanhaltenden Applaus mit stehenden Ovationen.
Nach Dankesworten vonseiten der ersten Vorsitzenden und der Zugabe „Jerusalem“, wo der Bariton Hans-Joachim mit satter Sonorität beeindruckte, ging dieses Jubiläumskonzert zu Ende, für viele ein denkwürdiges Erlebnis.
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