Zehntscheunenplatz

Hockenheimer drücken Solidarität mit ukrainischem Volk aus

Zahlreiche Menschen haben ein Zeichen gegen den russischen Überfall auf die Ukraine gesetzt und für Frieden und Freiheit demonstriert. Die Redner betonten die Bedeutung von Solidarität und Erinnerung an Kriegsopfer.

Von 
zg/ps
Lesedauer: 
Sprecher bei der Kundgebung vor der Zehntscheune: Michael Dahlinger, Yulia Steinmann, Patrick Stypa, Steffen Haubner und Jakob Breunig. © Patrick Stypa

Hockenheim. Zahlreiche Menschen sind dem Aufruf der Hockenheimer Gemeinderatsfraktionen und Kirchen gefolgt und haben ein Zeichen gegen den russischen Überfall auf die Ukraine und für Frieden und Freiheit gesetzt. „Es ist uns wichtig, parteiübergreifend zu zeigen, dass für uns dieser Krieg keine Normalität wird, auch wenn der russische Angriffskrieg sich bereits zum zweiten Mal jährt“, sagte Jakob Breunig. Zur Kundgebung waren auch viele geflüchtete Ukrainer gekommen, für die Yulia Steinmann die Redebeiträge übersetzte.

Breunig ging auf die Wirkung von Kriegsbildern ein. Zu jedem Krieg gehörten Bilder und Videos: Bilder von Panzern, die durch das Gelände fahren, Bilder von abgefeuerten Waffen, Bilder von Leichen und Videos, die das Töten und Sterben zeigten. Doch ganz egal, was diese Bilder und Videos darstellten, sie bildeten nie ganze Zusammenhänge ab und würden nur das zeigen, was derjenige, der es verbreitet, wolle. So würden Videos auch für Propagandazwecke verwendet. Besonders Drohnenvideos gäben mit ihrem „Blick von oben“ eine neue und sehr detaillierte Perspektive auf das Kriegsgeschehen. So zeigten Drohnen, wie Insassen aus brennenden Fahrzeugen rausspringen und dabei sterben würden. „Aber eiskalt bleibt das Bild, wenn Menschen durch Bomben, die von Drohnen abgeworfen werden, sterben. Denn Bilder transportieren nicht den körperlichen Schmerz und auch nicht, was es bedeutet, wenn ein Mensch stirbt“, stellte Breunig fest.

Hockenheimer gedenken Alexei Nawalny

Es gebe mittlerweile so viele Videos über das Kriegsgeschehen, dass ganze Tage damit gefüllt werden könnten. Doch an diese Feststellung schloss Breunig seinen Wunsch an: „Eigentlich sollte es keine Videos vom Krieg geben. Denn eigentlich sollte es keinen Krieg geben.“

Mehr zum Thema

Spendenaktion

Hilfsgüter in der Ukraine angekommen und verteilt

Veröffentlicht
Von
Catharina Zelt
Mehr erfahren
Rathaus

Trotz Sprachbarriere und Bürokratie: Integration in Ketsch geht voran

Veröffentlicht
Von
Henrik Feth
Mehr erfahren
Nachgefragt

Geflüchtete in Hockenheim: Mit einer Unterkunft ist es nicht getan

Veröffentlicht
Von
Matthias Mühleisen
Mehr erfahren

An Breunig Worte schloss sich Patrick Stypa an: „Heute versammeln wir uns, um unsere Solidarität mit dem ukrainischen Volk auszudrücken und um der Kriegsopfer zu gedenken.“ Gedacht wurde auch des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny, der wegen seiner Überzeugungen und seines Einsatzes dafür sterben musste. Das zurückliegende Jahr sei für die Ukraine geprägt gewesen von Rückeroberungen und Rückschlägen. Ins Gedächtnis eingebrannt hätte sich für viele der ukrainische Angriff auf die Krimbrücke: „Für uns waren es Bilder von lodernden Flammen, für viele Ukrainer müssen sich die Flammen wie ein Feuer der Hoffnung angefühlt haben“, sagte Stypa.

Hoffnung sei es, die die Ukrainer vor nunmehr zehn Jahren auf den Maidan getrieben habe, „und Hoffnung ist es auch, die uns hier heute versammeln lässt“, so Stypa. Doch sie allein mache die Welt nicht besser: „Lasst uns deswegen nicht nur hoffen. Lasst uns gemeinsam dafür einstehen, dass Krieg und Gewalt keine Zukunft haben – weder in der großen Welt noch hier bei uns vor Ort.“ Gemeinsam sollten Menschen dafür einstehen, dass sie Menschen nicht aufgrund ihrer Nationalität beurteilen – egal, ob Russen oder Ukrainer – sondern allein aufgrund ihrer Taten. „Lasst uns gemeinsam dafür einstehen, dass die Werte und Prinzipien, auf denen unser Staat und unsere Weltordnung aufbauen, geschützt werden“, rief Stypa die Teilnehmer auf. In seiner Rede forderte er Wladimir Putin auf, den Angriffskrieg zu stoppen, die russischen Truppen abzuziehen und die Ukraine in Frieden leben zu lassen.

Angst vor Konflikt-Ausbreitung

Während Steffen Haubner als Priester der neuapostolischen Kirchengemeinde mit seinem ökumenischen Beitrag Raum schuf für die Sorgen um die Menschen in der Ukraine und für die Angst vor einem sich weiter ausbreitenden Krieg in Europa, trug Michael Dahlinger, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Hockenheim, ein Friedensgebet vor, das anlässlich des zweiten Jahrestags des russischen Überfalls formuliert wurde. Zum Abschluss bedankte sich Stypa bei allen Beteiligten in der Hoffnung, dass keine weitere Kundgebung notwendig sei. zg/ps

Viele Menschen haben sich vor der Zehntscheune versammelt, um gegen den Krieg gegen die Ukraine ein Zeichen zu setzen. Einige haben ukrainische Fahnen dabei, auf dem Plakat heißt es „Ihr seid nicht allein“. © Bündnis für Frieden

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung