Rathaus

Trotz Sprachbarriere und Bürokratie: Integration in Ketsch geht voran

Die Ketscher Integrationsbeauftragte Nicole Verclas und Latifa Yasemine Yahia Cherif vom Deutschen Roten Kreuz berichten über die Arbeit und die Fortschritte im Integrationsbüro.

Von 
Henrik Feth
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Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte Nicole Verclas (l.) und Latifa Yasemine Yahia Cherif vom DRK vor einem zusammenfassenden Plakat ihrer Arbeit. © Feth

Ketsch. Die ersten Tage, Wochen und Monate in einem fremden Land sind für die meisten Geflüchteten eine Herausforderung – vieles ist unbekannt, ob die in Deutschland herrschende Bürokratie oder schlicht und einfach die Sprache. Doch dank des Integrationsbüros der Gemeinde ist den in Ketsch untergebrachten Geflüchteten – aktuell 240 zugeteilte Personen verschiedenster Nationalitäten – Unterstützung garantiert.

Federführend ist hierbei die Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte Nicole Verclas, die seit November 2016 dafür sorgt, dass sich Geflüchtete in Ketsch besser einfinden können. Ihr zur Seite steht Latifa Yasemine Yahia Cherif vom Integrationsmanagement des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), die an festen Tagen im Ketscher Rathaus für Sprechstunden zur Verfügung steht.

Auch Übersetzerinnen für Ukrainisch sind auf dem Ketscher Rathaus anzutreffen

Zusätzlich kommen regelmäßig – ebenfalls durch die Zusammenarbeit mit dem DRK – zwei Helferinnen, die ukrainisch sprechen und als wertvolle Übersetzerinnen die Kommunikation zwischen Ratsuchenden und Hilfeleistenden erleichtern. „Mittwochs ist immer Ukraine-Tag, da sind die Übersetzerinnen da. Das Angebot wird auch sehr gut genutzt. Zwar haben wir offene Sprechstunden, aber wir empfehlen den Ratsuchenden immer, vorab einen Termin zu machen“, berichtet Verclas zum Ablauf der Beratung im Integrationsbüro.

Aktuell stehe Ketsch bei der Aufnahme von Geflüchteten laut dem „Königssteiner Schlüssel“ gut in der Quote. „Wir versuchen, die Menschen dezentral unterzubringen und so die Integration zu fördern. Beispielsweise haben wir aktuell zwei größere Wohngemeinschaften“, sagt Verclas. Auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Stellen funktioniere hervorragend, als Beispiel nennt die Integrationsbeauftragte die Neurottschule, wo seit 2016 eine Hausaufgabenbetreuung mit der Hilfe von Ehrenamtlichen angeboten wird.

Der Frauensprachkurs für Geflüchtete in Ketsch hat Kinderbetreuung inklusive

Momentan läuft zusätzlich ein Frauensprachkurs mit integrierter Kinderbetreuung, der zweimal wöchentlich im Ferdinand-Schmid-Haus stattfindet und sich großer Beliebtheit erfreut. Sprache sei generell eines der wichtigsten Themen, wie Cherif anmerkt. „Mit dem Verstehen der Sprache geht einer der wichtigsten Schritte der Integration einher. Wir möchten hier weiterhin umfangreiche Möglichkeiten bieten und sind auch im ständigen Kontakt mit dem Sozialamt.“

Aktuell würden sich in Ketsch ungefähr 50 Ehrenamtliche bei der Integration von Flüchtlingen einbringen. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Central Kino, wo einmal im Monat die „Sunday Movies“ als integrationsfördernde Veranstaltung stattfinden, ist hierbei eines der Flaggschiffe. Zudem soll am 15. März das gemeinsame Fastenbrechen zu Ramadan in der Rheinhallegaststätte stattfinden.

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„Außerdem gibt es über die Ortsgrenzen hinaus ebenfalls tolle Angebote, die von den Geflüchteten genutzt werden. So beispielsweise in Hockenheim oder Brühl“, lässt Verclas wissen. Neu sei das Projekt der Elternmentoren, das gerade in Zusammenarbeit mit der Elternstiftung Baden-Württemberg in Ketsch anläuft. Dabei können Ehrenamtliche eine Basisqualifizierung zum Interkulturellen Elternmentor kostenfrei erlangen und ihre kulturelle Kompetenz nützlich bei der Integration von geflüchteten Familien einbringen.

Latifa Cherif kommt aus Algerien und spricht fließend französisch und arabisch

Latifa Cherif, die aus Algerien stammt, fließend arabisch und französisch spricht und auch als Übersetzerin sowie Dolmetscherin arbeitet, bringt die Herausforderungen im Integrationsmanagement auf den Punkt: „Es ist nicht nur die Sprachbarriere, sondern auch die Hürde der Bürokratie in Deutschland. Angefangen mit der Anmeldung in einem Kindergarten bis hin zu der Schulpflicht. Die hier gelebte Papierwut ist ein großes Problem.“

Sowohl Verclas als auch Cherif berichten von großer Dankbarkeit seitens der Ratsuchenden. Man sei dabei, die bestehenden Integrationsstrukturen in der Gemeinde zu erweitern. So kann Ketsch auch weiterhin ein Paradebeispiel für Integration in der Region bleiben.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

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