Unterhaltung

Hockenheimer Duo der Begabten Hausfrauen geben Abschiedsgala

Nach fast drei Jahrzehnten ist Schluss: Marina Nottbohm und Sabine Weyers sind das Unterhaltungsduo Begabte Hausfrauen und erklären warum sie den Titel ihrer „Abschiedsgala: Klappe, die 1.“ ernst meinen.

Von 
Matthias Mühleisen
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„La Paloma Oh weh“: Im März 2015 sorgen die Begabten Hausfrauen mit Verstärkung auf dem Kreuzfahrtschiff für ausverkauftes Haus im Pumpwerk. © Lenhardt

Hockenheim. Am Weltfrauentag werden Rechte für Frauen eingefordert, zumeist das auf Gleichberechtigung. Die Begabten Hausfrauen haben das nicht nötig. Die Forderung der Bundesfrauenministerin Franziska Giffey von 2021, „Frauen müssen sichtbarer werden“, haben sie quasi übererfüllt. Sie sind seit nahezu 25 Jahren in der Kulturszene Hockenheims und darüber hinaus unübersehbar. Das einzige Recht, das sie für sich noch reklamieren, ist das auf Abschied von der Bühne trotz großer Fangemeinde. Ende März ist Schluss mit den „BHs“ – mit oder ohne Verstärkung. Grund genug für Marina Nottbohm und Sabine Weyers, im Gespräch mit unserer Zeitung einen Blick zurückzuwerfen.

„Abschiedsgala: Klappe, die 1.“ heißt es am Freitag, 24., und Samstag, 25. März, jeweils um 20 Uhr im Pumpwerk, der Lieblingsbühne der Begabten Hausfrauen. Traurig für ihre Anhänger: Diesmal ist der Titel Programm, die beiden machen ernst. Marina Nottbohm zieht kommendes Jahr mit ihrem Mann Klaus, der als Gitarrist zur „Verstärkung“ gehört, in die Umgebung von Freiburg um, wo ihre Tochter mit Familie lebt – Enkel und Garten statt Keyboard und Kommunalpolitik.

Mit 70 noch auf der Bühne? Nichts für die Begabten Hausfrauen aus Hockenheim

Doch das sei nicht der einzige Grund: Das berufliche Engagement der weiteren „Verstärker“ Oliver Brinkmann (Bass) und Carsten Wagner (Schlagzeug) mache es kaum möglich, Termine für Auftritte zu finden. Außerdem ertrage sie die Vorstellung nicht, mit 70 noch über die Bühne zu hüpfen.

Anstoßen auf den Gartenschaupark: Beim Programm zu dessen 20-jährigem Bestehen 2011 mischen Weyers/Nottbohm mit. © Götzmann

Ihren Künstlernamen verdanken die beiden übrigens unserer Zeitung: Einer ihrer frühen Auftritte umrahmte im März 2002 die Feier zum 50-jährigen Bestehen des Hausfrauenbunds Hockenheim und der Berichterstatter meinte zu ihren Beiträgen deutlich vernehmbar: „Das sind mal zwei begabte Hausfrauen.“ Das Wort Frauen spielte aber von Anfang an eine Rolle: Sabine Weyers, deren Nachname damals noch Zahn-Heidenreich war, suchte 1996 eine Pianistin für ihren Auftritt bei der Hockenheimer Frauennacht. Mit ihrer Anfrage bei Marina Nottbohm landete sie bei der richtigen Person zur falschen Zeit: Die Nottbohms zogen eine Woche darauf für zwei Jahre in die USA. Doch kaum waren sie zurück, klingelte Zahn-Heidenreich wieder an der Tür. Und die Tastenfrau dachte: „Ja, das eine Projekt kann man ja mal machen.“

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Hockenheim: Die Begabten Hausfrauen blicken zurück

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Doch der „Supererfolg“ 1998 beflügelte das Duo zum Weitermachen. Und so entstand das erste Programm „Abc der Liebe“ mit Stücken aus verschiedenen Musikstilen, das sie auch beim Hausfrauenbund spielten. Aus den Moderationen zwischen den Liedern, die gut ankamen, kristallisierte sich immer mehr das Markenzeichen der Begabten Hausfrauen heraus: das gegenseitige Gestichel der beiden unterschiedlichen Charaktere, der Drang der Pianistin ins Rampenlicht, die nicht immer „da hinten“ sitzen möchte. Und das Temperament der Sängerin, der die Ausführungen der übergründlichen Partnerin viel zu lange dauern.

Anfangs standen Benefizauftritte im Vordergrund, für Rotary, die Evangelische Kirchengemeinde oder die Arche. Das machte die Begabten Hausfrauen ebenso bekannt wie die Auftritte mit Thomas Liebscher und dessen Mundartgedichten. Liebscher hatte viele Kontakte in der Region, sodass der Aktionsradius in den folgenden Jahren stark erweitert wurde.

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„Schicksalhaft“ war die Mitwirkung Marina Nottbohms beim Musical „Café Napoli“ des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums 2008: Dort lernte sie die Ex-Gaußianer Oliver Brinkmann und Carsten Wagner kennen, die ebenfalls als Externe mitwirkten. Nach den erfolgreichen Aufführungen hatten die beiden Lust, weiter musikalisch mit Nottbohm zusammenzuarbeiten. Im Herbst 2008 kam es zum ersten Zusammentreffen im Gauß, und weil ein Gitarrist fehlte, brachte Nottbohm ihren Mann Klaus mit.

Daraus resultierte im Herbst 2009 im Pumpwerk der erste Auftritt der „BHs mit Verstärkung“. Der war ein solcher Erfolg, dass klar war: Diese Konstellation wird beibehalten – neben dem Duo, das bei Geburtstagen oder Jubiläen zum Einsatz kommt. Denn „es ist auch mal schön, wenn man nicht den ganzen Krempel aufbauen muss“, sagt Marina Nottbohm. Und so entstanden in schöner Regelmäßigkeit neue Programme: „War nix – gleich nochmal“ (2011), „La Paloma Oh weh“ (2013), „Alte Feindschaften – Klassentreffen“ (2014), „LokalmataDiven“ (2016), „Wolkig bis heiter“ (2018) sowie „Blick zurück nach vorn“ (2019).

Sämtliche Programme stammen aus der Feder des Hockenheimer Duos

Alle Programme wurden selbst geschrieben, auf „Blick zurück nach vorn“ ist Sabine Weyers besonders stolz, weil hier auch sämtliche Lieder neue Texte erhielten: So wurde etwa aus „Riders on the storm“ von „The Doors“ „Isch’s eich ach so woarm?“

Corona hat auch die Hausfrauen ausgebremst. Am 13. März 2020 sollte das „Wolkig bis heiter“, das „Wetterprogramm“, in Plankstadt über die Bühne gehen – und wurde verschoben und nochmal verschoben – und dann abgesagt. Erst im Frühjahr 2022 ging es weiter – mit der Arbeit an der Abschiedsgala. „Es ist schon ein Best of“, erklären Nottbohm und Weyers, auch wenn an einigen Stücken etwas verändert wurde.

„BHs mit Verstärkung“: Oliver Brinkmann, Klaus Nottbohm und Carsten Wagner ergänzen ab Herbst 2009 die Hausfrauen. © BHs

Immer wieder taucht die Frage „Wisst ihr noch?“ auf, die sich wie ein roter Faden durchs Programm zieht. Wobei die Anrede förmlich bleibt: In all den Jahren auf der Bühne haben sich die Protagonistinnen stets gesiezt – gepflegte Aversion als Markenzeichen. „Es ist erstaunlich, wie oft von uns beiden nach einem Auftritt angenommen wurde, dass wir wirklich furchtbar verzankt sind – wir müssen wohl ganz gut sein darin“, schmunzelt Marina Nottbohm. Freuen dürfen sich die Zuhörer auf Publikumsfavoriten und Lieblingsstücke der Musiker.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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