Hockenheim. Die Protestwelle hat nicht lange zum Aufbau gebraucht: Ein Zusammenschluss von Hockenheimer Familien und Personen hat sich mit einem Appell an die Mitglieder des Gemeinderats gewandt, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, „mit der das Aquadrom nicht nur überlebt, sondern gestärkt in die Zukunft geht“. Mit den von Oberbürgermeister Marcus Zeitler am Mittwoch bei der Bürgerinformationsveranstaltung vorgestellten Plänen sind sie nicht einverstanden.
Der Zusammenschluss bittet die Stadträte, „klare Kante gegenüber der Verwaltungsspitze“ zu zeigen: „Nutzen Sie Ihr Prüfungs- und Mitspracherecht, um den Oberbürgermeister aufzufordern, alternative Sanierungskonzepte und Sparmaßnahmen vorzulegen, statt eine jahrelange oder eventuell komplette Schließung für das Aquadrom als unvermeidbar zu deklarieren.“
„Bürger‑ und Gemeininteresse stehen hier zugleich auf dem Spiel“
Das Aquadrom sei ein echtes Bürgerbad: Viele Hockenheimer hätten vor vielen Jahren durch ihre Beiträge den Bau des Schwimmbads erst ermöglicht. Die Initiative fordert: „Erinnern Sie Verwaltung und Kollegium daran, dass hier Bürger‑ und Gemeininteresse zugleich auf dem Spiel stehen.“ Beim Thema Kosten, ausschlaggebend für die radikalen Pläne zur Reduzierung des Angebots, fragt sie: „Warum macht das Aquadrom fast doppelt so viel Minus wie andere Bäder, die vergleichbar sind? Wo können wir weitere Kosten einsparen?“ Sie regt an, über Salzgrotte und Sole-Außenbecken zu sprechen.
Nach Einschätzung der Gruppe laufen viele Dinge im Aquadrom sehr ineffizient, auf die Kritik der Besucher werde nicht eingegangen. Technische Anlagen zur Automatisierung von Eintritt, Abrechnung und Bewirtung seien zwar vorhanden– darunter Chipbänder, Einlass-Automaten und bargeldlose Bezahlsysteme – funktionierten jedoch seit Jahren nicht zuverlässig oder würden überhaupt nicht genutzt. Als Beispiel schreibt sie: „Im Aquadrom braucht man zwei bis drei Mitarbeitende an der Kassen, was in keinem anderen Schwimmbad in der näheren Umgebung der Fall ist.“
Zusätzliche Einnahmen durch Kooperationen und Sponsoring in Hockenheim
Die Aquadrom-Aktivisten regen die Einführung von Sondertarifen und flexiblen Öffnungszeiten mit reduziertem Angebot an, etwa Frühschwimmen ab 6 oder 7 Uhr oder Spätschwimmen von 20 bis 22 Uhr mit eingeschränkter Bereichsnutzung im Schwimmerbecken und personell schlanker Besetzung. Ein weiterer Vorschlag betrifft die Optimierung der Betriebsabläufe und smartere Personaleinsätze in Zeiten geringerer Auslastung.
Kooperationen mit örtlichen Vereinen und Unternehmen für Sponsoring, Schwimmkurse, Eventbuchungen oder Werbeflächen könnten nach Ansicht der Initiative ebenso zusätzliche Einnahmen bringen wie attraktive Preismodelle für Familien, Vielnutzer und Sportvereine, um feste Einnahmen und eine bessere Auslastung zu sichern, heißt es in dem Schreiben weiter. Das aktuelle Preismodell, bei dem nur eine Aufstockung von Kurzzeit auf den ganzen Tarif möglich ist, werde häufig kritisiert. „Warum nicht eine Nachzahlung für die überzogene Zeit?“, fragt die Gruppe. Das halte Familien davon ab, überhaupt zu gehen. In anderen nahegelegenen Bädern gestalte sich ein Besuch mit der ganzen Familie deutlich entspannter, dank flexibler Preismodelle.
Kleines Hallenbad mit schlechter Luft keine Alternative bei Klimawandel
Ein kleines Hallenbad mit schlechter Luft sei keine Alternative im Hinblick auf den Klimawandel. Bei langen Perioden jenseits von 30 Grad Celsius brauchten die Menschen eine Abkühlung im Freien. Der Klimawandel lasse längere Freibadperioden zu. Eine vollständige Schließung des Freibads würde unweigerlich dazu führen, dass Menschen an heißen Tagen anders Abkühlung suchen werden, auch in Kraichbach, Anglersee und anderen Orten, an denen das unerwünscht sei.
Nicht nachvollziehen kann der Zusammenschluss, warum das Aquadrom für den von ihm nicht gewünschten Umbau zwei Jahre komplett schließen soll. Wenn man einzelne Teile zurückbaue, solle man das so gestalten, dass möglichst wenig Schließtage entstehen. Einzelne Becken stillzulegen, erfordere keine Schließung und sei kostengünstiger. Ob die 17 Millionen Euro Investitionen in Bestandssicherung, Teilabbruch und Neubau, die in der bevorzugten dritten Variante veranschlagt sind, durch die Veräußerung von Bauland auf dem Gelände des Aquadroms zu refinanzieren wären, stellt die Initiative infrage. Kritisch merkt sie an: „Aus unserer Sicht trägt das nur zur besseren Bilanz der Amtsperiode von Herrn Zeitler bei - aber ist keinesfalls den Bürger/innen zuträglich.“
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