Freiwillige Feuerwehr

Hockenheimer Jungstörche bereit für Reise ins Winterquartier

Unter den Argusaugen ihrer Eltern werden die drei Hockenheimer Jungstörche mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr beringt. Damit steht der im Spätsommer folgenden Reise in den Süden nichts mehr im Wege.

Von 
Katrin Dietrich
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Altstorch „Jonas“ kommt schon seit 17 Jahren in die Rennstadt und ist den jährlichen Besuch der Drehleiter gewöhnt. © Dietrich

Hockenheim. „Aha, da kommen sie wieder“, so in etwa konnte man am Sonntagvormittag den Gesichtsausdruck von Storch „Jonas“ deuten, als er von seinem Nest in der Hauptstraße herunter schaute. Unten stand die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr und der ehrenamtliche Vogelberinger für die Vogelwarte Radofzell, Thomas Picke. Er, wie auch die Feuerwehr sind alte Bekannte des nun 17 Jahre alten Weißstorches, der sich seit über einem Jahrzehnt bestens um seine Jungen im Hockenheimer Storchennest kümmert.

Als Dominik Adolf und Daniel Achtstätter den Bringer mit der Drehleiter zum Nest auf dem Dach von Familie Adelsberger brachten, blieb „Jonas“ zunächst ganz entspannt und flog erst im letzten Moment davon. Er suchte sich ein Dach ganz in der Nähe des Nestes aus, landete dort und beobachte die Beringungsaktion.

Stress für Hockenheimer Jungstörche wird so niedrig wie möglich gehalten

Als die drei Jungstörche den nahenden Korb der Drehleiter bemerkten, legten sie sich flach in ihr Nest. Dies ist ein angeborener Reflex, die sogenannte Akinese. Hierbei verfallen die Tiere in einen Totstellreflex. Dieser schützt sie vor Beuteangreifer und vereinfacht auch die Beringung. Um den Stress für die jungen Störche so gering wie möglich zu halten, deckte Thomas Picke die Vögel mit einem Handtuch zu und heftete ihnen den Ring mit ihrer persönlichen Nummer direkt über das Knie.

Tierwelt

Drei Jungstörche in Hockenheim beringt

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Alle drei machten einen gesunden Eindruck und es ist erkennbar, dass sie gut von ihren Eltern gefüttert werden. Jedoch befand sich wieder sehr viel Müll im Nest, allem voran wieder Unmengen von Plastik. Deshalb machte Picke gleich einen Hausputz bei Familie Storch und entfernte alles, was für die Tiere gefährlich sein könnte. Damit auch die letzten Reste des Mülls aus dem Nest genommen werden konnten, fuhren die Feuerwehrmänner das Nest nochmals aus einer anderen Richtung an und legten selbst Hand bei der Säuberung an.

Papa „Jonas“ saß dabei nur wenige Meter entfernt auf einem Dach oder flog um das Nest herum und schaute aufmerksam zu. Als sich der Korb der Drehleiter jedoch wieder vom Dach entfernte, kam er wieder zurück zu seinem Nachwuchs und gleich darauf sah man auch deren Köpfe, die Akinese war beendet.

Tauben und Nilgänse sind die Nest-Vorgänger der Hockenheimer Störche

Neben einigen Passanten schaute Uwe Heidenreich, Sprecher des Nabu-Ortsgruppe Hockenheim und stellvertretender Vorsitzender des BUND-Ortsverband Hockenheimer Rheinebene, bei der Storchenberingung zu. Aufmerksam hatte er, seit der Ankunft von „Jonas“ und seiner Partnerin „Svea“, das Nest über die Kamera beobachtet. So auch, dass aus drei der fünf gelegten Eier die Küken geschlüpft waren. Aber auch zuvor hatte er es schon im Blick und erklärte: „Erst waren Tauben im Nest zu sehen, dann die ägyptischen Nilgänse und dann kamen die Störche. Diese achten in diesem Jahr sehr auf ihre Körperpflege, denn ich sehe, dass sie sich ständig putzen.“

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Nun warten alle gespannt auf die ersten Flugversuche der Jungstörche, die man sehr gut an ihrem schwarzen Schnabel erkennen kann. Genau wie ihre Eltern werden sie im Spätsommer Hockenheim wieder verlassen und sich einen schönen Platz zum Überwintern suchen. Da es in vielen Ländern Menschen gibt, die die Ringnummern bei einer Sichtung der Vögel an die entsprechende Stelle weitergeben, ist bekannt, dass „Jonas“ 2006 in Cádiz (Spanien), 2008 und 2009 in Frankreich und 2010 sowie 2018 in Girona (Spanien) gesehen wurde. Selbstverständlich sind auch seine Aufenthalte in Hockenheim dokumentiert und noch einige weitere Sichtungen in Deutschland.

Von Hockenheim geht es nach Spanien oder Frankreich

Die beringten Störche, die in den vergangenen Jahren in Hockenheim das Licht der Welt erblickt haben, haben nachweislich ihre Winter in Spanien und Frankreich verbracht und einige kommen im Sommer auch gerne wieder zurück und wurden im nahen Umkreis zu Hockenheim oder auch in der Pfalz oder im Saarland gesehen.

Dominik Adolf (unten) und Daniel Achtstätter (rechts) bringen Thomas Picke hoch hinaus zum Storchennest. Drei Jungtiere galt es in diesem Jahr zu beringen. © Katrin Dietrich

Nun bleibt es den Jungstörchen einen guten Flug in die Zukunft zu wünschen und vielleicht kommen sie wieder in die schöne Rheinebene zurück? Damit es jährlich gelingt, dass die Störche in Hockenheim ihren Nachwuchs großziehen und alle darüber gut informiert sind, gilt ein besonderer Dank Kurt Adelsberger für die Nutzung seines Hausdaches, der Sparkasse Hockenheim für die Aufstellung des Laptops, Michael Graf für die Softwareorganisation, der Freiwilligen Feuerwehr Hockenheim, Thomas und Gabi Picke für die Beringung und ihren persönlichen Einsatz für die Störche und Norbert Sass vom Nabu für die Organisation zum Aufstellen des Laptops in der Sparkasse Hockenheim.

Freie Autorin Seit 2001 fotografiere und schreibe ich regelmäßig und gerne als Freie Mitarbeiterin für die Schwetzinger Zeitung. Vor meine Linse und unter meine Feder kommen gerne die Feuerwehr, Tiere, Natur, Kinder, Kirche, Feste, Kultur, mein Heimatort Reilingen und

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