Reilingen. Reilingen. Wohnungen sind in Reilingen ein knappes Gut. Kein Wunder, wenn die neue „Wohnung“ im nördlichen Dachraum des Kirchenschiffs von „St. Wendelin“ in kürzester Zeit belegt war - von einem Turmfalken-Pärchen. Das hat es sich in einem Nistkasten gemütlich gemacht.
Ihre „Miete“ arbeiten die Greifvögel ab, indem sie Tauben vergrämen. Anscheinend fühlen sich die Turmfalken im Schutz der Kirche schon heimisch und haben bereits für Familienzuwachs gesorgt. Fünf putzige Jungfalken bevölkern neuerdings die Brutstätte.
Die Turmfalken lösen in Reilingen auch die grassierende Taubenplage an der Kirche
Eine grassierende Taubenplage beschäftigt die Verantwortlichen der Seelsorgeeinheit Hockenheim schon längere Zeit. Unter den aggressiven Ausscheidungen der Tauben leidet vor allem der rote Sandstein des denkmalgeschützten, dreischiffigen Kirchenbaus. Zum Erhalt des baulichen Juwels mit seinen neugotischen Formen hatte der Stiftungsrat schon vor zwei Jahren keinen Ausweg mehr gesehen, als die Öffnungen am Glockenturm mit einem stabilen Nylonnetz abdichten zu lassen. Rundum angebrachte „Spikes“ sollten das Ansitzen der Tauben vor den Fensteröffnungen verhindern. Leider nur mit überschaubarem Erfolg. Zur dauerhaften Vergrämung der wilden Stadttauben setzen die Verantwortlichen daher auf die Wirkung einer naturnahen Alternative, nämlich die Ansiedlung von Turmfalken.
Karl Sternberger machte sich gemeinsam mit Messner Adam Marek ans Werk und zimmerte einen speziellen Turmfalken-Nistkasten. Er wurde im Herbst auf der Nordseite des Kirchenschiffs angebracht und ragt in den geschützten Dachstuhl. Mit fachlichem Rat standen Dr. Gerhard Ritschel, der ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte der Stadt Mannheim, sowie die Vorsitzenden vom BUND-Ortsverband Hockenheimer Rheinebene Dieter Rösch und Uwe Heidenreich zur Seite.
Tatsächlich zog im Frühjahr ein Turmfalken-Paar ein. Und vor Kurzem sind als i-Tüpfelchen sogar fünf gesunde Jungvögel geschlüpft. Während das Weibchen alleine brütet, jagt das Männchen und bringt die Beute zurück zum Nest. Schon nach vier Wochen werden die Turmfalken-Küken flügge. Nach einem weiteren Monat verlassen die Jungvögel den Nistkasten.
Der Turmfalke ist Vogel des Jahres 2007 und hat einen charakteristischen Ruf
Der Turmfalke war 2007 Vogel des Jahres. Die Greifvögel bevorzugen hochgelegene Nistplätze. Auf diese Vorliebe ist wohl auch der Name zurückzuführen. Falco tinninculus, der wissenschaftliche Name des Vogels, ist gleichbedeutend mit den Begriffen „schellend“ und „klingend“, eine Anspielung auf den charakteristischen Ruf des Vogels.
Tauben stehen nur sehr selten auf dem Speiseplan der Turmfalken. Die rund 250 Gramm schweren Raubvögel ernähren sich überwiegend von Feld- und Wühlmäusen. Doch die Tauben fürchten sich trotzdem vor ihnen.
„Seit die Falken hier wohnen, sind viel weniger Tauben rund um die Kirche unterwegs“, ist sich Adam Marek sicher. „Wollen wir hoffen, dass uns das auf Dauer gelingt und damit auch die lästigen Verschmutzungen mit Taubendreck merklich abnehmen.“
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen_artikel,-reilingen-turmfalken-gruenden-familie-in-reilingen-_arid,2090383.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html