Jubiläum

Hockenheimer Pflegedienst Offenloch: Aus zwei Mitarbeitern wurden über 200

Vor 30 Jahren hat Manuela Offenloch ihren ambulanten Dienst gegründet, um Angehörige zu entlasten - seitdem hat sich viel getan. Nun übernimmt ihre Tochter die Leitung.

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Matthias Mühleisen
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Regiewechsel im Pflegezentrum Offenloch: Marina (l.) hat zum Jahresanfang 2023 die Heimleitung von ihrer Mutter Manuela Offenloch übernommen. © Lenhardt

Hockenheim. Am Anfang stand die Erkenntnis, dass Menschen, die Angehörige pflegen, zu wenig Unterstützung finden. Ein Pflegegesetz gab es nicht, geschweige denn ein Angebot für Kurzzeitpflege. Und was das für die Pflegenden bedeutet, sah Manuela Offenloch regelmäßig bei ihrer Arbeit als Arzthelferin. Sie zu entlasten, war der Gedanke hinter der Gründung eines eigenen ambulanten Pflegedienstes. Das liegt jetzt 30 Jahre zurück und aus dem Anfang mit Büro im Keller zu Hause und einer Mitarbeiterin hat Manuela Offenloch ein Unternehmen mit 206 Beschäftigten aufgebaut, von denen 72 im ambulanten Pflegedienst tätig sind.

Beim Start im Januar 1993 dachte sie nicht in solchen Dimensionen. „Ich wollte eigentlich ausschließlich Verhinderungspflege anbieten“, blickt Manuela Offenloch zurück: Angehörigen ermöglichen, in Urlaub zu gehen, sich von der anstrengenden Tätigkeit erholen und neue Kraft schöpfen. Dass es dabei nicht bleiben würde, zeigte sich umgehend: Innerhalb weniger Wochen war das Team auf über zehn Mitarbeiterinnen gewachsen, die Nachfrage war enorm. Und nach einer Weile erkannte Offenloch die nächste Lücke: Betreutes Wohnen für Senioren, die Zwischenstufe zwischen dem Leben zu Hause und dem Pflegeheim gab es nicht.

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Also errichtete sie mit einer Bauherrengemeinschaft die Seniorenvilla in der Heidelberger Straße 28, die am 1. Mai 1997 eröffnet wurde. Es sollte nicht lange dauern, bis sie nach ambulanter Pflege und betreutem Wohnen auch in die vollstationäre Pflege einstieg: 1998 erhielt Manuela Offenloch das Angebot, ein Pflegeheim im neu zu errichtenden Med-Center zu betreiben. Die Herausforderung nahm sie an, begann eine berufsbegleitende Heimleiterausbildung. Im Juli 2000 öffnete das Pflegeheim.

Pflegedienst Offenloch Hockenheim: Angebot für junge Pflegebedürftige

Als der Rhein-Neckar-Kreis seine Geriatrische Rehaklinik in der Rathausstraße schloss, hatte Offenloch das nächste Angebot auf dem Tisch, aus dem sie Innovation entwickelte: An ihrem zweiten Heimstandort, den sie 2006 teilweise, ein Jahr später komplett übernahm, eröffnete sie 2009 einen Wohnbereich für junge Pflegebedürftige. Im Med-Center ist inzwischen eine ambulant betreute Wohngruppe und betreutes Wohnen untergebracht, „sozusagen eine WG für Senioren“, beschreibt die Betreiberin. „Damit ist das Konzept rund – wir können ein Angebot für jede Lebenslage der Pflegebedürftigkeit machen“, findet Manuela Offenlochs Tochter Marina, die schon als Kind die Arbeit ihrer Mutter in der Pflege erlebt hat und seit vielen Jahren mit ihr zusammenarbeitet. Die Kunden schätzten es, die Pflege aus einer Hand zu erhalten.

Als sie sich selbstständig machte, hatte Manuela Offenloch bereits viel Erfahrung im Umgang mit Senioren und Pflegebedürftigen gesammelt. Nach 14 Jahren in der Arztpraxis war sie der Meinung, es müsse beruflich noch etwas anderes geben. „Ich hatte das Glück, dass ich tolle Chefs hatte, die mich in der Entscheidung unterstützt haben“, berichtet sie. Und dass sie in ihren Schwiegereltern gerade in der Anfangszeit einen starken Rückhalt hatte.

Bedarf an Pflegeplätzen auch in Hockenheim stark gestiegen

Der Bedarf an Pflegeplätzen ist seit den Anfängen ihres Pflegedienstes stark gestiegen. Die liege an der Veränderung der Altersstruktur in der Gesellschaft und an den Fortschritten in der Medizin: „Menschen dürfen heute alt werden. Als ich anfing, kam die Bildzeitung, wenn ein Bewohner 100 Jahre alt geworden ist. Stand heute habe allein ich in meinem Betrieb vier Hundertjährige.“

Der Dokumentationsaufwand war am Anfang wesentlich geringer, andererseits seien mit der Zeit auch technische Erleichterungen hinzugekommen. Offenloch ist froh, den „Papierkrieg“ hinter sich gelassen zu haben – alle Einrichtungen sind digitalisiert. Tourenpläne oder Zeiterfassung seien über Smartphones sehr gut durchstrukturiert.

Auch in dieser Hinsicht ist Manuela Offenloch froh, „Jugend im Nacken“ zu haben. Ohne den Druck ihrer Tochter, die darauf drängte, wäre sie viel langsamer an den technischen Fortschritt herangegangen, gibt sie zu. Grundsätzlich sei es ein ausgesprochen gutes Gefühl zu wissen, dass der Betrieb, den sie mit „sehr, sehr viel Herzblut aufgebaut habe“, in der Familie fortgeführt werde. Obwohl Marina früh erlebt hat, dass das nicht mit einem Pensum von 8 bis 16 Uhr zu schaffen ist.

Ein Dauerthema ist der Pflegekräftemangel. „Ich könnte sofort vier Vollzeitstellen belegen“, sagt die Unternehmerin. Bedarf gebe es auch bei Hilfskräften. Die Politik reagiere auf dieses Problem zu langsam, finden Manuela und Marina Offenloch. Sie erkennen aber an, dass zumindest die Bezahlung in den vergangenen beiden Jahren gravierend verbessert wurde – „es war höchste Zeit“.

Freude über 30 Jahre ambulanter Pflegedienst Offenloch: Manuela und Marina Offenloch (vorne rechts) jubeln mit ihrem Team beim Stützpunkt im Biblis über drei erfolgreiche Jahrzehnte. © Dorothea Lenhardt

Die Essensversorgung von ambulant Pflegebedürftigen sei vor 30 Jahren schwierig gewesen. Anfangs habe die Metzgerei Lipp gekocht. Mit Eröffnung des Med-Centers wurde ein Caterer gebraucht, zunächst extern, dann in der Rathausstraße, seit Oktober 2021 gibt es eine eigene Küche im Pflegezentrum, die einen Qualitätssprung gebracht habe. Sie kocht täglich auch 80 ambulant auszuliefernde Mahlzeiten.

Eine andere Arbeit als die, die sie vor 30 Jahren begonnen hat, könnte sich Manuela Offenloch nicht vorstellen. Und sie ergänzt, dass sie das Pflegezentrum nicht angepackt hätte, wenn ihre Tochter nicht dieselbe Laufbahn eingeschlagen hätte.

Seit 2004 ist Marina Offenloch im Betrieb, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Altenpflegerin, studierte Pflegemanagment und schloss Ausbildungen in Heimleitung und Pflegedienstleitung an. Das Qualitätsmanagment und die Vertretung in der Heimleitung hatte sie seit ihrem dualen Studium inne, nun hat ihr ihre Mutter die Heimleitung zum Jahreswechsel übergeben. Den ambulanten Dienst leitet weiter Manuela Offenloch.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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