Hockenheim. Über ein Jahr später als geplant hat im vergangenen November der Waldkindergarten seinen lang ersehnten Betrieb aufgenommen. Auf dem ehemaligen Gelände des Vogelparks können bis zu 20 Kindern in einer Gruppe betreut werden. Derzeit sind es nach Auskunft des Trägers Postillion sechs. Der Fokus liegt auf waldpädagogischen Inhalten. Eigentlich hatte das besondere Angebot schon im Oktober 2020 starten sollen, doch dann fiel der vorgesehene Standort aus.
Möglicherweise war der Zeitplan der Verwaltung damals zu ambitioniert, denn der Beschluss im Gemeinderat fiel erst in der Junisitzung 2020. Die Freien Wähler hatten ihren ersten Antrag im Dezember 2018 für eine solche Einrichtung unter anderem damit begründet, dass ein Waldkindergarten dazu beitragen könne, dem Mangel an Betreuungsplätzen schneller als der Neubau eines konventionellen Kindergartens abhelfen könne. Die anderen Fraktionen hatten das zunächst unter Verweis auf zu hohe Lärmbelastung abgelehnt.
Antragserfolg im zweiten Anlauf
Im Februar 2020 unternahm die FWV einen zweiten Anlauf, fast zeitgleich wünschte auch die CDU eine solche Einrichtung. In der Folge erarbeitete die Stadtverwaltung ein Konzept für die Errichtung des Waldkindergartens und schlug vor, dass der in Waldpädagogik erfahrene Verein Postillion die Trägerschaft für diese Einrichtung übernimmt. Die Fraktionen waren diesmal einstimmig dafür.
Für Anschaffung und Inneneinrichtung eines Bauwagens als Stützpunkt wurden 55 000 Euro bewilligt, das Gefährt wurde auch zeitnah geliefert – doch das auserkorene Areal hinter der Grillhütte hätte nach Einschätzung eines Gutachters langfristig nicht die optimale Beschaffenheit geboten, um das Konzept des Vereins Postillion umzusetzen – der Wald in dem Areal ist zu sehr geschädigt. Es folgte eine lange Suche nach Ersatz. Die endete im vergangenen Jahr mit dem Gelände des ehemaligen Vogelparks.
Das bietet alles, was für einen Waldkindergarten notwendig ist, sagt Melanie Oberhofer, Leiterin des Teams Geschäftsführung beim Postillion, auf Anfrage unserer Zeitung. Die ehemalige Vogelpark-Gaststätte, die seit September 2017 leer steht, sei nur insofern in das Konzept eingebunden, als die Kinder und das Erzieherteam die Räumlichkeiten nutzen, wenn sie als Schutzunterkunft bei Sturm- oder Unwetterwarnung benötigt werden, wozu am ursprünglich vorgesehenen Standort die Grillhütte gedient hätte. Für alle anderen Zwecke steht der Bauwagen zur Verfügung, der mit einem Ofen beheizt werden kann und auch mit Toiletten ausgestattet ist.
Pädagogik-Anforderungen erfüllt
Die Kinder halten sich nach Auskunft Oberhofers im Vogelparkgelände auf und machen Ausflüge in den angrenzenden Wald. Das Vogelparkgelände sei ebenfalls von einem Gutachter überprüft worden, das ja ursprünglich Teil des Walds gewesen ist. Das Totholz sei entfernt worden. Dass der Vogelpark umzäunt ist, sei zwar nicht typisch für einen Waldkindergarten, doch er biete alle Voraussetzungen für die pädagogischen Angebote des Konzepts.
Der Postillion betreibt nach Informationen des städtischen Pressesprechers Christian Stalf 14 Waldeinrichtungen und verfügt über Erfahrung im Aufbau und Betrieb einer solchen Einrichtung. Die Errichtung des Waldkindergartens hat zwei wesentliche Vorteile, schildert Stalf: Es kann kurzfristig ein zusätzlicher Bedarf von 20 Kindergartenplätzen in Hockenheim gedeckt werden. Gleichzeitig sei die Einrichtung eine sehr gute inhaltliche Ergänzung zu den bisherigen Kindergartenpädagogik-Angeboten in der Stadt.
Christian Stalf ergänzt: „Aus unserer Sicht ist der Start des Waldkindergartens an diesem Standort gut angelaufen. Die Nachfrage seitens der Eltern ist hoch. Aktuell ist der Kindergarten noch nicht voll belegt, weil dies wegen der Eingewöhnungszeit der Kinder sukzessive erfolgt. Wir gehen derzeit davon aus, dass alle 20 Plätze im Waldkindergarten bis Frühjahr/Sommer 2022 belegt sind.“
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