Hoggemer Höfe Tour (2)

Hoggemer Höfe Tour: Zu Besuch beim Johanneshof in Hockenheim

Beim Johanneshof öffnet diesmal nur der Hofladen, reinschnuppern ist trotzdem erlaubt. Die dritte Auflage der Hoggemer Höfe Tour am 24. August ermöglicht es den Besuchern, Einblicke in die Landwirtschaft zu erhalten

Von 
Markus Müller
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Die schmackhaften roten Früchte sammeln die Erntehelferinnen im Folientunnel ein, wo die Erdbeeren im Hochbeet und überdacht gedeihen. © Markus Müller

Hockenheim. 1,5 Tonnen Erdbeeren: So viele der leckeren roten Früchte ernten die Mitarbeiter derzeit pro Woche, berichtet Johannes Härdle, der den Johanneshof zusammen mit Harald Schlumpp führt. Die unzähligen Paletten mit frisch befüllten 500-Gramm-Schälchen für den Verkauf stapeln sich zu beeindruckenden Türmen. Dazu kommen nach Härdles Angaben täglich 100 bis 150 Kilogramm Himbeeren. „Wir sind bekannt für unsere guten Beeren“, sagt er.

Johannes Härdle präsentiert die palettenweise frisch geernteten Erdbeeren vom Johanneshof. © Markus Müller

Dafür hat der Betrieb auch einiges in den Herstellungsprozess seiner Vorzeigefrüchte investiert. Sämtliche Beeren – und ein Teil des Gemüses – werden mittlerweile ausschließlich im geschützten Anbau produziert, soll heißen: Sie gedeihen überdacht im Folientunnel. Zudem wachsen sie im Hochbeet, was den fleißigen Arbeitern die Ernte erleichtert. Statt sich ständig bücken zu müssen, können sie die reifen Erdbeeren im Stehen pflücken, während sie ähnlich wie Stewardessen im Flugzeug mit einem kleinen Wagen Stück für Stück durch die Reihen schreiten und die Schälchen befüllen.

„Bekannt sind wir auch für unsere Tomaten“, hebt Härdle hervor. Die verschiedenen Sorten wachsen ebenfalls im Folientunnel, zum Beispiel die großen Ochsenherz-Tomaten oder „Familientomaten“, wie der Chef sie nennt. „Durch den geschützten Anbau kommen wir weitestgehend ohne Pflanzenschutzmittel aus. Hier können wir nämlich eigens gezüchtete Nützlinge einsetzen, die im Zusammenspiel mit den Schädlingen eine gesunde Balance schaffen, die wiederum den Anbau der Pflanze ermöglicht“, erläutert der Experte und kommt noch mal auf die Erdbeeren zu sprechen. Deren traditionelle Zeit im Mai und Juni habe sich komplett geändert und reiche mittlerweile bis Ende Oktober. „Und das ohne gentechnische Zauberei“, betont er.

Der Preis der billigen Konkurrenz aus dem Ausland

Neben dem eigenen Anbau habe sich der Johanneshof einen Namen gemacht als verlässlicher Partner des Verbrauchers für den Kauf regionaler Lebensmittel, wirbt der Landwirtschaftsmeister für das zweite geschäftliche Standbein: den Verkauf im Hofladen und im Stadtladen samt Café. In beiden vervollständigten das Sortiment Produkte, die „wir weitestmöglich von unseren Partnern beziehen“. Zum Beispiel Paprika von einem Kollegen, damit die Kunden ihren täglichen Bedarf rundum abdecken können. Aus diesem Grund können sie in beiden Geschäften auch Bananen erwerben. „Die sind dann aber zumindest fair gehandelt, soweit das möglich ist“, erklärt Härdle.

Ganz und gar nicht fair sei hingegen der heutzutage internationale Wettbewerb, dem sich seine Kollegen und er stellen müssen. „Wir zahlen unseren Saisonarbeitern 12,50 Euro Stundenlohn, stellen ihnen ordentliche Wohnungen bereit und zahlen Sozialversicherungsbeiträge. In Spanien kriegen Landarbeiter dagegen 25 Euro am Tag und zelten im Wald“, sagt Härdle. Versicherung und Arbeitsschutz seien dort und in anderen Staaten oft Fehlanzeige. Aufgrund dieser viel schlechteren Arbeitsbedingungen könne die Konkurrenz aus dem Ausland ihre Waren dann hierzulande viel günstiger anbieten. „Und das geschieht alles innerhalb der EU“, kritisiert er die ungleichen Voraussetzungen, die deutschen Landwirten zum Nachteil gereichen.

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Doch zurück in den Rheinauen, wo sich der Johanneshof dennoch behauptet. Zu den Stärken des Betriebs zählt Härdle zufolge, dass „wir die Produkte veredeln.“ Eis, Kartoffelsalat und Kuchen seien allesamt selbst gemacht – und schon ist er beim dritten Standbein angelangt: der Gastronomie. Die 1991 eröffnete Gartenwirtschaft habe sich zu einem gefragten Ausflugsziel entwickelt, zumal der Hof günstig an beliebten Fahrradstrecken liege. „Sonntags, wenn der Ausflugsdruck besonders groß ist, haben wir eine Rezeption. Dann helfen wir unseren Gästen bei der Platzsuche“, erzählt Härdle. Wer mal länger auf dem Johanneshof verweilen möchte, kann auch seinen Urlaub hier verbringen. „Wir bieten sieben Gästezimmer in unterschiedlichen Größen an“, sagt er.

Bei der Hoggemer Höfe-Tour am Samstag, 24. August, 11 bis 18 Uhr, öffnet dieses Mal aus Kapazitätsgründen „nur“ der Hofladen des Johanneshofs, die Gastwirtschaft bleibt geschlossen. „Die Leute dürfen aber trotzdem gerne in die Kulturen zwischen unserem Johanneshof und unserem Nachbarn Jochen Kief hineinschnuppern. Wir sind Direktvermarkter und haben nichts zu befürchten“, erklärt Härdle.

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