Hockenheim. Konzentriert sitzt Dieter Lunkewitz am Steuer der Drehleiter der Feuerwehr Hockenheim. Beim Fahren muss er alles genau im Blick haben, denn es ist eng in den Seitenstraßen Hockenheims. Zumindest für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die die großen Einsatzfahrzeuge durch den Ort manövrieren müssen. Vor allem in Kreuzungsbereichen kommen die Einsatzkräfte häufig nur schwer durch, wenn Anwohner ihre Autos am Gehwegrand parken.
Bei einer Kontrolltour durch den Ort fahren Kommandant Daniel Ernst und Dieter Lunkewitz mit der Drehleiter die neuralgischen Punkte der Stadt ab. Ihr Ziel ist es dabei nicht, mit dem Finger mahnend auf die Anwohner zu zeigen, sondern zu sensibilisieren. Jeder könne selbst einmal auf Hilfe der Feuerwehr angewiesen sein - und die soll im Notfall schnell eintreffen können. „Das Problem ist zum einen die Durchfahrt unserer Fahrzeuge, zum anderen aber auch die Aufstellung“, erklärt Daniel Ernst. So sei es bereits vorgekommen, dass die Feuerwehrmänner und -frauen nicht an die Gerätschaften in den Autos herangekommen seien, weil der Platz nicht ausgereicht habe.
Von Katzenrettung bis Dienstunterstützung: Hockenheimer Drehleiter vielfach im Einsatz
Die Drehleiter alleine ist darüber hinaus bereits 2,50 Meter breit -wenn sie ausgefahren werden muss, kommen pro Seite noch einmal 50 Zentimeter für die Stützen dazu. Im Brandfall rückt sie fast immer mit aus, dazu kommen Alarmierungen zur Unterstützung des Rettungsdienstes oder selten auch mal eine Katze, die vom Baum gerettet werden muss. Das Fahrzeug ist zudem regelmäßig in Altlußheim, Neulußheim oder Reilingen mit im Einsatz.
Als Maschinist - so heißt die Position des Fahrers bei der Feuerwehr - muss Dieter Lunkewitz genau wissen, was er tut. Der Korb der Leiter steht vornüber und muss beim Rangieren mit einberechnet werden. Sonst kann es passieren, dass das Metall etwa an einer Hauswand hängenbleibt. Insgesamt ist das Fahrzeug ganze 9,75 Meter lang.
Die Schulstraße ist eine der Engstellen in der Stadt. Auch die Bürgermeister-Zahn-Straße bringt Herausforderungen mit sich. Langsam steuert Lunkewitz durch die Straßen. Im Einsatzfall kostet das Rangieren wertvolle Sekunden oder sogar Minuten. Die Hockenheimer Wehr hatte sogar einmal den Fall, dass sie mit ihren Fahrzeugen auf der A 61 gar nicht durchgekommen sind. Es habe keine Rettungsgasse gegeben und so sei der Einsatzmannschaft nichts anderes übrig geblieben, als zur Einsatzstelle zu laufen, berichtet der Kommandant. Erst vor rund vier Wochen sei es außerdem auf der Überleitung von der A 5 auf die A 6 zu einem Unfall gekommen. Auch hier fehlte die Rettungsgasse. Die Polizei habe eingreifen und den Weg für die Feuerwehrfahrzeuge frei machen müssen.
Hockenheimer Ordnungsamt informiert Feuerwehr rechtzeitig über Baustellen
Auf der Verkehrswegefahrt geht es auch vorbei an Baustellen. „Das Ordnungsamt gibt uns immer rechtzeitig Bescheid, wenn Baustellen geplant sind“, erklärt Ernst. Über einen Aushang im Gerätehaus werde die Mannschaft darüber informiert, sodass bereits im Vorfeld alternative Routen gesucht werden können. Generell sei das Ordnungsamt in Sachen Parksituation immer wieder unterwegs und verteile auch Strafzettel.
In der Parkstraße wartet die nächste Engsituation auf die Feuerwehrmänner. Auch hier ist es wieder der Kreuzungsbereich, der Probleme bereitet. „Der Radstand der Drehleiter ist ziemlich weit auseinander“, merkt Lunkewitz an. Das erschwere das Fahren in Kurven zusätzlich. Schrittgeschwindigkeit ist auch „Am Aquadrom“ angesagt. Rechts und links parken die Autos, in der Mitte ist kaum Platz. Ähnlich sieht es im Neubaugebiet „Hockenheim-Süd“ aus, in der Gustav-Hertz-Straße, der Luisenstraße, der Friedrichstraße. Die Aufzählung der Engstellen könnte noch lange weiter gehen.
„Es geht ja nicht nur um die Feuerwehr, sondern auch Rettungswagen, Müllabfuhr oder Stadtbus kommen oft nur schwer durch“, meint Ernst. Er appelliere an den gesunden Menschenverstand der Autofahrer beim Parken, sodass die Feuerwehr bei Notfällen künftig noch schneller vor Ort sein kann. Schließlich verzeichnen die Kameraden in diesem Jahr bislang bereits über 170 Einsätze.
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