Musik

Im Cavern Club: Hockenheimer Band „Used“ auf den Spuren der Beatles

Die Hockenheimer Band „Used“ alias Dario und Marco Klein folgt einer Einladung zum Festival „International Pop Overthrow“ im legendären Cavern Club in Liverpool.

Von 
Matthias Mühleisen
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Dario (l.) und Marco Klein nehmen Schlagzeuger Raphael Rasmus vorm Eingang zum legendären Cavern Club in ihre Mitte. © Mario Klein

Hockenheim/Liverpool. Was Memphis/Tennessee für die Anhänger von Elvis Presley bedeutet, ist Liverpool für Beatles-Fans. Umso erstaunlicher ist das Geständnis der erklärten „Fab Four“-Bewunderer Dario und Marco Klein, dass ihre Auftritte beim Festival „International Pop Overthrow“ im Cavern Club, wo Lennon, McCartney & Co. den Grundstein ihrer Karriere legten, und im dazugehörigen Pub Anlass für den ersten Besuch in der nordenglischen Musikmetropole waren. Umso eindringlicher empfanden sie ihre Erlebnisse, berichten die Zwillinge im Redaktionsgespräch.

Womöglich wollten die beiden ja insgeheim erst ans Ufer des Mersey River reisen, wenn sie wegen ihrer Musik dazu eingeladen werden. Das wäre ihnen gelungen: Denn Festivalgründer und -organisator David Bash aus Los Angeles wurde auf die Brüder aufmerksam durch den Beitrag eines kanadischen Musikbloggers, der einen Artikel über den „Used“-Song „Morning Sun“ vom jüngsten, im August 2023 erschienenen Album „Sensationalize“ geschrieben hatte. Der Kanadier wiederum hatte ein Interview des niederländischen Bloggers Patrick Donders mit den Klein-Brüdern über „Sensationalize“ gelesen.

Die beiden Hockenheimer Musiker landen nach langem Weg in der Beatles-Stadt Liverpool

Über diese lange und gewundene Straße, um im Beatles-Jargon zu bleiben, landeten Dario und Marco Klein mit Schlagzeuger Raphael Rasmus, der die beiden seit Jahren begleitet, wenn es mal ein bisschen heftiger zur Sache gehen soll, in der Stadt mit einer halben Million Einwohner, die 2008 europäische Kulturhauptstadt war.

Wohlgemerkt nicht, um möglichst authentisch Beatles-Songs nachzuspielen. „Da sind so viele gute Beatles-Coverbands, da hätte ich mich gar nicht getraut, etwas von denen zu spielen“, sagt Dario Klein. Er hat beim Festival überhaupt nur eine Band gehört, die ein Stück der vier Pilzköpfe performte.

Angesichts der Vielzahl der Bands, die auf der Liste des achttägigen Festivals, das auf beiden Seiten des Atlantiks stattfindet, hatten alle Künstler nur jeweils eine halbe Stunde Bühnenzeit, um sich dem Publikum vorzustellen. Da stellt man die Setliste mit Bedacht auf und wählt die besten eigenen Stücke aus, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Von Manchester ging es für die Hockenheimer in Richtung Liverpool

Darauf haben sich die Klein-Brüder und Raphael Rasmus, die mit zwei weiteren Freunden unterwegs waren, auch konzentriert – und nicht etwa auch Straßenmusik gemacht. „Ich habe aber tolle Plätze gesehen, bei denen ich dachte: Da könnten wir super spielen“, blickt Dario Klein lachend zurück. Da das Trio aber mit leichtem Gepäck nach Manchester geflogen war, hätte es auch am passenden Equipment gefehlt.

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Obwohl die Brüder schon mit 14 Jahren ihren ersten Auftritt in ihrer Heimatgemeinde Reilingen hatten, gestehen sie, dass sie reichlich nervös waren, als ihr Slot in jenem Club bevorstand, in dem die Beatles 1961 ihre Karriere starteten. Da spielte es auch keine Rolle, dass der heutige Cavern Club aus dem Jahr 1984 stammt, weil das Original 1973 dem Bau des Eisenbahnnetzes Merseyrail hatte weichen müssen.

Natürlich liefern die beiden Auftritte – der zweite fand im benachbarten Cavern Pub statt – sehr gut. Das Trio hatte sich die Rosinen ihres Repertoires rausgepickt und stieg mit drei eher schnellen Songs ein, variierte dann Stimmung und Tempo, um mit dem Titelsong der neusten CD „Sensationalize“ aufzuhören und als Zugabe „Magic Lips“ von der Debüt-CD anzuhängen.

"International Pop Overthrow": Riesenehre für die Hockenheimer Musiker

„David Bash fand es toll und hat gesagt, wir können wiederkommen, wenn wir mögen, oder bei einem anderen Festival spielen, das er organisiert, etwa in Kopenhagen“, berichten die Zwillinge, die seit zwölf Jahren von ihrer Musik leben. Beim „International Pop Overthrow“ gibt es keine Gagen. Die Künstler erhalten eine Reisekostenerstattung, „da geht es einfach darum, die Leute zu überzeugen und neue Zuhörer zu kriegen“, blicken sie zurück. Es sei eine „Riesenehre“ gewesen, dabei sein zu dürfen. Schließlich seien sie mir der Musik der Beatles aufgewachsen. Bash bot spontan einen Termin an, an dem „Used“ aber bereits auf Borkum gebucht waren – und das nicht zum ersten Mal.

„Wir sind ’ne Inselband geworden“, scherzen Marco und Dario: Seit 2023 spielen sie Shows auf Norderney, Baltrum, Borkum und Spiekeroog. Auf Borkum finden die Auftritte wegen des meist heftigen Winds in einem rundum verglasten Pavillon an der Uferpromenade statt. Die Musik erreicht die Zuhörer per Lautsprecher, doch die Musiker können nicht hören, was draußen vorgeht, was etwas seltsam sei. „Wenn das Wetter schön ist, kippen wir deshalb die Fenster“, damit wir etwas vom Publikum mitbekommen“, sagen die Brüder schmunzelnd.

Hockenheimer Band "Used": Nochmal nach Liverpool? Gerne

Nach Liverpool möchten sie gerne wiederkommen, in der Stadt werde so viel gute Musik gespielt – nicht nur in den Pubs oder Konzertsälen, auf der Straße, im Radio und selbst im Supermarkt. In einer Straße, in der sich die Touristen drängen, allerdings für ihre Begriffe deutlich zu laut: „Das war eher wie am Ballermann, man konnte sich kaum unterhalten“, erinnern sie sich.

„Used“ sind gut gebucht, nicht nur an der Küste, sondern auch in der Heimat: In Reilingen spielen sie am 10. und 11. August auf dem Wersauer Hof, zuvor sind sie am Samstag, 13. Juli, auf dem Stadtteilfest in Mannheim zu erleben. Und immer mal wieder auf den Straßen der Region, was ihnen nach wie vor großen Spaß macht.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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