Kindergarten Sonnenblume

Im Hockenheimer Kindergarten Sonnenblume werden Kinderrechte gelebt

Die SPD-Abgeordneten Daniel Born und Jasmina Hostert sind zu Besuch in der Hockenheimer integrativen Einrichtung vom Kindergarten Sonnenblume und machen sich vor Ort ein Bild von den Rechten der Kinder.

Von 
Andreas Wühler
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Kindergartenleiterin Tanja Tischmeyer (v. l.) und ihre Stellvertreterin Sabrina Frey, die SPD-Bundestagsabgeordnete Jasmina Hostert, Elternbeirat Christian Dehoust und Landtagsvize-präsident Daniel Born, Elternbeirätin Carina Taskin, Jerome Peters (Praktikant bei Born) sowie Stadträtin an den Percussions im Außenbereich des Kindergartens. © Len

Hockenheim. „Alle Kinder sind gleich und haben die gleichen Rechte.“ Treffender als mit diesem Satz, der zusammen mit anderen zum gleichen Thema im Foyer der Kindertagesstätte Sonnenblume in Hockenheim zu lesen ist, lässt sich das Thema, mit dem sich der SPD-Landtagsabgeordnete Daniel Born in diesen Tagen befasst, nämlich die Kinderrechte, nicht auf den Punkt bringen. Zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Jasmina Hostert (SPD, Böblingen) war Born in der integrativen Einrichtung zu Gast, um sich vor Ort ein Bild von den Rechten der Kinder zu machen.

Born und Hostert bilden dabei ein kompetentes Duo – er ist Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für frühkindliche Bildung, sie gehört dem Familienausschuss im Bundestag an. Mit SPD-Stadträtin Marlene Diehm, von Beruf Erzieherin, wurde auch die kommunale Ebene einbezogen und so wurde aus dem Duo ein sachverständiges Trio.

Auch im Hockenheimer Kindergarten Sonnenblume fehlen Fachkräfte

82 Kinder sind es derzeit, die den Kindergarten Sonnenblume besuchen, 56 davon im allgemeinen Kindergarten und 26 Kinder mit Beeinträchtigung im Schulkindergarten. Doch im täglichen Miteinander gibt es diese Trennung nicht, alle Kinder sind Teil einer bunten Gemeinschaft. Es könnten mehr Kinder sein, stellt Tanja Tischmeyer, die Leiterin der Einrichtung der Lebenshilfe, bei einem Rundgang mit den Besuchern fest, zu denen sich noch ihre Stellvertreterin Sabrina Frey sowie Carina Taskin und Christian Dehoust, die Sprecher des Elternbeirats, gesellten. Doch, und damit war sie schon mitten im Thema, es fehlen Fachkräfte.

Für Tischmeyer und ihr Team zählt zu den Kinderrechten auch das Recht auf Gemeinschaft – „doch wir müssen schauen, was wir leisten können“, weist sie auf den schmalen Grat zwischen Anspruch und Wirklichkeit hin.

Beim Rundgang durch die Einrichtung wird den Gästen schnell zweierlei klar: In der Sonnenblume kümmert man sich liebevoll um die Kinder und versucht mit beschränkten Kräften das Beste zu erreichen. Die Beschränkungen fallen beim Rundgang schnell ins Auge – der Raum reicht bei Weitem nicht aus, es klemmt an allen Ecken und Enden, auch wenn das vom Team so geschickt überspielt wird, dass es für die Kinder nicht störend wirkt.

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Gravierender fällt der Fachkräftemangel ins Gewicht. Denn je nach Grad der Behinderung haben die Kinder einen unterschiedlichen Betreuungsbedarf, der mit einem ganzen Spektrum an Berufen abgedeckt werden muss. Das reicht von Erzieherinnen und Heilpädagogen bis hin zu Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder Logopäden sowie bei Bedarf von weiteren Fachkräften. Doch aktuell bremst der Fachkräftemangel die Kindertagesstätte aus.

Zumal man einigen der anderen Kinderrechte, die in der Sonnenblume zu lesen sind, „dass es mir gut geht“, „zu lernen“ oder „auf freie Zeit“ nicht immer voll umfänglich gerecht werden könne. Weshalb sich Tischmeyer bei der anschließenden Gesprächsrunde freut, dass die Arbeit ihres Teams das Interesse der Politik weckt. „Sehr herausfordernd und dennoch befriedigend“, umreißt Tischmeyer die Aufgaben, vor der sie und ihr Team jeden Tag aufs Neue gestellt werden.

Jasmina Hostert bekannte im gemeinsamen Gespräch, immer wieder froh zu sein, wenn sie Einrichtungen wie die Sonnenblume besuche. Denn wenn sie in der Politik oftmals von Problemen höre, werde ihr in den Einrichtungen gezeigt – „es kann klappen“. Grundsätzlich, fügte sich hinzu, sei das Leben in der deutschen Gesellschaft sehr exklusiv, oft bestünden gegenüber Menschen mit Behinderungen Berührungsängste. Weshalb sie es toll findet, dass den Kindern Inklusion vorgelebt werde, ein neues Feeling, eine neue Selbstverständlichkeit entstehe.

Daniel Born: Inklusion muss als Chance begriffen werden

Ein Punkt, den Landtagsvizepräsident Daniel Born aufgriff, der Inklusion als Chance begriffen wissen möchte. In einem Land, das bisher sehr exklusiv lebe, seien Einrichtungen wie die Sonnenblume wichtige Brückenbauer, stellte er fest.

Wie Hostert, die Tischmeyer und ihrem Team dafür gedankte hatte, dass sie sich bewusst für die Arbeit in einer inklusiven Einrichtung entschieden haben, den Gedanken leben, lobte auch Marlene Diehm das Engagement des Teams, das sich einer „sehr herausfordernden Aufgabe stelle“. Und diese nicht nur mit Bravour meistere, sondern sie mit Empathie fülle, dabei Herzlichkeit ausstrahlend. Keine Frage, so Diehm, die Rahmenbedingungen könnten besser sein.

Diehm betonte die Wichtigkeit, sich in der Stadt innerhalb der Kindergärten zu vernetzen, was Tischmeyer bestätigte, die von einer sehr guten Zusammenarbeit über die einzelnen Einrichtung hinweg spricht, die nicht zuletzt den Kindern diene. Und wenn Kolleginnen oder Kollegen sich einmal vor Ort über die Arbeit im Sonnenschein erkundigen wollten, seien sie jederzeit willkommen – „auch wenn wir personell auf Kante gestrickt sind“, sieht Tischmeyer den knappen Spielraum für den Austausch.

Hockenheimer Erzieherin erklärt den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule

Stichwort Reinschnuppern: Born interessiert, ob der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule funktioniere. Ja, so die Kindergartenleiterin, die von Schnupperstunden in der Schule berichtet, allerdings von ihrer Seite unter einer Prämisse: Wenn, dann alle. Dabei müsse sich die Grundschule etwas mehr öffnen. Doch kein Kind soll überfordert werden, es gibt auch ein Recht aus Exklusion, plädiert Tischmeyer dafür, immer am Einzelfall zu diskutieren.

Hostert und Born zeigen sich von der Arbeit vor Ort sichtlich beeindruckt und so bleibt für die Bundestagsabgeordnete nur noch eine Frage: „Welche Ansprüche haben sie an die Politik?“ Tischmeyer lacht und greift zur vorbereiteten Kladde, in der sehr ausführlich die entscheidenden Punkte aufgelistet sind.

Dabei steht ein Wunsch ganz oben auf der Liste: „Fachkräfte zu haben, die qualitativ hochwertig Zeit mit den Kindern verbringen können. Die Kinder hätten hierfür einen Bedarf und wenn die notwendigen Ressourcen fehlen würden, sei es für sie sehr schade.“ Als Beispiel nannte Tischmeyer die Arbeit in Kleingruppen, sich durch das vorhandene Raumangebot sehr beschränkt werde.

Das multiprofessionelle Team in der Hockenheimer Kita funktioniert

Froh ist die Kindergartenleiterin, dass ihr „multiprofessionelles Team funktioniert“, die Ansammlung der verschiedenen Berufsbilder in der Einrichtung ist damit umschrieben. Allerdings, schränkt sie ein, eine Krankmeldung und alles bricht zusammen, wie gesagt – „wir sind auf Kante genäht“. Und natürlich kämen die Beschäftigten auch schnell in den Bereich der Überforderung, wollen sie dem Recht auf Bildung stets gerecht werden. Wenn es dennoch so klappe in der Sonnenblume, dann auch wegen der „tollen Eltern und dem Elternbeirat“. Carina Taskin und Christian Dehoust vom Elternbeirat können sich dem Gesagten nur anschließen, bezeichnen den Fachkräftemangel und fehlende Räume als das größte Problem.

Born warnt angesichts der permanenten Überforderung der Erzieherinnen vor einem Abwandern in andere Berufe, wie in der Pflege zu erleben. Angesichts von 60 000 fehlenden Kita-Plätzen im Land eine fatale Entwicklung. Zugleich warnt der Landtagsabgeordnete davor, die Qualifikationen abzusenken, zu sagen, Hauptsache überhaupt jemand kümmert sich um die Kinder. Denn durch Abstriche an der Qualität gingen noch mehr Leute verloren. Er plädiert für die PIA-Ausbildung, für schnellere Anerkennungsverfahren und für mehr Haus- sowie Küchenpersonal, dass die Fachkräfte entlastet.

Jasmina Hostert sieht die Notwendigkeit, dass der Staat mehr Geld in die frühkindliche Bildung investiert. Zwar kennt sie die klammen Kassen, doch müsse sich der Bund in diesem Bereich mehr einbringen, über die Ländergrenzen hinweg.

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