Hockenheim. Kinder brauchen Bewegung, am besten im Freien – gerade in Zeiten, in denen junge wie alte Menschen am liebsten mit allerlei digitalen Geräten in virtuelle Welten abtauchen und nicht selten an Körperfülle gewinnen. Spielplätze sind eine ideale und üblicherweise sichere Möglichkeit für den Nachwuchs, nach Herzenslust mit Gleichaltrigen herumzutollen. Ihre Mamas und Papas dürfen derweil ein wenig verschnaufen und auf Sitzbänken mit anderen Eltern plaudern, während sie ihre Schützlinge im Blick behalten. Damit das so funktioniert, sollte der Spielplatz sich in einem ordentlichen Zustand befinden – oder überhaupt vorhanden sein. Nun sollen zwei neue im Stadtgebiet entstehen. Das haben die CDU- sowie die SPD-Fraktion jeweils mit entsprechenden Anträgen im Hockenheimer Gemeinderat gefordert.
Die Christdemokraten regten einen Spielplatz mit Wasserstelle für Kinder und einen Barfußpfad an, die Sozialdemokraten einen Spielplatz beim HÖP (Hochwasserschutz- und Ökologieprojekt). „Sie alle wissen, wir haben nicht viel Geld zur Verfügung, versuchen aber das, was wir haben, dementsprechend ideal einzusetzen“, sagte Oberbürgermeister Marcus Zeitler. Vor diesem Hintergrund habe die Verwaltung den Bauhof beauftragt, sich Gedanken darüber zu machen, wie und wo sich die beantragten Spielplätze umsetzen ließen.
Kneippbecken in Hockenheim als Grundlage
Seine Vorschläge präsentierte Bauhof-Leiter Paul Stumpf nun im Gemeinderat. Früher habe es beim HÖP mal eine Matschanlage gegeben, die jedoch beim Umbau des Geländes weichen musste. Schon damals sei geprüft worden, ob ein Wiederaufbau in diesem Bereich möglich wäre. „Dem ist nicht so“, informierte er. „Wir haben daher nach verschiedenen Standorten gesucht und die alte Anlage im Stiegwiesenpark ins Auge gefasst und die Situation vor Ort begutachtet“, erzählte der Bauhof-Chef. Die Anlage sei schon länger außer Betrieb und die Wasserleitung mittlerweile defekt.
„Der Gedanke war, dass wir, um Kosten zu sparen, die alte Anlage in Eigenleistung entfernen werden“, erklärte Stumpf. Anschließend werde der Bauhof die neue Matschanlage – ebenfalls in Eigenleistung – errichten.
Christian Keller (Grüne) interessierte, was der Kostenfaktor bei dem Vorhaben ist. Allein der Abbruch falle mit 7500 Euro ins Gewicht, antwortete der Bauhof-Leiter. Es gelte zu bedenken, dass auch die Mitarbeiterstunden des Bauhofs miteingerechnet werden müssen, ebenso wie das Entsorgen des Betons und das Neuverlegen der Leitungen, „um das Ganze wiederherzustellen“. Für der Wiederaufbau der Umrundung habe er 5000 Euro kalkuliert. Dazu komme natürlich die Matschanlage einschließlich der Montage des Geräts. Insgesamt würden rund 30 000 Euro für das Vorhaben fällig. „Wir hatten ein Angebot für eine Matschanlage vorliegen. Nur für die Anlage und den Aufbau lagen wir da bei 35 000 Euro – ohne den Abbruch und ohne Umwandlung, ohne Sand. Spielgeräte haben also nicht nur unendliche Lieferzeiten, sondern auch extrem teuer“, erklärte der Experte.
„Wieder einen Wasserspielplatz in Hockenheim zu haben, wäre grundsätzlich sehr schön“, sagte Florian Altenberger (FWV). Nur diese Stelle halte er für unglücklich. Denn direkt nebenan sei die Seebühne, wo sonntags immer mal wieder ein Verein auftrete. Als Alternative schlug er den großen Spielplatz im Bundesgartenschaugelände vor. Stumpf betonte, dass verschiedenste Standorte untersucht wurden. „Unser größtes Problem war tatsächlich die Trinkwasserversorgung, weil wir da nicht einfach irgendwelches Brunnenwasser verwenden dürfen“, erläuterte er. Der Bereich der alten Kneippanlage sei naheliegend, da der Bauhof auf den Bestandsleitungen aufbauen könnte. Zudem seien bereits Sitzbänke und Mülleimer vorhanden.
Aylin Kuppinger (SPD) hatte Bedenken wegen der Nähe zur Eisenbahnstraße und den Rasern dort. Dem hielt Stumpf entgegen, dass der Standort des neuen Matschspielplatzes ungefähr 50 bis 60 Meter vom Eingang in den Park entfernt sei. „Wir haben das auch von den Spielplatz-Kontrolleuren DIN-Form-gemäß prüfen lassen. Das ist immer die Voraussetzung.“
Grünen-Politiker Keller hakte wegen der Leitungen nach. Sei hier mit größeren Schäden und Folgekosten zu rechnen? Das vereinte Stumpf. Hauptgrund für das Stillegen sei gewesen, dass die Anlage weniger als Kneippbecken und mehr als Waschplatz missbraucht wurde. Bei den festgestellten Schäden handle es sich um kleinere, die der Bauhof mit geringem Aufwand reparieren könne. „Wird die Anlage ganzjährig nutzbar sein?“, erkundigte sich Steffen Großhans (FWV). „Nein, wir müssen wie bei den Brunnen einwintern“, sagte Stumpf. Schließlich stimmte die Ratsmehrheit (17:4) diesem Vorschlag zu.
In seinem zweiten Vorschlag vereinte der Bauhof-Chef den SPD-Antrag für einen Spielplatz am HÖP und den CDU-Antrag für einen Barfußpfad. Beides sei auf der Wiese beim Grünen Klassenzimmer vorstellbar. „Wir möchten alles so errichten, dass es barrierefrei erreich- und nutzbar ist“, erklärte er. Der Barfußpfad werde 10 000 Euro kosten, der neue Spielplatz mit Spielgeräten für Kleinkinder sowie einer Mininestschaukel rund 15 000 Euro.
Gabi Horn (FWV) kritisierte, dass die Stadt eigentlich sparen wolle. Ein neuer Spielplatz und ein Barfußpfad nicht unbedingt nötig, zudem würden sie an diesem Standort viel Unruhe bringen. Aus den Reihen der CDU kam der Hinweis, dass der Rat dem Barfußpfad bereits im Oktober 2023 zustimmte und nur noch der Standort offen war.
Altenberger erinnerte an die frühere Diskussion, ob dort ein Zugang zum Kraichbach entstehen soll. „Damals hieß, es sei nicht gewollt, dass im HÖP-Bereich gespielt wird. Jetzt Spielgeräte aufzustellen, widerspricht dem“, bemängelte er. Sinnvoller wäre es, den Barfußpfad neben der geplanten Matschanlage im Stiegwiesenpark anzulegen. Marlene Diehm (SPD) hob hervor, der Antrag sei bewusst so formuliert, dass die Kinder nicht in den Kraichbach gelangen. Stumpfs Vorschlag bezeichnete sie als sehr gut. Dieser betonte, dass der vorgeschlagene Standort am Stöcketweg liege, also hinter der Hochwasserschutzwand und nicht im direkten Bereich des ökologischen Gebiets. Erneut folgte die Ratsmehrheit Stumpfs Vorschlag – dieses Mal mit 14:7-Stimmen.
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