Gemeinderat

Keine Mehrheit für „Rennstadt“ auf Hockenheimer Ortsschild

Dämpfer für die Ring-Befürworter: Der Antrag der Freien Wähler, den Zusatz Rennstadt im Namen der Kommune zu führen, hat im Gemeinderat die erforderliche Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen aller Mitglieder verfehlt.

Von 
Matthias Mühleisen
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Weltweit sichtbar: Die Formel 1, hier im Jahr 2018, hat Hockenheim bekannt gemacht. Trotzdem bleibt der Namenszusatz Rennstadt aus. © Hockenheim-Ring GmbH/Karpf

Hockenheim. Dass Hockenheim zu Recht Rennstadt genannt wird, ist so offensichtlich korrekt wie der Namenszusatz Universitätsstadt für Heidelberg. Daran wird sich auch nichts ändern. Auf Ortsschilder und Briefköpfe jedoch schafft es die Bezeichnung nicht. Der Antrag, den die Freien Wähler im Gemeinderat gestellt haben, hat am Mittwochabend nicht die erforderliche „qualifizierte“ Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen aller Mitglieder erreicht. Grüne und SPD waren der Meinung, die Zusatzbezeichnung wäre rückwärtsgewandt und „nicht der große Wurf“ und lehnten den Antrag ab. Statt der nötigen 18 Stimmen kamen nur 15 aus FWV, CDU und FDP zusammen.

Jochen Vetter fasste für die Freien Wähler die Beweggründe für den Antrag zusammen. Letztendlich sei es der Hockenheimring, der die Stadt in der Welt bekannt und zu dem gemacht habe, was sie heute ist. Auf den Hockenheimring, der nicht nur eine Kultstätte für Motorsportfans, sondern auch eine musikalische Kulturstätte sei, könne man als kleine Gemeinde wirklich stolz sein.

Rennstadt auf Hockenheimer Ortsschild: Verweis auf viele Ring-Befürworter

Zusatzbezeichnungen sollten dazu dienen, die Identität einer Gemeinde sowie die Verbundenheit der Bürger mit ihrem Wohnort zu unterstreichen. Die FWV sei sich aufgrund der vielen Befürworter des Rings, die in der Gemeinderatssitzung am 27. September auftraten, sicher, dass der Wunsch nach der Zusatzbezeichnung Rennstadt zum Ortsnamen eine breite demokratische Unterstützung in der Bevölkerung genieße, sagte Vetter. Die alten Ortsschilder hätten die Freien Wähler gerne für einen guten Zweck versteigern lassen, wenn der Antrag eine Mehrheit und die Genehmigung des Innenministeriums erhalten hätte.

Nach der Stellungnahme von Patrick Stypa für die CDU sah es danach aus: „Wir finden es gut, diese besondere Facette stärker sichtbar zu machen und wir wünschen uns, dass die verschiedenen Initiativen, die es bereits gab und gibt, zu einem großen Ganzen zusammengeführt werden.“ Hockenheim sei ganz klar mehr als nur Rennstadt, aber diese sei eine bedeutende Facette Hockenheims, die sie weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht habe.

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Stypa erinnerte an die 14 Städte und Gemeinden, die seit Oktober eine Zusatzbezeichnung beantragt hätten, unter anderem „Weinbaugemeinde Ebringen“, „Spargeldorf Hügelsheim“, „Europastadt Breisach am Rhein“ oder „Melanchthonstadt Bretten“. Die CDU sehe den Antrag auch in Zusammenhang mit der Initiative Mobilitätsstadt Hockenheim sowie den Vorschlägen von Union und FDP zum Hockenheimer „Walk of Fame“ und Fotowänden. Sie sollten in die Stadtmitte tragen, was Hockenheim weltweit einzigartig mache.

Rennstadt auf Hockenheimer Ortsschild: Kein Signal für Weiterentwicklung

Gegen die Förderung der Identifikation der Hockenheimer mit ihrer Heimatstadt hatte Adolf Härdle im Namen der Grünen nichts einzuwenden: „Die ist sicher ausbaufähig.“ Ob das aber mit dem Namenszusatz Rennstadt gelinge, bezweifelte er. Rennveranstaltungen gehörten weitgehend der Vergangenheit an, sodass der Begriff rückwärtsgerichtet sei, auch wenn die Menschen viele positive Erinnerungen und Emotionen mit der Strecke verbinden.

„Wir wollen ja die Stadt und den Ring weiterentwickeln“, gab Härdle zu bedenken. Größere Bedeutung habe das Wort Mobilitätsstadt, mit ihm könne die Stadt ein Alleinstellungsmerkmal erzielen, wenn es für Transformation stehe.

„Es ist kein heißes Eisen, was wir heute anfassen“, fand Richard Zwick, nach der Verabschiedung von Marina Nottbohm neuer Vorsitzender der SPD-Fraktion. Deren Meinungen seien so divers wie vermutlich die in der Bevölkerung. Er glaube, dass es nicht der große Wurf wäre, wenn Hockenheim jetzt plötzlich die Rennstadt aufs Schild schreibe, die sie früher einmal war, machte Zwick seine persönliche Position deutlich.

Frank Köcher Hohn (FDP) widersprach postwendend: „Wir waren nicht, wir sind immer noch eine Rennstadt.“ Die Zusatzbezeichnung würde Identität geben und die touristische Vermarktung erleichtern, war er sich sicher, auch wenn andere Merkmale nicht vernachlässigt werden dürften. Die Liberalen ärgerten sich darüber, dass der Antrag nicht von ihnen selbst gekommen sei, gestand ihr Fraktionssprecher.

Vor der Abstimmung wies Oberbürgermeister Marcus Zeitler darauf hin, dass die Gemeindeordnung das Quorum von 75 Prozent der Stimmen aller Mitglieder vorschreibe, um sicherzustellen, dass sich der Wunsch nach einer Zusatzbezeichnung auf ein breites demokratisches Fundament und damit auf Rückhalt in der Bevölkerung stütze.

Rein rechnerisch liege es bei 22 Ratsmitgliedern plus OB bei 17,25 Stimmen, doch doch nur ganze Stimmen seien zählbar. Letztlich spielte die Kommastelle jedoch keine Rolle, da mehr als 0,75 Anteile fehlten für eine qualifizierte Mehrheit. Zeitler, der dem Antrag positiv gegenübergestanden hatte, kommentierte die Abstimmung von 15 Ja- zu sieben Neinstimmen nur kurz: „Quorum nicht erreicht, Antrag abgelehnt.“

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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