Hockenheim. Wer derzeit den Weg im Wald zwischen Pumpwerk und Grillhütte nutzt, zum Teil ist er identisch mit dem Trimm-dich-Pfad der Stadt, dem sind sicherlich die Holzgatter aufgefallen, die in der Landschaft aufgestellt wurden und in etwa an große Kartoffelschütten erinnern. Eine Leserin hat uns daraufhin angesprochen und wollte wissen, was es mit den Gattern auf sich hat.
Wir haben die Nachricht an den zuständigen Förster Achim Freund weitergeleitet, der seit 2023 den Stadtwald Hockenheim betreut und Nachfolger von Gunter Glasbrenner ist. Seine Antwort kam prompt und konnte alle Fragen restlos klären.
Holzgatter im Stadtwald: Schutz und Klimawandel
„Die errichteten Holzkonstruktionen werden als Hordengatter bezeichnet“, so Freund, der ausführlich auf den Grund für die Errichtung der Gatter einging, der, wie könnte es anders sein, seine Wurzeln im Klimawandel und dem folgenden Waldsterben hat. „Seit den Dürrejahren, verstärkt ab 2018, sind in vielen Bereichen die vorhandenen Bäume, vor allem Kiefern und Buchen, abgestorben. Durch die hohe Geschwindigkeit des Absterbeprozesses konnten sich kaum junge Bäume ansiedeln“, so der Förster.
Wie Freund weiter ausführt, würden zum Teil auch die entsprechenden, trockenheitsresistenteren Arten fehlen. „Die Naturverjüngung besteht häufig nur aus der Spätblühenden Traubenkirsche, welche nicht alle gewünschten Waldfunktionen erfüllen kann. Teile der Flächen sind stark vergrast, was eine Wiederbewaldung ebenfalls erschwert“, so der Fachmann.
Eicheln sammeln für klimaresilienten Wald
„Ziel der Stadt Hockenheim ist es, den Wald klimaresilient und vielfältig wieder aufzubauen“, umreißt er die Intention der Stadt und berichtet von einer konzertierten Aktion mit den Schulen: Als diesen Herbst die Eichen an den Waldrändern stark fruktifizierten, sprich ihre Früchte bildeten, wurden die Eicheln, teilweise unterstützt von Schulklassen, gesammelt. „Die Eicheln wurden in den von mir betreuten Kommunen Hockenheim, Reilingen und Walldorf innerhalb der Hordengatter in einer Tiefe von zirka vier Zentimetern ausgesät“, schildert Freund.
Schutzmaßnahmen gegen Wildschweine und Rehwild
Die Hordengatter dienen dabei als Schutz gegen Wildschweine, welche die Eicheln mit Vorliebe verzehren. Wenn im Frühjahr die Saat erfolgreich war, müssen die jungen Bäume noch einige Jahre vor dem Verbiss des Rehwildes geschützt werden. Die Hordengatter bleiben so lange stehen, bis die Bäume eine Höhe von mehr als 1,50 Meter erreicht haben. Dann können die Gipfelknospen nicht mehr vom Rehwild erreicht werden und die Bäume benötigen keinen Schutz vor Wildverbiss mehr.
Ob die Maßnahme „Eichensaat im Hordengatter“ ein Erfolg wird oder ob zukünftige Ereignisse wie Trockenheit oder der Fraß der Maikäferengerlinge die jungen Eichen zum Absterben bringen, müssen wir abwarten. „Das Kreisforstamt wird weiterhin verschiedene Versuche unternehmen, um das Ziel eines vielfältigen und klimaresilienten Waldes zu erreichen, versichert Förster Freund.
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