Hockenheim. Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper und der Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann (Grüne) haben gemeinsam die Hubäckerschule besucht. Dort wurde das Programm zum Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung erfolgreich umgesetzt. „Und jetzt liest sie wie die Feuerwehr“, äußerte sich Schopper bewundernd über die Leseleistung einer Schülerin der Hubäckerschule. Denn obwohl das Mädchen ohne Deutschkenntnisse eingeschult worden war, las sie nun zu Ehren des gemeinsamen Besuchs der Ministerin und des Landtagsabgeordneten der Grünen Dr. Andre Baumann an der Grundschule mit zwei weiteren Drittklässlerinnen eine Geschichte über Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ vor.
Eingebettet war der Vortrag in den Auftritt des Schulchors. Die Hubäckerschule hatte ein eindrucksvolles Programm für den hochrangig besetzten Besuch zusammengestellt. Die Ministerin war nicht nur voll des Lobes für die Darbietung aller Schülerinnen und Schüler – Sie lobte auch ausdrücklich das Engagement und das Herzblut von Schulleiter Jörg Himmelsbach und der Lehrkräfte, die als Pilotschule im vergangenen Jahr das Programm „BiSS-Transfer“ an der Hubäckerschule erfolgreich eingeführt hatten.
Das Programm ist eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Dieses ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Kultusministerkonferenz zum Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung und wird bereits an mehreren hundert Schulen in Baden-Württemberg umgesetzt.
„Ich freue mich, dass wir hier heute die positiven Ergebnisse erleben dürfen, die sich bereits in der aktuellen Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) für die Grundschulen in Baden-Württemberg abgezeichnet haben“, sagte Baumann. Es zahle sich aus, dass die grün-schwarze Landesregierung Bildung zu einem Schwerpunkt ihrer Politik gemacht habe.
„Die Grundschulen bilden die Basis, denn hier wird das Fundament für die schulische Laufbahn gelegt“, sagte die Ministerin während des Besuchs. „Ich freue mich sehr, dass viele gelungene Instrumente bereits erfolgreich umgesetzt werden. Aber wir haben noch viel zu tun, immerhin erreichen zurzeit bundesweit mehr als jeder vierte der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Fach Deutsch nicht den Mindeststandard im Lesen.“ Aber zumindest habe sich der Trend in Baden-Württemberg umgekehrt und vom allgemeinen Bundestrend positiv abgekoppelt.
Vertreter von regionalen Institutionen sind ebenfalls dabei
Unter den weiteren geladenen Gästen waren Hockenheims Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg, Vertreterinnen und Vertreter des Staatlichen Schulamtes Mannheim, des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Mannheim, anderer Hockenheimer Schulen, des Ortsverbands der Hockenheimer Grünen und des Elternbeirats der Hubäckerschule. Bei einem anschließenden Rundgang durch die Schule, bei dem Baumann den angetroffenen Schülern Ministerin Schopper augenzwinkernd als „die Chefin aller Schulen in Baden-Württemberg“ vorstellte, wurden unter anderem die Kernzeitbetreuung, der Schulhof mit großem Spielplatz und der PC-Raum besichtigt. Den Schlusspunkt des Programms bildete eine Präsentation der Umsetzung von „BiSS-Transfer“ sowie eine angeregte Gesprächsrunde.
Esther Hoffmann und Stefanie Haas, beide Koordinatorinnen des „BiSS-Transfers“ an der Hubäcker-Grundschule, erläuterten zunächst, was genau das Projekt eigentlich bedeutet. „Um das Lesen als Schlüsselkompetenz zu fördern, sieht das Programm neben dem Erlernen verschiedener Lesestrategien unter anderem Leseförderbänder vor“, erklärte Hoffmann. „Das bedeutet, dass zweimal 20 Minuten Lesen an zwei Tagen in der Woche für jede Klasse fest eingeplant sind.“ Gelesen werde in sogenannten Lautlesetandems aus einem „Trainer“ und einem „Sportler“, also einem guten Leser, der einen weniger gut Lesenden unterstützt.
Wie das abläuft, zeigten Videos der Schüler: Der Sportler liest laut vor, macht er einen Fehler, klopft ihm der Trainer auf die Schulter und der Sportler kann sich verbessern. „Ich muss ja selbst mitlesen“, schilderte eine Trainerin. „Deshalb werde ich selbst auch besser.“ Die Analogien zum Sport fand Schopper sehr passend und kindgerecht, wie sie sagte. Und auch bei Schülern kommen die Tandems gut an, wie weitere Videos zeigten. Wenn er vor der gesamten Klasse vorlese, sei er immer sehr nervös, erzählte beispielsweise ein Sportler. Vor seinem Trainer falle ihm das viel leichter.
Die meisten Kinder lesen gerne und fordern die Lesezeit im Unterricht mittlerweile sogar ein, so das Fazit der anwesenden Pädagogen. Um die Motivation hochzuhalten, macht die Hubäckerschule zusätzlich zu dem Programm ein „Höhentraining“. „Dieses beinhaltet unter anderem Bibliotheksbesuche und kinesiologische Übungen, die die basalen Lesefähigkeiten verbessern, sowie auch Autorenlesungen oder Büchertische bei Veranstaltungen, um auch die Eltern mehr fürs Lesen zu begeistern“, führte Schulleiter Jörg Himmelsbach aus und eindrücklich vor.
Auch Isabelle Kunter, Schulleiterin der Pestalozzi Grundschule, und Marcus Roth, Schulleiter der Hartmann-Baumann-Schule, berichteten von positiven Erfahrungen mit „BiSS“. Die kommissarische Leiterin der Schule am Kraichbach Berit Binder merkte an, dass sie auch einen Bedarf für den Bereich der Sonderpädagogischen Schulzentren sehe.
„Dieser vorgegebene Rahmen und die gute Betreuung sind total klasse“, lobte Roth das „BiSS-Programm“. „Wir wünschen uns alle, dass wir damit jetzt zehn bis 15 Jahre arbeiten können – egal, welche Partei gerade regiert.“ Auch ein Austausch mit den weiteren Horan-Gemeinden sei geplant, was Baumann sehr begrüßte. „Es wäre schön, wenn alle Schulen ’BiSSioniert‘ würden“, scherzte er.
Der Fortschritt an Hockenheimer Schule ist wichtig für die Bildungspolitik
„Ich freue mich, dass bei ’BiSS-Transfer’ vom Kultusministerium über die Lehrkräfte bis hin zu den Eltern alle an einem Strang ziehen. Es ist wichtig, bei den Grundschulen einen Schwerpunkt der Bildungspolitik zu setzen, denn hier erreichen wir alle Schülerinnen und Schüler“, so der Grünen-Landtagsabgeordnete.
Baumann und Ministerin Schopper bedankten sich abschließend nochmals ausdrücklich bei allen Lehrkräften für ihr wichtiges Engagement. „Ich weiß, dass auf ihren Schultern große Verantwortung liegt“, sagte Schopper. „Sie geben unseren Kindern, die ja unsere Zukunft sind, das Rüstzeug, das sie brauchen.“ Esther Hoffmann merkte an, dass sich alle Lehrkräfte sehr gerne auch für das Programm einsetzten. Dieses Zusatzengagement sollte aber auch honoriert werden, wünschte sie sich und sagte: „Wir müssen aufpassen, dass wir Lehrkräfte nicht dauerhaft überfordert werden, damit wir nicht irgendwann zerbrechen.“
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