Pumpwerk

„Me and the Heat“ kommt mit „Session Reloaded“ nach Hockenheim

Zwei Jahrzehnte lang gab es für Musikbegeisterte aus der ganzen Region mittwochs nur ein Ziel: Ab nach Walldorf ins Session, wo die Band „Me and the Heat“ zu einer solchen einlud. Nun kommt die Kultband ins Pumpwerk Hockenheim.

Von 
Andreas Wühler
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Mike Frank von „Me and the Heat“ (v.l.), Sophie Weber, die das Plakat entwarf sowie Amira Abd el Hafez und Cihad Baz vom Pump-werk-Team freuen sich auf die Neuauflage der Kult-Veranstaltung. © Lenhardt

Hockenheim. Zwei Jahrzehnte lang gab es für Musikbegeisterte aus der ganzen Region mittwochs nur ein Ziel: Ab nach Walldorf ins Session, wo die Band „Me and the Heat“ zu einer solchen einlud. In dem Jahrzehnt vor und nach der Jahrhundertwende war die Session Kult und so verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk – der Mittwoch war gesetzt. Ob Reggae oder Soul, ob Rock oder Pop-Balladen, die Kultveranstaltung war Garant für beste Unterhaltung und eine mitreißende Reise in die Welt der Rock- und Popmusik.

In den 20 Jahren, erinnert sich Bandleader Mike Frank, habe er nur dreimal gefehlt. Immerhin, jeden Mittwoch standen 700 Menschen vor dem Tor und warteten auf dessen Öffnung, die durften nicht enttäuscht werden, so Frank, der nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“ ans Werk geht. Diesen 100-prozentigen Einsatz zu bringen, dafür haben Frank und seine Bandkollegen nun die Zeit und Kraft, weshalb ab Donnerstag, 3. Oktober, im Pumpwerk zu „Session Reloaded“ eingeladen wird.

„Me and the Heat“  möchte im Pumpwerk Hockenheim Plattform für den Nachwuchs bieten

Von der Idee her wird die Neuauflage eine hundertprozentige Kopie des Originals sein, von der Ausführung nicht ganz: Die Session wird künftig jeden ersten Donnerstag im Monat im Pumpwerk stattfinden, auf einen monatlichen Rhythmus wechseln. Doch wie schon in Walldorf ist das Projekt zum einen eine Herzensangelegenheit der Band, zum anderen soll es Plattform für den Nachwuchs sein, Professionalität ist angesagt.

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Schon Anfang der 1990er Jahre sei es das Anliegen gewesen, dem Nachwuchs eine Plattform zu bieten, ihm die Chance zu geben, sich vor Publikum zu bewähren, führt Frank bei einem Pressegespräch mit unserer Zeitung aus, bei dem er und Pumpwerk-Chef Cihad Baz das neue Angebot vorstellen. Selbst aus der Jugendarbeit kommend war dies für Frank eine normale Vorgehensweise und selbst seine Band hat er nach eigenen Angaben auf diese Weise zusammengestellt – „dem Nachwuchs eine Chance“.

„Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Platz“, ordnete Frank die Session ins Nachhinein ein, mit deren Erfolg auch der Stern von „Me and the Heat“ aufging. Eine Band, die heute mit ihren Live-Auftritten zu den gefragtesten in Deutschland zählt, regelmäßig für Events und von Firmen gebucht wird.

Doch mit dem Erfolg der Band nahte das Ende der wöchentlichen Session. Denn auch wenn die Abende immer leicht und flockig einherkamen – es steckt viel Arbeit dahinter. Die neuen Talente wurde im vorab von Frank auf Herz und Nieren getestet, der Abend wurde einstudiert und durchgespielt. Ein immenser Aufwand für einen Abend, der fast die ganz Woche mit Arbeit belegte – „Organisieren und selbst noch spielen, es wurde zu viel, war nicht mehr zu stemmen“, so Frank.

Doch die Jahre im Walldorfer Session haben ihn geprägt, bei den Abenden sang auch Christin Kieu mit, die später sein Frau wurde, und beide erinnern sich gerne an die Zeit. Nach der ersten „Christmas Edition“ in der Stadthalle im vergangenen Jahr schwärmten sie Cihad Baz von der tollen Atmosphäre der wöchentlichen Gigs vor und der Funke sprang über. „Warum keine Neuauflage“, sinnierte Baz und Christin Kieu bekannte spontan, Lust auf ein Revival zu haben – die Session Reloaded nahm Gestalt an.

In Hockenheim statt in Walldorf, die Wege sind kürzer, und einmal im Monat statt wöchentlich, der Aufwand ist geringer, sah Mike Frank die Vorteile der neuen Location und des neuen Modus und war ebenfalls begeistert. Zumal es ihm die Bedingungen erlauben, die Session ohne Abstriche umzusetzen: „Mit vollem Programm“, wie er betont. Zehn Musiker auf der Bühne, das große Besteck, und junge Talente, denen eine Chance gegeben wird. Womit wieder Baz ins Spiel kommt.

Musikalische Synergien im Pumpwerk von Hockenheim

Denn der Pumpwerk-Chef hat bereits eine andere Veranstaltung in der Rennstadt etabliert – die Kara-„Hogge“-Night. Sie findet jeden vierten Donnerstag im Monat statt und wer will darf zum Mikrofon greifen. Ein Format, das sich mittlerweile zum Renner entwickelt hat und stets für ein volles Haus sorgt. Und pro Abend wird eine Stimme gekürt, jene die den Besuchern am besten gefallen hat.

Diese Talente wiederum erhalten von Mike Frank die Chance, bei der Session Reloaded auf der Bühne zu stehen. Womit sich die Karaoke-Night und Session Reloaded die Hand reichen – mal schauen, was daraus für die Region erwächst.

Frei von finanziellen Interessen will Session Reloaded die Musik in den Vordergrund stellen, Talenten eine Chance geben. So wie Anfang der 1990er Jahre, erinnert sich Frank, als die Ära der „Ami-Clubs“ zu Ende ging, vielen Musikern die Spielstätten verloren gingen, die ihnen jeden Abend eine Auftrittsmöglichkeit boten. Eine Lücke, in der die wöchentlichen Session Platz fand, sich zu entfalten. Insbesondere für junge Menschen, die singen wollten, war die Session das Sprungbrett, erinnert sich Frank, auf dessen Bühne fast alle Musiker standen, die heute im Rhein-Neckar-Raum mit eigenen Bands brillieren. An diese Erfolgsgeschichte soll die Session-Reloaded anknüpfen.

„Me and the Heat“ stehen auf jeden Fall bereit und nicht nur Mike Frank ist voller Vorfreude. Denn, macht er aus seinem Herzen keine Mördergrube, viele der Bandauftritte seien Kommerz, auf der Bühne im Pumpwerk werde nicht das Geld das Sagen haben – „niemand will davon reich werden“ – sondern die Kunst. Die Freude am Spiel, an der Musik.

Doch bei aller Freude – Mike Frank bleibt seiner Ernsthaftigkeit treu: Jeden ersten Donnerstag im Monat heißt für ihn jeden ersten Donnerstag, ob Fußball im TV, Silvester oder Feiertag – wie nun bei der Premiere am 3. Oktober – es wird gespielt. Und wie immer – die Abende sind durcharrangiert und geplant, die einzige Maxime, die Frank gelten lässt, lautet: „Es muss gut sein“.

Eine Ernsthaftigkeit, die man dem Plakat, mit dem für das neue Format geworben wird, übrigens nicht ansieht. Vielmehr weckt es Assoziationen an einen Zeitstrahl, an ein Wurmloch im All, die Verknüpfung von Vergangenheit und Zukunft. Für eine Reloaded-Veranstaltung kein schlechtes Omen. Es stammt aus der Feder von Sophie Weber, die mit ihm einen Wettbewerb gewann.

Plakat in Wettbewerb des Pumpwerks Hockenheim ermittelt

Schnell sei der Gedanke gereift, dass man für die neue Veranstaltungsreihe ein zugkräftiges Plakat brauche, schildert Baz, der den Gedanken mit einem Gewinnspiel auf Facebook in die Tat umsetzte. Zahlreiche Einsendungen erreichten das Pumpwerk – immerhin warteten auf den Gewinner 350 Euro. Oder die Gewinnerin, zur der in zwei Jury-Durchgängen Sophie Weber gekürt wurde.

Einmal, so Baz, habe er innerhalb des Stadthallen-Teams abstimmen lassen, die Werke waren anonymisiert, einmal zusammen mit „Me and the Heat“ und jedes Mal hatte Weber die Nase vorn – ihr Entwurf überzeugte. Für die 17-Jährige, die sich durchaus vorstellen kann, Grafik zu studieren oder Event-Management, ein toller Erfolg. „Ich habe die Chance ergriffen“, freut sie sich über ihren Erfolg.

Zumal sie mit dem Entwurf ihre Fantasie zu Papier gebracht hat und das tolle Feedback bekam, dass sie mit ihren Vorstellungen den Geschmack anderer Menschen trifft. Was auch Baz unterstreicht, der den Entwurf auf Anhieb überzeugend fand – nur Kleinigkeit seien noch modifiziert worden – „ansonsten war alles top“.

Und so kann sich Sophie Weber nun freuen – ihr Plakat wird in den nächsten Wochen und Monaten im Stadtbild präsent sein, für das neue Format werben. Und Pumpwerk-Praktikantin Amira Abd el Hafez sorgt dafür, das es auch in den sozialen Medien Verbreitung findet.

Womit sich wohl der Reigen schließen wird, wenn am Donnerstag, 3. Oktober, die Menschen vor dem Pumpwerk auf den Beginn warten. Einlass ist übrigens um 19 Uhr, los geht es um 20 Uhr und Karten gibt es nur an der Abendkasse.

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