Hockenheim. Nein, einladend ist das Dezemberwetter nicht: Draußen klammern sich die Temperaturen eng an den Gefrierpunkt, der Boden ist stellenweise gefroren und eisiger Wind streicht unter fahlgrauem Himmel um die Häuser. Eigentlich würde niemand in diesen Tagen den Fuß freiwillig vor die Tür setzten, gäbe es da nicht den Hockenheimer Advent. Am Freitag öffnete der Weihnachtsmarkt seine Pforten und verwandelte den Marktplatz über das Wochenende in ein funkelndes Märchenland. Über 40 Stände und ein opulentes Bühnenprogramm konnten trotz der Eiseskälte überzeugen: Schon in den frühen Abendstunden strömten Menschenmassen entlang der leuchtenden Lichterspiele vor die evangelische Kirche.
Zum Einstieg gibt es klassische Weihnachtslieder wie "Oh Tannenbaum"
Zum Auftakt spielte am Freitagabend das Hauptorchester der Blauen Husaren. Mit Klassikern wie „Kling, Glöckchen“ oder „Oh, Tannenbaum“ floss eine Stunde lang Festmusik um die nach Zimt, Waffeln und Glühwein duftenden Holzhütten. Auf die Musik folgte dann eine Eröffnungszeremonie mit dem Hockenheimer Christkind Hanna und Oberbürgermeister Marcus Zeitler. Begleitet wurde dieses Duo von Fastnachtsprinzessin Larissa I. (HCG) aus dem Hause Ruß und Glück sowie der charismatischen Weinprinzessin Lena I. aus Duttweiler.
Über den erfolgreichen Auftakt freuen kann sich allen voran Oberbürgermeister Marcus Zeitler: „Wir haben bestes Wetter für den Hockenheimer Advent. Ich wünsche Ihnen ein schönes Fest im Kreise ihrer Lieben. Und denken Sie daran: Die Standbetreiber leben von der Nachfrage nach ihren Produkten. Unterstützen Sie unsere regionalen Anbieter und kaufen Sie ihre Waren“. Besonders freut ihn auch die Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Commercy und Hockenheims Weinpartnerstadt Duttweiler, die mit eigenen Ständen vertreten sind.
Der Austausch mit befreundeten Städten ist wichtig, denn der Hockenheimer Advent steht für Zusammenkunft. Gelebt wird dieses Prinzip auch am Stand des Fremdenverkehrsvereins Hohenstein-Ernstthal.
Seit langem besteht eine Freundschaft zwischen den beiden Rennstädten – auch auf dem Weihnachtsmarkt. Handverlesene Handwerkskunst aus dem Erzgebirge und kulinarische Schmankerl wie das Schwarzbier „Glückauf“ aus der Bergbau-Gemeinde Gersdorf oder sächsischer Kräuterschnaps begeistern eine stetig wachsende Stammkundschaft. Spürbar ist das auch in diesem Jahr: „Wir sind wie immer gut besucht, unsere Räuchermännchen und Christstollen sind schon am Samstagnachmittag ausverkauft“, berichtet Angelika Laube vom Fremdenverkehrsverein.
Durch den Lego-Verkauf von Spielwarenhändler Eric Doser von „Erics Schatzkiste“ und der Back- und Bastelaktion des Hockenheimer Pumpwerks wurde die Stadthalle zum Kinderparadies – sehr zur Freude des Geschäftsführers der Stadthalle Rainer Weiglein. „Wir sind sehr glücklich, das Kinderprogramm nun schon zum zweiten Mal bei uns in der Stadthalle zu haben. Bis jetzt habe ich nur positives Feedback bekommen“.
Auf dem Marktplatz hat sich im Vergleich zum letzten Adventsmarkt schnell eine wesentliche Veränderung bei allen Besuchern bemerkbar gemacht. Die Bühne steht nun nicht mehr eingeengt zwischen Bratwurstständen und überdachten Stehtischen, sondern vor einem großen Korridor, auf dem mehr Menschen Platz finden. Das Musikprogramm konnte so in vollen Zügen genossen werden. Den Abschluss machten am Freitag und Samstag regionale Stimmungsbands, wie die Indie-Pop-Gruppe „Used“ oder „AMOkoustic“ mit Sängerin Susie Soul.
Der Hockenheimer Südstadtkindergarten wird den Erlös für einen Zauberer einsetzen
Zwischen Glühwein und Bratwurst gibt es auch kleine Geschichten zu entdecken, wie etwa an den Ständen der Handwerkskünstler. Der Förderverein des Südstadtkindergartens verkauft Basteleien der Vorsitzenden Jenny Berg und verschiedener Eltern. Der Erlös kommt den Kindern zu Gute: „Im Mai haben wir angefangen zu basteln. Vom Geld, das wir heute einnehmen, wollen wir einen Zauberer für die Kinder engagieren“, erklärt Berg.
Alte Hufeisen verarbeitet der Hockenheimer Wilhelm Stohner zu Skulpturen. Die Idee hat er aus dem Internet, inzwischen kommen auch Menschen mit Auftragsarbeiten zu ihm. „Alle Ideen für die Skulpturen kommen von mir selbst. Die meisten Hufeisen, die nicht mehr benötigt werden, kommen in den Schmelzofen. Mir ist Nachhaltigkeit ein großes Anliegen, deshalb arbeite ich die Eisen, die sonst Müll wären, in Skulpturen um.
Nachhaltigkeit, vor allem in der Landwirtschaft, ist für Peter Stieber von „Hapes Bio Biene“ ein großes Thema. Es herrsche auf Weihnachtsmärkten kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Künstlern und Handwerkern und kulinarischem Angebot mehr. „Das ist auf keinen Fall die Schuld der Organisation, sondern ein generelles Problem. Wir brauchen mehr regionale Produkte im Einzelhandel. Damit stärkt man die Betriebe vor Ort und Händler entscheiden sich eher dazu, auch auf Weihnachtsmärkten zu verkaufen.“
Peter Stieber unterstützt mit seinen Bienenprodukten nicht nur den regionalen Handel, sondern auch soziale Aktionen, wie Bildungsprojekte an Schulen oder das freiwillige ökologische Jahr, das man in seinem Imkerbetrieb absolvieren kann. Für Regionalität und Umweltbewusstsein tritt Stieber ein – auch auf dem Hockenheimer Advent.
In diesem Jahr ist der Hockenheimer Advent ein voller Erfolg, das zeigen Besucherzahlen und Atmosphäre auf dem Veranstaltungsgelände. Rundum zufrieden ist auch Oberbürgermeister Marcus Zeitler beim Blick auf den diesjährigen Markt: „Das Wetter hat gehalten und wir erleben zufriedene Besucher und Aussteller. Meiner Bitte viel zu konsumieren, wurde also nachgekommen. Mein großer Dank geht daher an alle Vereine und Unterstützer, die den Hockenheimer Advent auch 2023 wieder möglich gemacht haben“.
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