Hockenheim. Beim Sportfliegerclub Hockenheim geht es nach dem verheerenden Hangarbrand vor einem Jahr wieder aufwärts – im wörtlichen Sinn. Der Verein arbeitet erfolgreich daran, den Flugbetrieb wieder hochzufahren und hat dafür erste Investitionen getätigt, teilt Vorsitzender Florian Meyer auf Anfrage mit. Sichtbares Zeichen ist die neue Zelthalle, in der die Segelflugzeuge vorübergehend eingestellt werden können, bevor der in der Nacht zum 19. Juni 2023 niedergebrannte Hangar durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt wird.
Den nach dem Feuer, das einen Millionenschaden angerichtet hat, ins Stocken geratenen Flugbetrieb wieder zu reaktivieren, war das Ziel des Vorstands. Im Herbst 2023 wurden zwei Flugzeuge bestellt: Ein Ultraleichtflugzeug – WT 9 – das auch Segelflugzeuge schleppen kann, und einen modernen Glaser-Dirks-Schulungsdoppelsitzer. Während der Ultraleichtflieger bereits in Betrieb ist, müssen sich die Sportflieger mit dem Doppelsitzer noch eine ganze Weile gedulden: Sie erwarten die Auslieferung nicht vor 2028.
Sportflieferclub Hockenheim schafft neue Flugzeuge an
„Wir hoffen, dass es früher klappt und stehen mit dem Hersteller in engem Kontakt“, erklärt Florian Meyer. Die Nachfrage auf dem Flugzeugmarkt sei so hoch, dass der Markt leergefegt sei. Die Wartezeit variiere je nach Modell, doch beim Schulungsdoppelsitzer falle sie extrem lang aus.
Dafür ist die ultraleichte WT 9 bereits seit April im Besitz des Vereins. „Damit haben wir wieder eine Kombination aus einem Schlepp- und einem Ultraleichtsportflugzeug“, erläutert der Vorsitzende die Vorteile der Neuanschaffung. Die Kosten von rund 160 000 Euro konnte der SFC über Spenden und Versicherungsleistungen bestreiten. Wie berichtet, hatte der Verein zu Spenden aufgerufen, weil absehbar war, dass ihm rund 250 000 Euro fehlen würden für die Ersatzbeschaffung.
Nach dem Brand hat Verein in Hockenheim mehrere Großspenden erhalten
„Wir haben auch mehrere Großspenden bekommen, beispielsweise 8500 Euro von der Daimler AG“, berichtet Meyer. Dafür hatte sich ein bei Daimler beschäftigtes Vereinsmitglied eingesetzt. Das Geld fließt zweckgebunden in die Jugendarbeit, die durch den Verlust des Segelschulungsflugzeugs schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Auch einige Mitglieder hätten größere Summen gespendet. Das Spendenkonto sei aber immer noch offen, betont Florian Meyer.
Die neue Zelthalle auf dem Gelände, die von Mitgliedern aufgebaut wurde, hat sich bereits bewährt bei der Unterstellung der Segelflugzeuge. Glück hatte der Verein bei seiner Suche nach Ersatz für den Motorsegler, der neben neun anderen Maschinen durch den Brand vernichtet worden war. Die „Super Dimona“ sei einer der modernsten Motorsegler und sehr selten auf dem Gebrauchtflugzeugmarkt. Für einen guten Preis wurde der Sportfliegerclub jetzt in Langenlonsheim fündig. Demnächst wird die zweisitzige Maschine dort abgeholt und in Hockenheim überarbeitet.
Sportfliegerclub hat Hockenheimer Bürger auf dem Schirm
Bei der Mitgliederversammlung im Winter habe der Verein eine neue Vereinsausrichtung beschlossen: Er wird kein viersitziges Motorflugzeug mehr anschaffen, sondern die Motorsegler- und die Ultraleichtflugzeugsparte fördern. „Das war eine strategische Entscheidung“, erläutert Meyer. Beide Kategorien ließen sich deutlich effizienter, leiser und mit einem geringeren CO2-Fußabdruck betreiben.
Das sei auch gegenüber der Hockenheimer Bevölkerung ein Zeichen gewesen. „Wenn wir wieder schleppen und wenn wieder Kunstflugwoche ist, haben wir dann ein leiseres Schleppflugzeug, das besser steigt und höher über die Stadt fliegt.“ Es sei aber auch für einen Streckenflug gut geeignet. Ein Motorflugzeug verbrauche im Vergleich zu einem Ultraleichtflieger das Doppelte bis Dreifache an Treibstoff.
Die Jugendgruppe des Vereins hat in Isny im Allgäu ein Fluglager absolviert und erfolgreich einen Alleinflug gefeiert, freut sich Florian Meyer, dass es auch hier nach vorne geht. Solche Erfolge förderten den Zusammenhalt.
Motorflugsparte in Hockenheim wiederbelebt
Im Herbst erwartet er einen Gastverein zu einer Kunstflugwoche am Hockenheimer Platz. Dass das trotz fehlender Halle erfolgt, sei auch als Unterstützung für den SFC Hockenheim zu verstehen: Neben den Einnahmen für Camping und Schleppen sei auch wieder etwas los am Platz.
Das ist Meyer als Zeichen des Aufschwungs ebenso wichtig wie die Feststellung, dass mit Ultraleichtflugzeug und dem Motorsegler der Verein wieder eine funktionierende Motorflugsparte habe, die durch den Brand quasi tot gewesen sei. Glück im Unglück sei gewesen, dass man nur ein Segelflugzeug verloren habe, wenn auch das Hauptschulungsmodell.
Sehr zufrieden ist Florian Meyer mit den Verhandlungen mit der Versicherung, die fair und auf Augenhöhe und nicht über Rechtsanwälte abliefen. Der Wiederaufbau der Halle am alten Platz soll 2025 abgeschlossen werden – Meyers Ziel: bis Juni. Dann sollen auch die Mitglieder zur Aktivität zurückkehren, die seit dem Brand nicht zu befreundeten Vereinen auswichen, sondern pausieren.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-nach-dem-brand-beim-sportfliegerclub-hockenheim-gehts-aufwaerts-_arid,2218612.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim_artikel,-hockenheim-feuerinferno-bedroht-existenz-sportfliegerclub-hockenheim-kaempft-sich-nach-brand-zurueck-_arid,2150767.html