Hockenheim. Für die Einweihung eines Gebäudes fiel das Wort „Herzenssache“ bemerkenswert oft am Freitagnachmittag. Die Grundschule plus der Hartmann-Baumann-Schule wurde offiziell in Dienst gestellt, sechs Jahre nach dem Beschluss des Gemeinderats, knapp drei Jahre nach dem Beginn des Neubauteils. Allein die Dauer signalisiert, dass viele Beteiligte besondere Energie in das Zehn-Millionen-Euro-Projekt gesteckt haben. Mit dem Ergebnis sehr zufrieden zeigten sich alle an der Feier Beteiligten.
„Heute vereint sich die Schulart mit dem Gebäude“, machte Rektor Marcus Roth deutlich, dass es die Hartmann-Baumann-Schule als reine Grundschule erst einige Jahre gibt. Das sei mit der schmerzlichen Tatsache verknüpft, dass der Zweig Werkrealschule keine Zukunft mehr hatte und aufgegeben werden musste. Schnell sei klar gewesen, dass die bisherige Gebäudestruktur nicht für eine reine Grundschule geeignet ist, blickte Roth zurück.
Die große Herausforderung, ihr ein neues, modernes und zeitgemäßes Haus zu geben, habe vor allem das Team des Büros Jöllenbeck & Wolf Architekten aus Walldorf gemeistert. Mit teils sehr detaillierten Wünschen habe sich aber auch das Schulteam eingebracht: „Da ging es um die Lage von Türen oder wie ein Schülerregalschrank aussehen soll“, berichtete der Rektor, der zugab: „Natürlich gingen unsere Wünsche deutlich über den Rahmen des Schulbauförderprogramms hinaus.“ Aber dessen Richtlinien seien eben nicht danach bemessen, welche Flächenumfänge für die Praxis sinnvoll seien.
Dank an Stadt als Schulträgerin
Marcus Roth dankte dafür der Stadt Hockenheim, die als Schulträgerin das Raumprogramm genehmigt und seine Umsetzung in den sechs Jahren unterstützt habe. Die Diskussionen mit den Planern hätten wiederholt gezeigt, „dass Schule eine hochemotionale Angelegenheit“ sei. Im Haus seien sieben Professionen von den Lehrkräften über die Schüler bis zum Kernzeitteam vereint, für alle galt es, bestmögliche Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Roth zollte allen Beteiligten seinen Respekt, trotz Corona, Lieferschwierigkeiten und anderer Widrigkeiten das Mammutprojekt professionell umgesetzt zu haben. Das Schulteam habe die Umzüge vom alten Riegelgebäude in die Container und dann in den Neubau geduldig gemeistert. Seit vier Wochen lebe sich die Schulgemeinschaft jeden Tag mehr ein.
Dass der Gemeinderat nie die Mittel für den Neubau infrage gestellt habe, hob auch Oberbürgermeister Marcus Zeitler hervor. Er wünschte sich, dass Bund und Länder den Kommunen endlich Fördermittel in einem Umfang bereitstellten, den diese brauchten, um Schulen und Kindergärten ordnungsgemäß bauen, modernisieren und ausstatten können: „Bei der Schulmittelförderung müssen wir auf kommunaler Ebene lauter werden.“ Zeitler lobte, die Hartmann-Baumann-Schule sei ins Zeitalter von 2030 geführt worden.
Auch er sprach von der „Herzenssache“, die die Grundschule plus von Anfang an für alle gewesen sei. „Natürlich sind hier Millionen Euro verbaut – nur die kriegen wir doch wieder, wenn wir in die Ausbildung unserer Kinder investieren, die die Zukunft in diesem Land sichern.“
Verbindung aus Altem und Neuem
Architekt Michael Jöllenbeck erläuterte das Konzept der Verbindung des Neubaus und des alten Bestands von 1966. Nicht nur das gewandelte pädagogische Programm mit einer neuen Schulform habe dort Veränderungen erfordert. Er zitierte den Erziehungswissenschaftler Loris Malaguzzi, der vom „Raum als dritten Pädagogen“ gesprochen habe.
Der Altbau der Hartmann-Baumann-Schule habe substanziell und in seiner Gestalt einen großen Wert besessen. Aus Alt und Neu ein neues, kompaktes Ganzes zu bilden, habe die anderen Lösungen letztlich ausgestochen. Jöllenbeck äußerte sich „unendlich dankbar“ für die zahlreichen Detailüberlegungen, die das Kollegium eingebracht habe und von denen sich viele im Schulhaus wiederfänden.
Das alte Gebäude habe viele Überraschungen bereitgehalten. Insgesamt hätten 20 Ingenieure und Architekten aus elf Planungsbüros alle Aufgaben miteinander gelöst, 37 Firmen mit rund 120 Mitarbeitern hätten ihr Bestes gegeben und oft flexibel auf Herausforderungen reagiert.
Die Schule habe über den Zugewinn an Flächen hinaus eine grundlegende Neuorientierung gewonnen hin zum neuen Naturraum am Stöcketweg, wo jetzt der Haupteingang liegt, weg vom Trubel der weiterführenden Schulen. Sie ist nun in einem Haus beheimatet, erhält eine räumliche, alles verbindende Mitte mit Licht als zentrales Gestaltungsmittel. Die natürliche Belichtung und Belüftung hätten sich bei Tests bewährt.
Pfarrer Michael Dahlinger sprach beim Segen auch als Lehrer der HBS und dankte in einem Gebet, dass es die Schule gibt. Musikalisch gestalteten die dritten und vierten Klassen sowie Viertklässler Mo unter Regie von Renate Siegert und Saskia Transier die heitere Einweihung.
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