Gemeinderat

Neuer Bürgermeister Beck in Hockenheim offiziell ins Amt eingeführt

Die Hockenheimer Kommunalpolitiker verabschieden ihren scheidenden Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg. Er geht nach elf Jahren in den Ruhestand. Sein Nachfolger Matthias Beck wird im Gemeinderat verpflichtet

Von 
Markus Müller
Lesedauer: 
Thomas Jakob-Lichtenberg und OB Marcus Zeitler. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Von Markus Müller

„Lieber Tom“, begann Oberbürgermeister Marcus Zeitler seine Verabschiedung von Thomas Jakob-Lichtenberg, der nach elf Jahren zum Jahresende in den Ruhestand geht. Das vertraute „Du“ belegte, dass in den fünf Jahren seit Zeitlers Amtsantritt 2019 und mehr als 250 gemeinsam geleiteten Sitzungen politischer Gremien aus der fachlichen auch eine freundschaftliche Zusammenarbeit erwachsen war. „Du warst und bist jemand, der diesen Beruf mit hundertprozentiger Leidenschaft macht“, bescheinigte der OB seinem Weggefährten, der darin seine Berufung gefunden habe.

Verabschiedung BM Thomas Jakob-Lichtenberg und Verpflichtung Matthias Beck. Thomas Jakob-Lichtenberg (v.l.) mit Frau Brigitte Völker, OB Marcus Zeitler mit Frau Birgit Fritz sowie Matthias und Fitore Beck. © Dorothea Lenhardt

Als Schwabe im Herzen Badens und der Kurpfalz habe Jakob-Lichtenberg sozusagen als Deutschen mit Migrationshintergrund das Thema Integration stets begleitet. Dass diese in Hockenheim funktioniert, habe er bewiesen, „als Du in der Stadthalle alle drei Strophen des Badener Lieds sicher gesungen hast, ohne vom Blatt abzulesen“, erinnerte Zeitler und wurde wieder ein wenig ernster: „Ich habe viel von Dir gelernt“, gestand er. Vor allem die ruhigen Dinge, das Fingerspitzengefühl, das bedachte Herangehen seien Dinge, „die ich nicht habe, die hast Du“. So hätten sie beide sich bestens ergänzt. Für diese Zusammenarbeit auf Augenhöhe dankte er dem scheidenden Bürgermeister herzlich – auch im Namen der Bürger der Stadt, in der Jakob-Lichtenberg Spuren hinterlasse.

Was OB Zeitler an Bürgermeister Jakob-Lichtenberg zu schätzen weiß

Mit Corona habe das Duo eine Premiere gefeiert: die erste – und hoffentlich letzte – gemeinsame Pandemie. Damals habe alles auf null gedreht und umgestellt werden müssen. In dieser Zeit habe sich gezeigt, dass es sinnvoll ist, die Positionen der Bürgermeister mit Menschen zu besetzen, die Verwaltungserfahrung mitbringen. Alleine die vielen Änderungen der Gesetze und Rechtsvorschriften könne niemand nebenher bewältigen. „Gerade wenn es sonntags darum ging, montags eine neue Corona-Verordnung umzusetzen, wenn nachts um 0.30 Uhr schon jeder Gewerbetreibende Bescheid gewusst hat, aber die Mail bei uns erst um 6 Uhr einging, gab’s da keine Verzweiflung, sondern Ärmelhochkrempeln und Anpacken. Geraden diesen Part haben wir hervorragend gemeistert“, erklärte der Oberbürgermeister. Die Verwaltung habe den Betrieb aufrechterhalten und Ratssitzungen ermöglicht, sodass der Gemeinderat Beschlüsse fassen konnte.

Mehr zum Thema

Vorgestellt

Matthias Beck startet als Bürgermeister in Hockenheim: Das sind seine Vorhaben

Veröffentlicht
Von
Matthias Mühleisen
Mehr erfahren
Gemeinderat

Klare Mehrheit: Matthias Beck wird neuer Bürgermeister in Hockenheim

Veröffentlicht
Von
Matthias Mühleisen
Mehr erfahren
Beigeordnetenwahl

Bürgermeister in Hockenheim: Noch ein Zeitler?

Veröffentlicht
Von
Matthias Mühleisen
Mehr erfahren

„Du bist für mich ein starker und zuverlässiger Partner gewesen, immer zum Wohle der Stadt. Ich wusste, wenn ich ein Problem habe, kann ich damit zu Dir kommen“, sagte Zeitler. Natürlich werde in einer guten Freundschaft auch mal gestritten, doch sie hätten das Büro immer zusammen verlassen und mit einer Stimme nach außen gesprochen. Für alles hätten sie einen Kompromiss, eine Lösung gefunden. Das sei das Wichtigste gewesen. „Du wirst in diesem Hause jederzeit willkommen sein. Tom, alles Gute, mach’s gut, vielen Dank!“

Was der Hockenheimer Bürgermeister in seiner Amtszeit geleistet hat

Fritz Rösch erinnerte an das erfolgreiche Lied „Major Tom“ von Peter Schilling. Völlig losgelöst wie das Raumschiff, um das es darin geht, sei Thomas Jakob-Lichtenberg einst von der Landeshauptstadt Stuttgart in die Rennstadt Hockenheim geschwebt. „Gottes beste Gabe ist und bleibt der Schwabe“, reimte der Christdemokrat frohgemut weiter und erntete herzhafte Lacher. Doch auch er wurde gleich wieder ernst. „Du hast zehn Jahre hier gewirkt und große Spuren hinterlassen.“

Obwohl das Geld stets knapp war, sei Jakob-Lichtenbergs Zeit in der Stadt viel bewegt worden. So seien Straßenzüge erneuert, das Obdachlosenwohnheim neu errichtet, das Gauß-Gymnasium saniert und – „als absoluter Höhepunkt in deiner Ära“ – die Hartmann-Baumann-Schule neu gebaut worden. „Heute ist sie ein Aushängeschild für Hockenheim“, betonte Rösch. „Die Volkshochschule sowie die Musikschule tragen ebenfalls Deine Handschrift und stehen auf einem soliden Fundament.“

"Botschafter Hockenheims": Bürgermeister geht von Bord

Ein zusätzliches Steckenpferd des Bürgermeisters stellten die Städtepartnerschaften mit Commercy in Frankreich, Moorsville in den USA und Hohenstein-Ernstthal dar. „Du warst stets mit Leib und Seele dabei“, sagte er. Liebe hierfür, Fürsorge und Verständnis für andere Kulturen seien für Jakob-Lichtenberg eine Herzensangelegenheit. Deshalb hätten die Bürgermeister der Partnerstädte in ihm den optimalen Ansprechpartner gefunden. „Du warst ein guter Botschafter Hockenheims“, hob der CDU-Stadtrat hervor.

Mehr zum Thema

Volkshochschule

Hockenheimer Bürgermeister Jakob-Lichtenberg offiziell verabschiedet

Veröffentlicht
Von
Stadt Hockenheim
Mehr erfahren
Stadtverwaltung

Hockenheims Bürgermeister Jakob-Lichtenberg kündigt Abschied an

Veröffentlicht
Von
Matthias Mühleisen
Mehr erfahren
Städtepartnerschaft

Hockenheim und Commercy: Ein Fels der Freundschaft

Veröffentlicht
Von
Stadt Hockenheim
Mehr erfahren

Bald fliege der Noch-Bürgermeister, dessen Dienstzeit am 31. Dezember endet, nach Hawaii, um mit seiner Frau Brigitte eine Bierbar zu eröffnen. Da schien Rösch mehr zu wissen als dessen bessere Hälfte, wie ein erstauntes „Was?“ nahelegte – sehr zur Erheiterung im Saal. Doch er trieb den Scherz noch ein wenig weiter: OB Zeitler habe die nächste Klausurtagung schon für Hawaii festgelegt. „Wir benötigen nur noch einen Gemeinderatsbeschluss und deine Zusage, dass Du für alle Kosten aufkommst.“

Hockenheimer Bürgermeister Jakob-Lichtenberg Fast sprachlos

„Was soll man da noch sagen?“, fragte Thomas Jakob-Lichenberg, fand dann aber doch noch ein paar Worte. Ihm fiel die Haushaltsrede Zeitlers ein, in welcher der OB von einem Streichorchester der Stadt gesprochen habe. Dieses Bild griff er auf: Als Bürgermeister habe er viele Jahre die erste Geige spielen dürfen: „Diese Aufgabe war erfüllend und anspruchsvoll.“ Die erste Geige gebe zwar den Ton an, bleibe alleine aber nur eine Melodie. Erst das Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten mache sie zu einem wahren Klangerlebnis. Im Orchester des Rats und der Verwaltung beeindruckende ihn dieses Zusammenspiel besonders. Jede Stimme, jedes Instrument trage zum Gesamten bei. „Ich habe immer versucht, den richtigen Ton zu treffen, doch Sie, die Stadträte, haben stets dazu beigetragen, dass aus den einzelnen Tönen ein harmonisches Ganzes wird.“

Natürlich habe es mitunter herausfordernde Passagen gegeben, schwierige Entscheidungen, die manchmal wie Dissonanzen klangen, oder Prozesse, die sich endlos hinzogen. Doch die Stärke des Hockenheimer Rats liege darin, „aus diesen Steinen, die uns in den gemeinsamen Weg gelegt wurden, Brücken zu bauen“. Besonders stolz mache ihn der Blick der Mandatsträger für das große Ganze sowie ihr Gespür für die Sorgen und Nöte der Bürger. Mit ihrer Kreativität hätten sie Hockenheim lebendig gehalten. „Sie sind das Herz und die Seele unserer Stadt, die dafür sorgen, dass hier etwas bewegt wird.“ Nun gehe ein Geiger, ein neuer komme und das Orchester bleibe. Und es werde weiter wunderbare Melodien spielen.

Redaktion

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung

VG WORT Zählmarke