Gemeinderat

Neuer Parkkindergarten auf Reiterplatz

Weil das derzeitige Gebäude im Gartenschaupark nicht sanierungsfähig ist, soll der Verein Postillion den Neubau planen

Von 
Matthias Mühleisen
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Nicht mehr sanierungsfähig: Der Parkkindergarten neben der Lamellenhalle im Gartenschaupark entspricht auch vom Zuschnitt nicht mehr aktuellen Anforderungen. Er soll aber nicht abgerissen werden. © Lenhardt

Dass für den Parkkindergarten ein Ersatz gefunden werden muss, steht seit Jahren fest. Bereits in der Neujahrsansprache 2018 nannte der damalige Oberbürgermeister Dieter Gummer die Klärung der Neubaufrage als eine der Aufgaben des Jahres. Nun scheint sie gelöst – wenn auch nicht einstimmig. Mit 14 zu neun Stimmen hat der Gemeinderat einen Neubau auf dem Reiterplatz beschlossen und den Planungsauftrag an den Verein Postillion vergeben.

„Wir sind uns einig, dass der Parkkindergarten nicht mehr zu reparieren ist, deshalb muss ein neuer gebaut werden“, führte Oberbürgermeister Marcus Zeitler ins Thema ein. Er rechnet aufgrund der Statistik damit, dass der Bedarf an Kindergartenplätzen weiter hoch bleibt, das schaffe Druck. Auf dem Reiterplatz sei der Neubau möglich – im Gegensatz zu Wohnbebauung, wie ein Lärmschutzgutachten ergeben hatte. Der neue Kindergarten werde größer sein als der Parkkindergarten.

Ein Ersatzneubau an der Stelle des bisherigen Gebäudes mit einer Container-Zwischenlösung sei nicht umsetzbar, weil auf dem Gelände des Gartenschauparks nur wenige Flächen überhaupt bebaubar seien, erläuterte der OB. Weil die Anforderungen höher geworden seien und die Räume daher größer werden müssen, würde die Stadt bei einer Generalsanierung eine ganze Gruppe verlieren. Somit sei nur noch die Suche nach einem neuen Standort geworden. Der Reiterplatz sei stadteigenes Gelände, was die Umsetzung beschleunige.

Weitere Kapazitäten nötig

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„Wir brauchen definitiv neue Kindergartenplätze und werden in den nächsten zwei, drei Jahren weitere Plätze brauchen“, sagte Marcus Zeitler. Bei weiterem Bedarf könne der Vogelpark umgebaut und eine zweite Waldkindergartengruppe eingerichtet werden. Sollten die Kapazitäten dann immer noch nicht ausreichen, wäre das Parkkindergarten-Gelände eine Option. Er unterstrich: „Es handelt sich heute nicht um die Vergabe des Bauauftrags, sondern ich brauche einen Platz, damit wir darauf planen können.“

Die CDU freue sich, dass mit dem Neubau das bestehende Betreuungsangebot erweitert werden könne und künftig bis zu 30 weitere Kinder, zusätzlich auch im U3-Bereich betreut werden könnten. Weil die derzeitige Kostensteigerung im Bausektor auch vor städtischen Projekten nicht haltmache, sei ein Grund, mit dem Bau bald zu starten, sagte Aline Kramer.

Zustimmung signalisierte auch Richard Zwick für die SPD, er merkte aber kritisch an, die Sozialdemokraten wünschten sich für die Zukunft, solche Themen künftig länger und ausführlicher zu besprechen, etwa im Ausschuss Soziales, Jugend, Kultur und Sport (SKS). Er fragte, ob weitere Kindergärten immer mit Postillion gebaut werden sollen und ob es Ausschreibungen geben werde: „Es hat uns überrascht, dass alles schon fix und fertig war.“ Insbesondere bezog Zwick das auf die Vergabe des Planungsauftrags an Postillion – dessen Arbeit er schätze, von dem sich die Stadt aber nicht in eine Abhängigkeit begeben solle.

„Es kommt immer darauf an, wer ihn baut und wer ihn bezahlt, ob man eine Ausschreibung machen muss“, war die Antwort des OB. Alle Beschlüsse stünden immer unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit: „Wir werden keine Verpflichtung eingehen, die wir am Schluss nicht bezahlen können“, stellte Zeitler klar. Er fand nicht, dass für die Standortsuche zu wenig Zeit gewesen sei, das Thema sei bereits 2019 diskutiert worden.

Die Freien Wähler können sich einen größeren Neubau am Reiterplatz sehr gut vorstellen, gerade die Freifläche sei eine gute Option für die Kinder, erklärte Gabi Horn.

Elke Dörflinger verwies im Namen der Grünen auf die „brodelnde Unzufriedenheit mit dem Bestandsgebäude“, während sich Stadt und Gemeinderat über alternative Standorte für die Parkkindergarten Gedanken machten. Der jetzige sei nicht mehr haltbar, aufgrund des steigenden Bedarfs müsse schnell ein Neubau her, mit Krippe und Gruppen. Der Reiterplatz habe den Vorteil, dass die Planung sofort beginnen könnten, daher stimmten die Grünen zu, auch wenn sich an dieser Stelle die Betreuungseinrichtungen ballten.

Der Vergabe des Planungsauftrags an Postillion wollte die Grünen-Fraktion nur unter dem Vorbehalt zustimmen, dass diese keine zusätzlichen Kosten für die Stadt verursache. Falls doch, solle dieser Punkt vertagt werden, erklärte Elke Dörflinger.

Kampfvotum um Auftragsvergabe

Kosten für Planung fielen immer an, lautete die Antwort des OB. Deren Höhe richte sich laut Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) nach den Baukosten.

Markus Fuchs (CDU) hatte die Beratungszeit schon lang genug gedauert: „Die nächste Gemeinderatssitzung ist Ende September, wir verlieren mindestens zwei Monate.“ Gabi Horn (FWV) schloss sich der Aussage Zeitlers an: „Die Planungskosten haben wir, egal, wer das macht.“ Die Entscheidung für Postillion als Planer gehe auch darauf zurück, dass die Realisierung des Albert-Einstein-Kindergartens mit dem Verein „super geklappt hat“.

Frank Köcher-Hohn (FDP) nannte den Reiterplatz „das Filetstück von Hockenheim“, auf dem die Liberalen nach wie vor Wohnbebauung realisiert sehen möchten. Daher halten sie ihn nicht für den idealen Kindergarten-Standort. Doch ein neuer Kindergarten sei aufgrund der Geburtenzahlen nötig. Mit der Zustimmung verbinde die FDP die Hoffnung, der Neubau werde „der Anfang für ein schönes Wohngebiet“.

Dem Antrag der Grünen auf Vertagung stimmte auch die SPD zu, die Mehrheit aus CDU, FWV und FDP (14 Stimmen) wollte den Beschluss wie vorgeschlagen komplett fassen. Dieser fiel im selben Verhältnis aus.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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