Altlußheim. „Es sind 5,9 Millionen Euro, die direkt in den Umwelt- und Naturschutz gehen“ - das ist sinnvoll investiertes Geld“, findet Bürgermeister und stellvertretender Verbandsvorsitzender Kevin Weirether. So teuer wird voraussichtlich der Bau des Regenüberlaufbeckens, das der Zweckverband Lußheim für seine Abwasserbeseitigung anlegen muss. Diese Ansicht teilten bei der Sitzung der Verbandsversammlung im Bürgerhaus Altlußheim alle weiteren Mitglieder und beauftragten einstimmig das Ingenieurbüro Willaredt aus Sinsheim mit der Ausschreibung des Bauwerks.
Das komme dem Gewässer zugute und entlaste das Abwassersystem, ergänzte Weirether. „Wenn man länger wartet, wird‘s nur teuerer“, sei die Lehre, die der Zweckverband ziehe. Das Ingenieurbüro war bereits vor zehn Jahren mit Planungen eines Regenüberlaufbeckens im Bereich des Pumpwerks Lußheim/3. Industriestraße beauftragt worden - damals hatten die geschätzten Gesamtkosten bei fünf Millionen Euro gelegen. Die wasserrechtlichen Auflagen, die die beiden Gemeinden Altlußheim und Neulußheim zum Handeln verpflichten, sind noch vier Jahre älter.
Bauzeit dauert ein bis eineinhalb Jahre - wenn es gut läuft
Ingenieur Jonas Bauknecht vom Sinsheimer Büro bestätigte Weirethers Worte: „Das ist tatsächlich aktiver Naturschutz, was wir machen. Wir reduzieren die Konzentration an Abwasser, die ins Gewässer läuft, um den Faktor 100 - das macht enorm was aus.“ An andere Anlagen habe sich gezeigt, dass der Einfluss auf die Gewässergüte erheblich ist. Er schätzt die Bauzeit auf ein bis eineinhalb Jahre, „wenn‘s optimal läuft“, im schlimmesten Fall auf zwei Jahre. Er hofft, dass das Wetter besser mitspielt als im vergangenen Jahr beim Bau der Druckleitung, als es monatelang durchgeregnet hatte.
Verbandsvorsitzender Uwe Grempels verwies auf besondere Herausforderungen beim Bau, weil das Becken sehr tief ins Erdreich versenkt werden müsse und an der Stelle Grundwasser beim Bau abgepumpt werden müsse. Die Sandböden seien stark wasserdurchlässig, bestätigte Jonas Bauknecht. Daher sei darauf zu achten, dass die Baugrube nicht vollläuft, andererseits aber auch keine Setzungen im Umfeld erzeugt werden. Separate Gutachten seien dazu erstellt worden, um die Grundwasserstände langfristig zu beobachten und die Baustatik in Wasserhaltung zu berechnen.
Die neue Druckleitung, die nötig geworden war, weil sich bei der alten der Innendurchmesser in 40 Jahren Dauerbetrieb fast halbiert hatte, sei startklar, berichtete Uwe Grempels. Sie sei innerhalb von 72 Stunden nutzbar, sollte die alte nicht mehr funktionieren. „Beide Gemeinden werden in so einem Fall keine Probleme mit dem Abwasser bekommen, das ist schon mal gut.“ Neben dem Regenüberlaufbecken sei eine komplett neue Pumpentechnik geplant.
Da die Pumpen nicht mehr ins Abwasser eingelassen, sondern in einer trockenen Kammer sitzen werden, sei die Wartung einfacher. Finanziert wird die Investition über Darlehen und langfristig über die Gebühren der Nutzer. Grempels verwies auf einen „kleinen Puffer“ bei den Kosten. Das Becken entsteht an einer Stelle mit wertvollem Sandboden und der Verbandsvorsitzende und Altlußheimer Bürgermeister strebt an, der Firma Krieger oder einem anderen Anbieter den Aushub anzubieten, sodass dessen Entsorgung als Kostenfaktor entfällt - Bauknecht rechnet mit einem Einsparpotenzial von 100- bis 150.000 Euro.
Abwassergebühren steigen moderat durch Baumaßnahme
Die Amortisationszeit bezifferte Bauknecht auf Anfrage von Ingeborg Bamberg („Wir für Neulußheim“) auf 30 Jahre. Auf dieser Grundlage werden auch die Abwassergebühren berechnet. Seiner Schätzung einer Erhöhung der Gebühr um 4 Cent pro Kubikmeter wollte Kevin Weirether nicht ganz folgen, für Neulußheim kam er eher auf rund 20 bis 25 Cent. Das sei aber auch generationengerecht.
Dass die Beckensohle so tief liegt, begründete der Ingenieur mit dem bereits verlegten Stauraumkanal, aber auch mit der Topografie in der Rheinebene. „Kanäle brauchen immer ein Gefälle, damit das Wasser auch fließt.“ Je länger die Leitung, desto tiefer werden die Kanäle. Der Kanal komme schon bei fast fünf Meter Tiefe an, dazu komme das benötigte Volumen. Außerdem müsse die Anlage so konzipiert sein, dass das Wasser auch bei Stromausfall über eine Schwelle Richtung Gewässer fließen kann.
Friedbert Blaschke (FWV Altlußheim) erkundigte sich nach Erweiterungsmöglichkeiten, sollte die Dimension des Beckens in Zukunft nicht mehr reichen. Das Becken sei auf ein weiteres Bevölkerungswachstum ausgelegt und zehn bis 15 Prozent überdimensioniert, sagte Experte Bauknecht. Gut drei Millionen Liter Abwasser können durch das Becken zusätzlich zurückgehalten werden, bis es überläuft. Erweitert werden könne das Becken allerdings nicht. Es gebe aber andere Stellschrauben, um die Konzentration des Abwassers zu reduzieren.
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Für die Anlage des Beckens ist ein wasserdicher Spundwandverbau erforderlich. Wenn das Becken fertiggestellt ist, wird es mit Mutterboden 1,20 bis 1,40 Meter hoch überdeckt, zwei bis drei Einstiege werden angelegt. Die Einbringung der Spundwände wird nach Bauknechts Einschätzung mit geringen Erschütterungen einhergehen. Weil in der Nähe mehrere Gashochdruckleitungen verlaufen, werde es Messpunkte geben, an denen die Arbeiten begleitet werden. Das werde auch in der Ausschreibung berücksichtigt werden. Neben den Erschütterungen werde auch die Geräuschentwicklung überschaubar sein, kündigte der Ingenieur an. Neben den Erschütterungen werde auch die Geräuschentwicklung überschaubar sein, kündigte der Ingenieur an.
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