Stadthalle

Neujahrskonzert AGV Belcanto Hockenheim: Riesige Energiewelle flutet den Saal

Beim diesjährigen Neujahrskonzert des AGV Belcanto Hockenheim pulsiert die pure Freude am Leben, Musizieren und Singen.

Von 
Jakob Roth
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Was der AGV Belcanto unter der Leitung seines Dirigenten Özer Dogan bei seinem Neujahrskonzert bot – im Mittelpunkt stand eine Reise durch die Welt der Filmmusik – war ganz großes Kino und sorgte bei den Besuchern für zahlreiche Gänsehautmomente. © Lenhardt

Hockenheim. Vor drei Jahren hatte der AGV Belcanto mit der Stadtkapelle Hockenheim Rolf Rudins Totenmesse auf die Stadthallenbühne gebracht und so beinahe metaphorisch den Pandemiebeginn markiert. Beim diesjährigen Neujahrskonzert des Chors pulsierte jedoch die pure Freude am Leben, Musizieren und Singen. Unter dem großen Rahmenthema „Filmmusik“ vereinte Chorleiter Özer Dogan eine erfrischende Vielfalt an Klangfarben und Genres.

Zur Geltung kamen die Kinohits dabei nicht nur durch die Spitzenleistungen der Sängerinnen und Sänger, sondern auch durch eine aufwendig produzierte Show: Begleitend zur Musik wurden auf einer großen Leinwand wechselweise Filmausschnitte, Animationen oder Liveübertragungen des Konzerts gezeigt. Je nach Film oder Stil erschienen die Musiker auf der Bühne anders kostümiert: Elegant und stilvoll passend zu James Bond, in filmechten Kostümen bei „The Greatest Showman“ oder in Rockerkluft zu „You can’t stop the beat“ aus dem Musical „Hairspray“.

Neujahrskonzert AGV Belcanto Hockenheim: Bombastische Eröffnung

Das Konzert begann mit einem kurzen Bandpräludium, zu dem zwei als „Blues-Brothers“ verkleidete Sänger auf die Bühne tänzelten. Als erstes Stück des Abends ließ der Chor „Everybody needs somebody“ erklingen – eine bombastische Eröffnung! Ab der ersten Minute zog der AGV sein Publikum in den Bann, das sich sogleich erhob, um mitzuklatschen und zu singen. Bei einer solch ausgereiften gesanglichen Leistung war dies auch nicht weiter verwunderlich. Ab der ersten Note schwappte eine große Ladung Energie in den Zuschauerraum.  Der Chor war eine Stimmgewalt und passte sich perfekt an den Rhythm and Blues - Groove der Nummer an. Ein wahrer Ohrenschmaus. Chorleiter Özer Dogan heizte den Konzertbesuchern noch zusätzlich ein: „Stehen Sie auf! Bei den Blues-Brothers sitzt man nicht“, lachte er.

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Interaktionen mit dem Publikum gab es im Verlauf des Abends noch reichlich. Vor allem, wenn Moderator Manuel Schlosser die Bühne übernahm. Auf charmante und witzige Weise verstand er es, die Besucher auf die nächsten Stücke einzustimmen. Mit einer Auswahl der schönsten Melodien aus mittlerweile 25 Bondsongs erreichte das Konzert seinen ersten Höhepunkt. Die ersten Solonummern des Abends ernteten zu Recht opulenten Applaus. Romina Afflerbach beeindruckte mit einer filmreifen Version von Shirley Basseys Klassiker „Goldfinger“. Den anspruchsvollen Titel sang sie mit einer atemberaubenden Strahlkraft und Mühelosigkeit.

Die Ballade „For your eyes only“ aus dem gleichnamigen Bondfilm erschien in Melanie Plautz’ Interpretation anmutig und emotional. Samtweich glitt ihre Stimme über den atmosphärischen Synthesizerklang. Bevor Anne Geser zusammen mit Romina Afflerbach mit Adeles „Skyfall“ einen monumentalen Schlusspunkt setzte, präsentierte der gesamte Chor Paul McCartneys „Live and Let Die“. Beeindruckt von den solistischen Leistungen stellte Moderator Schlosser dem Publikum die rhetorische Frage: „Wer waren noch einmal Shirley Bassey, Sheena Easton und Adele?“

Von nun an jagte ein Highlight das nächste. Anne Geser rührte die Konzertgäste mit einer herzzerreißenden Interpretation von „Never Enough“ aus „The Greatest Showman“. Langsam und bedacht ließ sie die Ballade bis ins furiose fortissimo anschwellen, bei dem sie kein Prozent ihrer Stimmleistung verlor – eine fesselnde Performance. Luca Wirth schmetterte „Human“ von „Rag ‘n’ Bone Man“ kraftvoll und sonor in die Halle. Dass er dabei die rauchige und soulige Charakteristik des Originals beibehalten konnte, ist äußerst bemerkenswert.

Durch die Netflixserie „Riverdale“ erlebte der Alternative-Rock-Titel „Believer“ von den Imagine Dragons ein Comeback. Solist Mike Grosskopf zollte der Nummer in einem stimmungsvollen Wechselspiel zwischen Ensemble- und Sologesang Tribut. Männer und Frauen standen sich im letzten Drittel sogar getrennt gegenüber: Während Tenor und Bass „Pretty Woman“ zum Besten gaben, konterte das Frauenensemble mit Bonnie Tylers „I need a Hero“ aus der Tanzromanze „Footloose“.

Neujahrskonzert AGV Belcanto Hockenheim: Zahlreiche Gänsehautmomente

Die Leistung des AGV Belcanto lässt sich kaum angemessen in Worte fassen. Dass Amateurmusiker eine derartig professionelle, qualitative und vollkommene Show abliefern können, die ein feierlustiges Publikum über zwei Stunden fesselt, ist eine absolute Ausnahme. Alle Höhepunkte und Gänsehautmomente hier unterzubringen, ist nicht möglich – jede Nummer strahlte in leuchtendem Glanz. Eigens angefertigte Kostüme für beinahe jede Nummer, abwechslungsreiche Choreographien, technische Raffinessen wie der Videoscreen und die musikalische Spitzenleistung aller Mitwirkenden haben dieses Neujahrskonzert zu etwas Außergewöhnlichem gemacht. Was Özer Dogan zusammen mit der Band und seinem AGV Belcanto auf die Beine gestellt hat, ist ganz großes Kino!

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