Eins ist sicher: Dass die Kindertagesstätten am Montag geschlossen waren, hatte nichts mit dem Beschluss des Gemeinderats vom vergangenen Mittwoch zu tun. Der Brückentag war lange vor der Entscheidung vereinbart worden, dass Südstadt-, Fröbel- und Parkkindergarten zurück in städtische Trägerschaft gehen. Darüber hinaus scheint es allerdings wenige Sicherheiten zu geben, welche Konsequenzen das überraschende Abstimmungsergebnis für die Kinderbetreuung hat.
Eine entscheidende Frage ist, ob es illegal ist, wenn die rund 20 Postillion-Beschäftigten zunächst weiter ihren Dienst in den städtischen Kitas versehen. Stefan Lenz, Diplom-Sozialpädagoge und Geschäftsführender Vorsitzender des Postillion, will das auf Anfrage unserer Zeitung nicht beurteilen. Das müsse zwischen dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) oder dem Landesjugendamt und der Stadtverwaltung als Träger der Einrichtungen geklärt werden, der Verein Postillion erhalte darüber wohl auch keine Auskunft vom KVJS.
Es war aus Stefan Lenz‘ Sicht aber „durchaus vernünftig und nachvollziehbar“, dass Oberbürgermeister Marcus Zeitler in der Sitzung in der Stadthalle darauf hinwies, dass e zu Einschränkungen der Öffnungszeiten kommen und der Nachmittagsbetrieb teilweise komplett wegfallen könne. Denn vorm Beschluss habe niemand wissen können, wie sich die Mitarbeiterinnen entscheiden würden, wenn der Betriebsübergang nicht zustande kommt.
OB: Nie feste Frist-Zusage
Oberbürgermeister Marcus Zeitler betont im Gespräch mit unserer Zeitung, die Stadt habe nie fest zugesagt, dass die Postillion-Kräfte bis zum 31. Dezember in den städtischen Einrichtungen bleiben könnten. Anlass zu dieser Aussage ist die Kritik zahlreicher betroffener Eltern, die Stadt habe ihnen am 20. September in einer Elterninformation mitgeteilt, mit dem Postillion bestehe die Vereinbarung, dass die derzeit vom Verein beschäftigten Mitarbeiter möglichst noch bis 31. Dezember in der Einrichtung verbleiben können, aber acht Tage später unmittelbar nach dem Ratsbeschluss in einer Pressemitteilung verlautbart, dieser habe zur Folge, dass der Postillion seine an die Stadt ausgeliehenen Mitarbeitenden „mit sofortiger Wirkung abziehen muss“.
Die Pressemitteilung müsse als Ganzes gelesen werden und nicht nur einzelne Passagen, sagt Zeitler und verweist auf das wichtige Wort „möglichst“. Wie der KVJS mit dem Votum umgeht, durch das die Kooperation mit dem Postillion beendet worden sei, stehe noch nicht fest. Die zuständige Mitarbeiterin der KVJS sei erst am Montag, 2. Oktober, wieder im Dienst gewesen, da war die Stadtverwaltung aber mit einem Brückentag geschlossen. Daher soll am Mittwoch das weitere Vorgehen geklärt werden.
Unabhängig vom Kommunalverband hätten Stadtverwaltung und Postillion vereinbart, den Trägerwechsel so unbürokratisch und schnell wie möglich zu organisieren. So würden beispielsweise bei einem Wechselwunsch vom einen Arbeitgeber zum anderen keine Kündigungsfristen eingefordert und auf Probezeiten verzichtet. „Wir sprechen natürlich mit den Postillion-Mitarbeiterinnen, ob sie zur Stadt wechseln wollen“, sagt der OB.
Auf das Entgegenkommen des Postillion sei die Stadt auch in anderer Hinsicht angewiesen, etwa beim Einzug der Elternbeiträge, für den die Stadt nach zweieinhalb Jahren weder Personal noch Programme habe. Auch dazu benötige er eine schriftliche Stellungnahme des KVJS.
Wechsel in beide Richtungen
Stefan Lenz ist sicher, dass es Wechsel in beide Richtungen geben wird, die teilweise schon angekündigt worden seien. Er bestätigte, dass es sich bei den angesprochenen 20 Postillion-Kräften in den drei städtischen Einrichtungen nicht durchweg um Erzieherinnen handelt, sondern auch um Auszubildende und eine FSJlerin. Sicher ist er, dass es Beschäftigte des Vereins gebe, die nicht zur Stadt wollen, nachdem ihre Arbeit von Eltern teilweise unangemessen kritisiert worden sei.
Der seit 1985 amtierende Postillion-Chef gibt zu den unmittelbar nach dem Ratsbeschluss ankündigten Einschränkungen zu bedenken, dass diese auch durch einen zweiten Faktor bedingt sein könnten. So sei der Krankenstand beim Postillion am Montag vergangener Woche sprunghaft nach oben geschnellt. Wenn sich das bei der Stadt ähnlich entwickelt habe, könne es in bestimmten Gruppen zu Engpässen kommen, selbst wenn dort keine oder nur wenige Postillion-Kräfte im Einsatz seien.
Dass die ersten Mitarbeiterinnen des Vereins Arbeitsverträge bei der Stadt abgeschlossen haben, ist für Stefan Lenz kein Problem: Für alle „Rückkehrerinnen“ aus den städtischen Kindergärten hätte er spontan keine Stelle. Andererseits gebe es aber auch keine Kündigungen, versicherte er. Und auch auf die Zusammenarbeit mit der Stadt Hockenheim bei anderen Betreuungseinrichtungen habe die Entscheidung keinen Einfluss: „Wir werden weiter mit der Stadt gut zusammenarbeiten“, ist Lenz zuversichtlich.
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