Hockenheim. Es ist nicht die Haubenlerche, die hier plötzlich nistet, und auch nicht der sprunghaft gestiegene Absatz von E-Autos, der den Parkplatz P 2 am Nordring leer gefegt hat. Die Hockenheim-Ring GmbH hatte die Auflage erhalten, den Platz bis Ende Januar zu räumen bis zur weiteren rechtlichen Klärung, teilt Jochen Nerpel, einer der beiden Ring-Geschäftsführer, auf Anfrage mit und macht aus seiner Enttäuschung darüber kein Geheimnis.
Die Streitfrage ist: Handelt es sich bei der Verwendung des von der Ring GmbH gepachteten Platzes als E-Auto-Zwischenlager um Parken oder um Lagern? Die Aufstellung des Bebauungsplanes „Hausstücker“, die der Gemeinderat im Dezember gegen die Stimmen der Grünen beschlossen hat, soll die Antwort auf diese Frage überflüssig machen, indem sie ermöglicht, dass ergänzend zur bisherigen Nutzung fürs Parken eine Teilfläche temporär als gewerbliche Lagerfläche genutzt werden darf.
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Das Verfahren wird allerdings etwa ein Jahr in Anspruch nehmen, informiert Christoph Henninger, Leiter der externen und internen Kommunikation der Stadtverwaltung. Zu weiteren Fragen wollte er sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht äußern.
E-Auto-Lagerung vs. Parken: Rechtliche Herausforderungen am Hockenheimring
Dass trotz der vorm Abstellen der ersten Fahrzeuge durch einen Systemdienstleister der Automobilindustrie im Dezember 2022 eingeholten Genehmigungen nun nur noch auf dem Ringgelände selbst E-Autos zwischengelagert werden können, ist für die Geschäftsführer Nerpel und Jorn Teske „sehr schmerzhaft und nicht hundertprozentig nachvollziehbar“, sagt Teske.
Der Schmerz rührt von den Einnahmen, die der Hockenheim-Ring GmbH verloren gehen. In den zwölf Monaten der zusätzlichen Nutzung sind das laut Nerpel knapp 900 000 Euro gewesen – und das, obwohl der Platz nicht durchgängig belegt wurde. „Das ist ein nennenswerter Beitrag zu unserem Unternehmensergebnis“, unterstreicht Jorn Teske und weist darauf hin, dass die Ring-Betreiber schon vor Jahren beauftragt worden seien, sich um andere Erlössituationen zu bemühen.
Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Fläche gemietet und dann kriegen Sie einen Anruf, da müssen mal eben 3000 Autos weg.
Das Geschäft mit der Firma Mosolf sei wie ein Geschenk gewesen, ein glücklicher Umstand. Nun werde der Kunde sich möglicherweise eine Alternative suchen, ob er nach Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen zurückkomme, sei nicht sicher. „Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Fläche gemietet und dann kriegen Sie einen Anruf, da müssen mal eben 3000 Autos weg“, beschreibt Nerpel die unangenehme Situation sowohl für die Ring GmbH als auch für den Mieter. „Die Leidtragenden sind wir und die Stadt als unser Hauptgesellschafter“, stellt Teske klar.
Verlust von Großveranstaltungen: Finanzielle Einbußen für den Hockenheimring
Die Streitfrage „Parken oder Lagern?“ koste die Ring GmbH den Gegenwert des Nettoertrags von zwei Großkonzerten, sagt Nerpel: „Da weiß ich nicht, was die Bevölkerung mehr belastet.“ Auf der Ostfläche am Ring kann er maximal 700 Fahrzeuge vorübergehend unterbringen – von 6000 möglichen.
Die Zäune um den P 2 sind inzwischen abgebaut, die 14 Hektar große Fläche ist wieder überall zugänglich. Für die Instandhaltung ist die Ring GmbH als Pächter zuständig und komme dieser Verpflichtung regelmäßig nach. Die wertschöpfende Nutzung des ansonsten brachliegenden Areal mit einem seriösen Partner sei der Job der Geschäftsführung, sagt Teske – wenn sie denn darf.
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