Hockenheim. Die Leitung des Polizeireviers Hockenheim hatte sich eigentlich schon vor zwei Jahren vorstellen wollen, aber erst jetzt kam ein Termin im Gemeinderat zustande. Bürgermeister Matthias Beck, dem der Fachbereich Bürgerservice mit Bürgerbüro und Polizeibehörde nachgeordnet ist, begrüßte in der jüngsten Sitzung im Ratssaal Revierleiter Volker Jungkind und dessen Stellvertreter Volker Böhm.
Jungkind, Jahrgang 1964 und seit zwei Jahren Chef in Hockenheim, war von 1989 bis 1991 im Streifendienst in der Rennstadt eingesetzt. Nach dem Studium an der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen für den gehobenen Dienst war er Dienstgruppenleiter im Revier Schwetzingen, danach Leiter des Polizeipostens Ketsch und des Ermittlungsdienstes des Reviers Wiesloch sowie bis 2023 Leiter der Führungsgruppe im Revier Heidelberg Mitte. In elf Monaten geht er in den Ruhestand.
14,8 Prozent weniger Gesamtstraftaten im vergangenen Jahr in Hockenheim
Böhm, seit siebeneinhalb Jahren in Hockenheim, hat noch ein paar Jahre Dienstzeit vor sich. Er war auch Polizeisprecher beim Polizeipräsidium Mannheim. Das Polizeirevier Hockenheim gehört organisatorisch zum Polizeipräsidium in der Quadratestadt und zählt neben Eberbach und Neckargemünd zu den „kleineren“ der 17 Reviere. Der Polizeidienststelle in der Werderstraße ist noch der Polizeiposten Neulußheim zugeordnet, der allerdings keinen 24-Stunden-Betrieb hat. Der Zuständigkeitsbereich umfasst die „Horan“-Gemeinden mit insgesamt rund 43.500 Einwohnern. Die Personalstärke beträgt rund 50 Personen, davon 30 in den Dienstgruppen im Fünf-Schichten-Wechseldienst. Meistens steht nur eine Streife zur Verfügung, das bedingt Wartezeiten, ging Jungkind auf die angespannte Personalsituation ein: „Das hat die Politik nicht genügend im Auge gehabt.“
Perspektivisch sei da auch keine Veränderung zu erwarten. Großveranstaltungen auf dem Hockenheimring seien immer eine besondere Herausforderung. Für bis zu 40.000 Besucher ist das Revier der Rennstadt zuständig, was darüber hinaus geht, wird vom Polizeipräsidium Mannheim betreut. Im Bereich des Polizeipräsidiums sei ein deutlicher Rückgang bei den Gesamtstraftaten zu verzeichnen. „In Hockenheim tobt das Verbrechen nicht gerade“, meinte Jungkind. Die Fallzahlen bei den Gesamtstraftaten sind im vergangenen Jahr um 14,8 Prozent zurückgegangen. Bei der Tendenz für 2025 sei allerdings in allen Bereichen eine gewisse Steigerung zu erkennen. Die Aufklärungsquote liegt insgesamt bei 51,8 Prozent. Diebstahl bleibt ein Massendelikt. Ladendiebstahl hat zugenommen. Allein mit dem Globus-Markt sei das Revier schon ausgelastet. In vielen weiteren Märkten würden keine Diebstähle gemeldet, weil es Ladendetektive gibt und man bestimmte Bevölkerungsgruppen im Auge hat.
Revierleiter Volker Jungkind berichtet von signifikantem Rückgang bei Rauschgiftkriminalität
Die Aufklärungsquote beim Fahrraddiebstahl liegt bei 34 Prozent. Der Wohnungseinbruch zeigt keine hohen Zahlen. Eigentumsdelikte bilden aber weiterhin den Schwerpunkt aller Straftaten. Vermögens- und Fälschungsdelikte, unter anderem Computer-, Waren- und Kreditbetrug, verzeichnen einen Rückgang um 10,7 Prozent, obwohl das eigentlich ein „boomender Bereich der Kriminalität“ sei. Immer wieder kämen „Enkeltrick“-Anrufe vor. Und trotz aller Prävention gebe es „immer wieder neue Opfer“.
Die Rauschgiftkriminalität zeigt einen signifikanten Rückgang. Das hat mit der Cannabis-Legalisierung zu tun. Es gibt in Hockenheim „keine aktive Rauschgiftszene“, erläuterte Böhm. Die Aufklärungsquote liegt bei 91,7 Prozent. Im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim ist ein deutlicher Anstieg von 60 Prozent bei den Rauschgifttoten zu beklagen. Die Zahl der Drogenbeeinflussungen im Straßenverkehr sei besorgniserregend, teilten die Revierleiter mit: „Zweidrittel aller tödlichen Unfälle passieren unter Drogeneinfluss.“ Beim Deliktbereich Vandalismus und Sachbeschädigung wurden im vergangenen Jahr insgesamt 219 Taten verzeichnet. Einigen Kindern und Jugendlichen, die vor allem nachts unterwegs waren, konnten allein 86 Taten zugeordnet werden. Beim jüngsten Glücksgefühle-Festival gab es dagegen nur insgesamt 32 Straftaten.
Jungkind und Böhm betonten die sehr gute Zusammenarbeit mit der Kommune. Bürger könnten sich bei Anliegen direkt an die Beamten wenden. Private Sicherheitsdienste der Stadt seien für die Polizei „sehr hilfreich“ und sollten fortgeführt werden. Der Gemeinderat nahm die Einblicke in Aufgaben, Strukturen und Herausforderungen der örtlichen Polizeiarbeit gerne zur Kenntnis. Ziel bleibt weiterhin, das gegenseitige Verständnis zu stärken und Impulse für eine gute Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt zu setzen.
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