Sommerthemen

Realschule rangiert bei Hockenheimer Fraktionen ganz oben

Trotz schwieriger Finanzlage soll die Zukunft der Theodor-Heuss-Realschule gesichert werden – wobei nicht mehr ausschließlich ein Neubau favorisiert wird.

Von 
Matthias Mühleisen
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Bei vielen Schülern hoch im Kurs: Die Theodor-Heuss-Realschule in Hockenheim verzeichnet steigende Schülerzahlen. Zugleich besteht Sanierungsbedarf und die Kosten eines Neubaus werden auf 40 bis 50 Millionen Euro beziffert. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. „Die Theodor-Heuss-Realschule ist die Schule, die als nächste größere Maßnahme bei uns allen auf der Agenda steht“, macht Gabi Horn im Namen der Freien Wähler klar. Die FWV schätze die pädagogische Arbeit, die dort geleistet wird.

Bei der diesjährigen Abschlussfeier, die einige Fraktionskollegen besucht haben, sei das gute Ergebnis durch die vielen Urkunden für besondere Leistungen der Schüler bestätigt worden. Auffallend seien auch die Empathie und das Engagement der Lehrkräfte gewesen, deren Wirken sich auch in den Leistungen niederschlage.

FWV: Hoffen auf finanziell bessere Zeiten nicht angemessen

Was in erster Linie eine gute Bildungseinrichtung ausmacht, seien das pädagogische Konzept und die Lehrkräfte. „Wichtig ist natürlich auch eine auf die Tätigkeit ausgerichtete räumliche Ausstattung. Hierfür haben wir zu sorgen. Es wäre schön und hilfreich, wenn es hierfür eine finanzielle Unterstützung seitens des Landes und des Bundes geben würde“, sagt die FWV-Fraktionsvorsitzende. Die Zuschussfähigkeit müsse ein Kriterium dafür sein, ob eine Sanierung der bestehenden Gebäude oder ein Neubau durchgeführt wird.

Gabi Horn erinnert an die Schule am Kraichbach, die zurzeit leer steht und über deren Zukunft auch im Zusammenhang mit der Theodor-Heuss-Realschule gesprochen werden müsse - ebenso wie über die beiden Riegelgebäude, über deren Nutzung oder Abriss. „Tatsache ist aber auch – und das sieht man sehr deutlich an der Hartmann-Baumann-Schule -, dass eine Sanierung nicht vor vorne herein ausgeschlossen werden darf“, unterstreicht sie. Es seien die Kosten und die Zuschüsse zu ermitteln und hier sei die Verwaltung gefordert, dem Gemeinderat Alternativen vorzustellen. „Wir Freien Wähler sowie alle Mitglieder des Gemeinderates wissen, dass hier Handlungsbedarf besteht. Wir müssen bald eine Lösung finden, ein Hoffen auf finanziell bessere Zeiten ist unseres Erachtens nicht angemessen.“

CDU: Erhalt das wichtigste kommunalpolitische Thema überhaupt

Für die CDU Hockenheim ist der Erhalt der Realschule das wichtigste kommunalpolitische Thema überhaupt, sagt Fraktionssprecher Markus Fuchs. „Hockenheim ohne Realschule wollen und können wir uns gar nicht vorstellen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein Neubau für 40 bis 50 Millionen Euro schwer zu machen ist. Zumal auch die Schule am Kraichbach auf Dauer neue Räumlichkeiten braucht“, ergänzt Fuchs.

„Es hatte seinen Grund, warum wir im April im Stuttgarter Landtag waren, um auf die Dringlichkeit dieses Vorhabens hinzuweisen“, merkt die stellvertretende Fraktionssprecherin Bärbel Hesping an, die seitdem im steten Kontakt mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Sturm steht. Sollte ein Neubau nicht finanzierbar sein, so überlegt man bei den Christdemokraten schon seit geraumer Zeit, analog zum Gauß-Gymnasium auch die Realschule schrittweise zu sanieren. Aus Sicht von OB-Stellvertreter Fritz Rösch und Stadtrat Christoph Kühnle hätte es den Vorteil, dass statt langer Grundsatzdiskussionen endlich die ersten Schritte eingeleitet werden könnten.

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Trotz aller Probleme möchte die Union nicht in Pessimismus verfallen, zumal in den letzten Jahren sehr viel in die Schullandschaft investiert wurde. Die Hartmann Baumann-Schule wurde neu gebaut, das Gymnasium umfassend saniert, die digitale Infrastruktur an allen Schulen massiv ausgebaut. „Es wird Zeit, dass der Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung zur Realschule fällt und hier Klarheit schafft“, fordern Hanna Bühler und Jasmin Ulrich, beide selbst Absolventinnen der Realschule.

SPD: Gesamtverbesserung statt vielfältiger Kleinprojekte

„Für die SPD-Fraktion ist es höchste Zeit, die Situation rund um das Thema Theodor-Heuss-Realschule endlich konkret anzugehen“, unterstreicht Fraktionsvorsitzende Marlene Diehm. Es müssen dringend Möglichkeiten von der Stadtverwaltung mit dem Gemeinderat erarbeitet werden, wie Veränderungen sinnvoll herbeigeführt und finanzielle Mittel in den Haushalt eingeplant werden können. Denn seit langem sei klar, ein Neubau oder eine alles umfassende Kernsanierung müsse her. Notwendige Sanierungsbereiche und Kosten müssen erfasst werden, wobei die SPD-Fraktion eine gesamte Verbesserung der baulichen, räumlichen und infrastrukturellen Lage der Theodor-Heuss-Realschule vorzieht, statt auf vielfältige Kleinprojekte einzugehen.

„Ein für uns wichtiger und nächster Baustein in der Konkretisierung weiterer Planungen stellt die Überprüfung der Machbarkeit eines baldigen Neubaus oder einer Kernsanierung mit der Ermittlung realistischer Kosten auch im Hinblick auf mögliche Fördermittel von Bund und Land dar“, sagt Marlene Diehm. Außerdem sei umgehend zu prüfen, inwieweit ein Generalunternehmer mit Fixpreis das Projekt umsetzen könnte. Hierfür gebe es gute Beispiele in der Region und darüber hinaus, bei denen Modulbauweisen und sogenannte Schulbaukästen angewendet werden. Im Blick behalten werden müssten die Schülerzahlen und in welchem Maße diese eine Raumnot verschärfen könnten. Alle diese Überlegungen und Maßnahmen müssten in engster Abstimmung von Bauamt, Verwaltung, Schulleitung und Gemeinderat geschehen.

Grüne: Bei Planung möglichen Schülerzuwachs berücksichtigen

„Es geht nicht nur um die Theodor-Heuss-Realschule, sondern auch um das Schulzentrum Theodor-Heuss-Realschule und Schule am Kraichbach. Ein zusammenhängendes Schulzentrum mit einem vielseitigen Bildungsangebot wird als Standortvorteil für Hockenheim gesehen“, sagt Stadträtin Elke Dörflinger, von B90/Die Grünen. „Vor einer Entscheidung muss grundsätzlich geprüft werden, ob Neubau oder Grundsanierung der bestehenden Gebäude sinnvoller ist. Dies entscheidet das Regierungspräsidium Karlsruhe mit, denn die Landesbauordnung verlangt Genehmigungen für Abrisse im Rahmen umfassender Verfahren, bei denen sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Langzeitfolgen, berücksichtigt werden müssen“.

„So werden aktuell jährlich etwa 14.000 Gebäude in Deutschland abgerissen, ohne Langzeitfolgen fürs Klima zu prüfen. Dadurch entstehen erhebliche CO2- und Abfallmengen. Vorrang hat daher eine zeitgemäße und nachhaltige Sanierung der Bestandsgebäude, wie es eindrucksvoll an der Hartmann-Baumann-Schule (Staatspreis Baukultur 2024) gezeigt wurde“, äußert Stadtrat Adolf Härdle. „Aber unabhängig davon, wie die Umsetzung am Ende aussehen mag. Die notwendigen Haushaltsmittel sind für den Planungs- und Umsetzungszeitraum rechtzeitig und in entsprechender Höhe im Haushalt einzustellen und vorzuhalten“.

Zudem gebe es 2025 zahlreiche Änderungen im Schulgesetz. „Wir begrüßen diese sehr, weil sie viele Chancen für die Schülerinnen und Schüler bieten. Aber es ist wohl mit einem Schülerzuwachs insbesondere im Bereich der Realschulen zu rechnen – und auch das hat Auswirkungen auf künftige bauliche Planungen. Deshalb müssen wir im Gespräch mit den Schulleitungen und den anderen Horan-Gemeinden bleiben“, betont Stadtrat Christian Keller.

FPD: Mindestens eine Million Euro pro Jahr für schrittweise Sanierung einplanen

„Die Theodor-Heuss-Realschule ist ein zentraler Bildungsstandort unserer Stadt und befindet sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Bildung ist eine kommunale Pflichtaufgabe mit großer gesellschaftlicher Bedeutung – gerade in Zeiten begrenzter kommunaler Mittel müssen wir daher Prioritäten setzen“, stellt FDP-Fraktionssprecher Frank Köcher-Hohn fest. Die Stadt stehe vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Der aktuelle Finanzplan sieht für die Realschule 2025 und 2026 keine Mittel vor, und die angesetzten 150.000 Euro (2027) und 250.000 Euro (2028) reichten bei weitem nicht aus, um den dringenden Sanierungsbedarf zu decken.

Aus diesem Grund habe die FDP-Fraktion einen Antrag gestellt, die Verwaltung zu beauftragen, ab 2026 verbindlich mindestens eine Million Euro pro Jahr für eine schrittweise Sanierung einzuplanen und ein stufenweises Sanierungskonzept vorzulegen. Darüber hinaus stehe auch das Thema der Riegelgebäude auf dem Schulgelände im Raum. Die FDP würde einen Abriss dieser Gebäude grundsätzlich befürworten, da ein Neubau oft langfristig die bessere Lösung darstelle. „Allerdings gehen wir davon aus, dass das Regierungspräsidium Karlsruhe die Sanierung vorschreiben wird, was den Abriss erschwert und die Planungen deutlich komplizierter macht. Die Stadt ist daher verpflichtet, diese Vorgaben zu erfüllen, auch wenn dies eine Herausforderung darstellt“, räumt Köcher-Hohn ein.

Wichtig sei für die Liberalen, dass bei allen Planungen die Betroffenen – Eltern, Schüler, Lehrkräfte und Schulleitung – frühzeitig eingebunden werden, um praxisnahe und tragfähige Lösungen zu finden. „Bildung ist eine Investition in die Zukunft Hockenheims und muss entsprechend ernsthaft und generationengerecht behandelt werden“, unterstreicht der Fraktionsvorsitzende. Er schließt: „Wir fordern eine transparente, realistische und verantwortungsvolle Haushaltsplanung, die die langfristige Erhaltung und Modernisierung der Realschule sicherstellt, ohne andere kommunale Pflichtaufgaben zu gefährden.“

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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