Kirchliche Sozialstation (Teil 3)

Sabine Geiger aus Hockenheim spricht über den erfüllenden Beruf der Pflegekraft

Sabine Geiger ist Praxisanleiterin in der Kirchlichen Sozialstation Hockenheim. Im Gespräch berichtet sie von Dankbarkeit für ihre Arbeit und wieso sie gerne den Nachwuchs ausbildet.

Von 
Maria Herlo
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Sabine Geiger ist seit mehr als zwei Jahrzehnten als Pflegekraft tätig – aktuell unter-weist sie den Berufsnachwuchs. © Herlo

Rund 22 Jahre ist Sabine Geiger als Pflegekraft in der ambulanten Pflege tätig, davon alleine zehn Jahre in der Kirchlichen Sozialstation Hockenheim, wo sie die Geschicke wesentlich mitgeprägt hat. Dafür wurde die ausgebildete Kinderkrankenschwester nun vom Vorstand geehrt, denn „zehn Jahre Dienst, das hört sich nach viel Arbeit, Wochenenddiensten und Dienstbereitschaften an, aber zehn Jahre Dienst bedeutet auch, dass Sie viel Dankbarkeit von den Patienten wie ihren Angehörigen erfahren haben“, so die Begründung. Im Interview mit dieser Zeitung erzählte Sabine Geiger, warum sie gerne in ihrem Beruf arbeitete und wie sie zurzeit als Praxisanleiterin den Nachwuchs vorbereitet.

Zur Person: Sabine Geiger

  • Sabine Geiger ist1957 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Dort lebte sie bis zum sechsten Lebensjahr, als die Familie nach Ketsch umzog.
  • In Ketsch wuchs sie auf , ging dort zur Schule, danach auf die Wirtschaftsschule in Schwetzingen, die sie mit der Mittlerer Reife abschloss.
  • Nach einem Praktikum in der GRN-Klinik in Schwetzingen im Jahr 1974 machte sie von 1975 bis 1978 eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester.
  • Von 1978 bis 1990arbeitete Geiger im Lanz-Krankenhaus auf der Chirurgischen Station.
  • Ab 1999 war sie in derambulanten Pflege in Neulußheim tätig, 2011 bis 2022 in derKirchlichen Sozialstation Hockenheim. 2015 absolvierte Geiger eine Fortbildung zur Praxisanleiterin, seit dieser Zeit hat sie die praktische Azubiausbildung übernommen.

Wie kam es, dass Sie den Pflegeberuf ergriffen haben?

Sabine Geiger: Zunächst machte ich ein Praktikum in der Schwetzinger Klinik und später, nach der Mittleren Reife, habe ich eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester absolviert. Anschließend habe ich im Klinikum Mannheim in der Chirurgie gearbeitet. 1999 stieg ich in den Ambulanten Pflegedienst Neulußheim ein und seit 2011 bis vor Kurzem war ich in der Kirchlichen Sozialstation in Hockenheim tätig. Zurzeit bin ich in vorgezogener Altersrente und hier als Praxisanleiterin beschäftigt.

Was hat Sie motiviert, so viele Jahre lang im Pflegeberuf auszuharren?

Geiger: Der Pflegeberuf ist ein unglaublich erfüllender Beruf, vor allem wegen des Kontakts zu den Menschen. Er ist nicht nur von umfassender Bedeutung für die Gesellschaft, sondern man bekommt auch persönlich viel zurück. Und er ist viel mehr als nur Pflege. Grundlage meiner Arbeit war stets die Achtung vor der Persönlichkeit der Pflegebedürftigen, auf ihre Bedürfnisse einzugehen, ohne ihre Würde und Selbstbestimmung zu verletzen. Dazu gehören viel Empathie und Einfühlungsvermögen. Wenn ich dann sah, wie wohl sie sich fühlen und wie dankbar sie sind, das gab mir ein Gefühl von Zufriedenheit und Anerkennung. Was den Beruf zusätzlich besonders reizvoll macht, ist die Vielfalt. Kein Tag ist wie der andere. Auch das gute Klima in der Kirchlichen Sozialstation war mir wichtig, ich fühlte mich hier gut aufgehoben.

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Wie gelang es Ihnen, Vertrauen zu den Pflegebedürftigen aufzubauen?

Geiger: Vertrauen ist in der Beziehung Patient und Pflegekraft sehr wichtig. Es genügt nicht, sein Fachwissen einzubringen, man muss auch den Pflegebedürftigen aufmerksam zuhören, mit ihnen sprechen, auf ihre Ängste und Wertvorstellungen eingehen, sie auf gleicher Augenhöhe behandeln. Das hat für sie oft eine aufbauende Wirkung. Viele unter den älteren Menschen haben ihren Partner verloren und sind alleine. Für diese sind die Pflegekräfte oftmals die einzigen Ansprechpartner. Auch dafür sollte man ein besonders Gespür entwickeln.

Zurzeit sind Sie als Praxisanleiterin beschäftigt. Was kann man sich darunter vorstellen?

Geiger: Praxisanleiter bilden Azubildende praktisch aus, um sie auf ihren Berufsalltag vorzubereiten. Es ist eine Ergänzung zur theoretischen Ausbildung. Anhand des Ausbildungsplans führe ich die Auszubildenden schrittweise an die einzelnen Tätigkeiten heran, vermittle ihnen somit praktisches Wissen sowohl im ambulanten Pflegebereich am jeweiligen Einsatzort als auch in der Einrichtung der Sozialstation. Ich begleite sie, gehe auf ihre Fragen ein, führe Gespräche und bin auch sonst für sie da, sollten sie beim Umsetzen des theoretisch erworbenen Wissens in die Praxis Schwierigkeiten haben.

Allgemein wird beklagt, dass es in Pflegeberufen zu wenig Nachwuchs gibt. Es fehle an der Attraktivität für diese Tätigkeiten, an der gesellschaftlichen Anerkennung. Wie sind diesbezüglich Ihre Erfahrungen?

Geiger: Ehrlich gesagt, ich bin selbst sehr erstaunt, wie viele Jugendliche sich im Pflegeberuf ausbilden lassen und wie motiviert und voll dabei sie sind. Vermutlich wissen Sie, dass es für junge Leute seit Januar 2020 die Möglichkeit einer dreijährigen generalistischen Pflegeausbildung gibt, in Hockenheim an der Louise-Otto-Peters-Schule. Diese umfasst eine Ausbildung in unterschiedlichen Pflegebereichen. Nach Beendigung haben die Absolventen viel mehr Möglichkeiten, eine feste Anstellung zu bekommen. Das ist vielleicht Motivation, in den Beruf einzusteigen, aber nicht nur das. Das Gefühl, nützlich zu sein, Leid zu lindern, zu helfen, ist für viele, nicht nur für junge Leute, sinnstiftend.

Was bringen Sie konkret den Auszubildenden bei?

Geiger: Ich zeige ihnen unter anderem, wie man einen Verband wechselt, wie man Blutdruck oder Blutzucker misst oder Insulin spritzt, Kompressionsstrümpfe anzieht und erkläre ihnen oft auch vor Ort die verschiedensten Handgriffe bei der Körperpflege wie Waschen, Mund-, Zahn- und Nagelpflege, An- und Ausziehen und was sich sonst noch ergibt.

Vermitteln Sie ihnen auch moralische Werte wie Verantwortung, Respekt oder Wertschätzung, insbesondere gegenüber von alten, demenzkranken Menschen?

Geiger: Das Verhalten der Pflegefachkräfte, einschließlich der Praxisanleiterin, die im Umgang mit Pflegebedürftigen sehr auf Menschlichkeit achten, ist für sie Vorbild. Die jungen Leute aber, die zu uns kommen, sind schon so erzogen, viele haben in der Familie Erfahrungen mit Alter und Tod gemacht. Das prägt auch ihre Gesinnung insgesamt, die reifer ist, als allgemein angenommen.

Können Sie ein Beispiel nennen, das Sie besonders berührt hat?

Geiger: Alle meine Schülerinnen sind sehr motiviert, jede Einzelne ist äußerst engagiert und zuverlässig. Doch ein Mädchen gibt es, das ist ganz besonders. Es ist an allem sehr interessiert, neugierig, will alles wissen und fragt auch ständig nach, seine Begeisterung ist ansteckend und sorgt für gute Laune.

Freie Autorin

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