Hockenheim. Es war eine in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte Entscheidung, die der Gemeinderat am Mittwochabend zur Trägerschaft dreier Kindergärten fasste. Nicht nur Bürgerinteresse und Beratungsdauer lagen weit überm üblichen Maß, auch dass sich die Mehrheitsverhältnisse kurz vor der Abstimmung ändern und dass die Verwaltung noch kurzfristiger mit Informationen an die Betroffenen reagiert, sind einzigartig.
Außergewöhnlich ist ebenso, dass sich ein Oberbürgermeister fast 50 Minuten Zeit nimmt, um zu begründen, was für den Beschlussvorschlag seiner Verwaltung spricht. Angesichts des Aufwands, der durch das Votum auf seine Verwaltung zukommt, ist das verständlich, auch wenn Marcus Zeitler da schon wusste, dass die Mehrheit für den Betriebsübergang an den Postillion aus der SKS-Ausschusssitzung im Juli verloren ist.
Seine ausführliche Schilderung der Konsequenzen dürfte sich ohnehin eher an die zahlreichen Eltern in der Stadthalle gerichtet haben: Sie müssen sich auf Einschränkungen des Betreuungsangebots einstellen, weil die 20 Kräfte des Postillion fehlen, die die Einrichtungen nicht mehr einsetzen können.
Obwohl das Thema sehr emotional besetzt ist, blieb die Debatte stets sachlich, der Ton ruhig, es gab keine Unterbrechungen oder Unmutsäußerungen – auch das war auffällig und erfreulich. Jene Eltern, die den Postillion als Kita-Träger bevorzugt hätten, haben nicht den Weg in die Öffentlichkeit gesucht – möglicherweise bedauern sie jetzt, ihre Meinung, ihre positiven Erfahrungen nicht in die Debatte eingebracht zu haben.
Vielleicht hätte der breite, offene Meinungsaustausch auch einfach früher beginnen müssen als kurz vor der Entscheidung.
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