Wasserturm

Shakespeare im Zentrum zum Abschluss der Humanismustage Hockenheim

Der Vortrag „Shakespeare und Europa“ von Andreas Sturm stellt den Abschluss der Humanismustage im Hockenheimer Wasserturm dar. Eine weitere Präsentation befasst sich mit dem Verhältnis des englischen Dichters zu Goethe.

Von 
Maria Herlo
Lesedauer: 
Er steht im Mittelpunkt der dritten Veranstaltung der Humanismustage: der englische Dichter William Shakespeare. © dpa

Hockenheim. Landtagsabgeordneter (CDU) und Buchautor Andreas Sturm setzte mit seinem Vortrag „Shakespeare und Europa“ einen weiteren Glanzpunkt in die Reihe „Humanismus im Wasserturm“, die am vergangenen Samstag zu Ende ging. Sie fand in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken, dem Hockenheimer Marketing-Verein, der Heidelberger Gespräche sowie der Goethe-Gesellschaft statt.

Die Besucher in Hockenheim bekommen kurzes Schlaglicht zu Goethe und Shakespeare

Nach der Begrüßung vonseiten der Stadtwerke durch Leiterin Martina Wilk übernahm Ralph-Dieter Wilk vom Vorstand der Heidelberger Gespräche-Gesellschaft die Aufgabe, den Referenten des Abends einem Publikum – das großes Interesse für die Themen der Humanismustage zeigte – vorzustellen und all jenen zu danken, die durch ihre Unterstützung zum Erfolg der Veranstaltungen beigetragen haben. Bevor Sturm zu Wort kam, warf Dr. Letizia Mancino-Cremer, Vorsitzende der Heidelberger Goethe-Gesellschaft, ein kurzes Schlaglicht auf das Verhältnis Goethes zu Shakespeare.

Als 22-Jähriger hielt Goethe anlässlich des Shakespeare-Tages in Frankfurt am Main in seinem Elternhaus eine Rede, in der er seine grenzenlose Begeisterung für den englischen Dramatiker kundtat, erzählte sie. Damals steckte Goethe voll in der Phase von Sturm und Drang. In Shakespeares Werk sah Goethe sich selbst und seine Natur gespiegelt. Hinzu kommt, dass der englische Dramatiker einen entscheidenden Einfluss auf Goethes literarisches Werk hatte.

Dr. Letizia Mancino-Cremer von der Goethe-Gesellschaft trägt über das Verhältnis zwischen Goethe und Shakespeare vor. © Dorothea Lenhardt

Shakespeare hat in seinen Dramen das Aristotelische Prinzips der Einheit des Ortes, der Zeit und der Handlung nicht eingehalten, Goethe tat dies zum ersten Mal in „Götz von Berlichingen“. Und im Gespräch mit seinem Vertrauten Eckermann sagte Goethe, Shakespeare sei ein großer Psychologe, aus seinen Stücken lerne man viel über die Menschen.

Sein Universum enthülle immer neue Facetten, denen der Referent des Abends weitere hinzufügte. Sie persönlich habe in Sturms Buch „Shakespeare und die Entstehung des europäischen Geistes“ überraschende Informationen gefunden und sei nun gespannt auf seine Ausführung, so Mancino-Cremer am Ende ihres Beitrags und übergab das Mikrofon an Sturm.

Gleich zum Auftakt rezitierte Sturm die Anfangssätze aus „Romeo und Julia“, aus „Hamlet“ und „Othello“ und ließ keinen Zweifel daran, dass sich die Schauplätze vieler Bühnenstücke außerhalb Englands befinden. Im Laufe seines Lebens habe Shakespeare 39 Dramen geschrieben, informierte Sturm, etwa ein Drittel spiele in Italien, das zweite Drittel in anderen europäischen Ländern wie Spanien, Griechenland oder Österreich und das letzte Drittel in seinem Geburtsland England.

Der Landtagsabgeordnete, Anglist und Buchautor Andreas Sturm referiert bei den Humanismustagen. © Lenhardt (2)

Das hat, laut Sturm, Symbolkraft. Denn auf diese Weise brachte Shakespeare den europäischen Geist auf die Bühne und machte ihn einer breiten Masse zugänglich. Im weiteren Verlauf des Vortrags gewährte Andreas Sturm ungewöhnliche Einblicke in Shakespeares Bedeutung für die Entwicklung der europäischen Geistesgeschichte. Anhand von Bildern, Karten, Dokumenten und Zitaten ließ er vor den Augen der Zuhörer diese facettenreiche Persönlichkeit höchst lebendig werden.

Literatur stellt einen weiteren Wegbegleiter zum europäischen Bewusstsein dar

Dabei stellte er sie immer wieder in Bezug zu Europa, ihren Einfluss auf die deutsche Romantik und die Bildung eines europäischen Bewusstseins. Wenn Theodor Heuss, der erste Bundespräsidenten der Bundesrepublik, drei Hügel nennt, auf die das Abendland seinen Ausgang genommen habe: Golgatha, die Akropolis in Athen und das Capitol in Rom – sind es für Sturm vier. Er fügte den Hügel der Literatur hinzu, in dem sich Werke wie Goethes „Faust“, Dantes „Göttliche Komödie“, das „Nibelungenlied“, „Don Quijote“ von Cervantes oder Shakespeares gesammelte Werke, befinden.

Mehr zum Thema

Hockenheimer Marketing-Verein

Kunst und Kultur genießen: Humanismustage in Hockenheim

Veröffentlicht
Von
PM HMV
Mehr erfahren
Humanismustage (Teil 1)

Dialog und Disput: Humanismustage im Hockenheimer Wasserturm

Veröffentlicht
Von
Volker Widdrat
Mehr erfahren
Humanismus im Wasserturm

Die Endlichkeit drängt auf Antworten

Veröffentlicht
Von
Maria Herlo
Mehr erfahren

Das ist bemerkenswert, denn schließlich ist die Literatur das größte Archiv der Menschheitsgeschichte. Sturm zeigte die erste Werkausgabe Shakespeares aus dem Jahr 1622 auf der Frankfurter Buchmesse, die den Dramatiker weltbekannt machte. Die zahlreichen Übersetzungen seiner Werke habe die europäische Denkart maßgeblich geprägt. Für die Anwesenden war es äußerst lehrreich, den Ausführungen Sturms sowie den Fragestellungen wie „Was macht Europa aus?“, „Was sind europäische Werte?“, „Wie weit würden wir gehen, diese Werte zu verteidigen?“ zu folgen.

Sie regten zum Nachdenken und Debattieren an und auch, Sturms lesenswertes Buch „Shakespeare und die Entstehung des europäischen Geistes“ am Büchertisch der Buchhandlung Ganser zu kaufen und es signieren zu lassen.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung

VG WORT Zählmarke