Reifeprüfung - Alle meistern den Start mit Deutsch ohne Probleme / Trennung von auf Corona getesteten und ungetesteten Schülern / Schulleiter kritisieren kurze Vorlaufzeit

So läuft das Abitur in Schwetzingen und Hockenheim

Von 
Marco Montalbano
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Schwetzingen/Hockenheim/Altußheim/Eppelheim. Trotz Corona und etwas später als üblich sind die Gymnasiasten am Montag in die Abiturprüfungen gestartet. Schon vergangenes Jahr hatten diese unter veränderten Bedingungen stattgefunden und unter den Jugendlichen mehrte sich im zweiten Pandemiejahr die Befürchtung, ihres könnte als ein Abitur „zweiter Klasse“ betrachtet werden. Wir sprachen mit den Schulleitungen der Gymnasien über die Situation.

Erst am vergangenen Donnerstag sei die E-Mail vom Kultusministerium gekommen, hieß es einhellig von den Rektorinnen und Rektoren. Darin wurden die Schulen angewiesen, Testmöglichkeiten anzubieten – allerdings auf freiwilliger Basis, so eine der darin enthaltenen Anordnungen. Direktorin Anja Kaiser vom Hockenheimer Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium sagt dazu: „Da musste kurzfristig ordentlich umorganisiert werden, denn Getestete und Ungetestete müssen ihre Prüfung in unterschiedlichen Räumen ablegen. Und für die Maskenpausen müssen ebenfalls unterschiedliche Räume bereitgehalten werden.“

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Das habe das Kollegium vor eine große Herausforderung gestellt, aber dass man in dieser Zeit besonders flexibel sein müsse, sei man inzwischen ja gewohnt, meinte die Leiterin weiter. Die Testungen seien am Vortag erfolgt, Testpositive seien zum PCR-Test geschickt worden.

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„Neu in diesem Jahr ist, dass vom Kultusministerium mehrere Prüfungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten zur Auswahl standen. Je nach durchgenommenem Stoff konnten die Lehrkräfte dann heute morgen auswählen.“ Anja Kaiser ist sich sicher, dass die Schüler gut vorbereitet seien. Sie seien als Ältere auch besser mit dem Online-Unterricht zurechtgekommen als die Jüngeren. Am Gauß-Gymnasium nehmen knapp 80 Jugendliche an den Prüfungen teil, 38 davon in Deutsch.

Ein Schüler muss in Quarantäne

Am Hebel-Gymnasium in Schwetzingen begannen 28 von knapp 60 mit den Prüfungen. Rektor Stefan Ade berichtete: „Wir haben unsere Schüler rechtzeitig von der Möglichkeit zur Testung informiert, auch dass sie es privat machen können, beispielsweise im Wollfabrik-Testcenter“. In Quarantäne habe nur einer gemusst, der aber mit etwas Glück noch an der letzten Prüfung teilnehmen könne.

„Diese werden bis zu den Pfingstferien stattfinden“, berichtet der Leiter. „Ich hoffe für unsere Abiturienten, dass es trotz der besonderen Bedingungen für alle gut läuft und dass Bedenken ausgeräumt werden können, es würde sich um ein ,Abi zweiter Klasse’ handeln. Dafür gibt es nämlich keinen Grund. Es handelt sich um ein vollwertiges Abitur.“

Harte Kritik übt Schulleiter Stefan Ade an der Kurzfristigkeit mancher Anordnungen: „Ich sage ganz offen: Seit über einem Jahr sind wir nichts anderes mehr gewohnt, als in unverschämter Kurzfristigkeit vom Kultusministerium harte dienstliche Anweisungen zu erhalten. Beliebt dafür ist Freitagnachmittag – mit der Anweisung, alles bis zum Montag umzusetzen“, sagt er verärgert, betont aber: „Wir wissen, was unsere Pflichten sind und unternehmen enorme Kraftanstrengungen. Es wäre schön, wenn ein bisschen mehr Anstand gegenüber den Bediensteten in den Schulen möglich wäre.“

Thomas Becker, Schulleiter des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Eppelheim, teilt auf Anfrage mit: „Wir hatten heute einen guten Start. Morgens war ich ab 5.45 Uhr in der Schule. Insgesamt haben wir in diesem Jahr 54 Abiturienten, 29 davon schreiben Deutsch.“ Auch er sieht die Prüflinge gut vorbereitet: „Die Abschlussklassen wurden beim Präsenzunterricht ja immer bevorzugt behandelt und dass die Lehrer sich erstmals zwischen verschiedenen Themenschwerpunkten entscheiden konnten, ist ebenfalls ein Vorteil.“ Die Kurzfristigkeit neuer Anordnungen betrachtet er als große Herausforderung: „Das kann man einfach nicht üben. Bei kurzfristiger Umorganisation müssen wir Lehrer an anderer Stelle abziehen, was Einfluss auf andere Klassen hat.“

Froh über Präsenzprüfung

„Ich habe mich gestern mit einer Schülerin unterhalten, die mir sagte, sie sei wirklich froh, dass sie Prüfungen schreiben könne und das Abitur nicht ohne ausgegeben wurde, worüber ja diskutiert wurde“, sagt Carmen Ueltzhoeffer, die das Private Berufliche Gymnasium Markus-Schule in Altlußheim im Tandem mit ihrem Kollegen Stephen Shareski leitet. Sie hält fest: „Das Abitur in diesem Jahr ist dem anderer Jahre gegenüber absolut gleichwertig.“ Auch sie hoffe, dass in Zukunft ein bisschen mehr Planungssicherheit gewährleistet sei. „Denn auch im nächsten Jahr werden wir wieder ein ‚Corona-Abi‘ haben, da bin ich mir ziemlich sicher.“

Den Auftakt zum zweiwöchigen Prüfungsmarathon für die schriftlichen Abiturprüfungen des Technischen Gymnasiums der Ehrhart-Schott-Schule (ESS) in Schwetzingen eröffneten 40 Abiturientinnen und Abiturienten der Profilfächer Technik und Management und Mechatronik ebenfalls mit dem Fach Deutsch. „Die Prüfung ging fast sechs Stunden“, erläutert der zuständige Abteilungsleiter Christopher Beier. Die Themen seien dabei sowohl klassisch als auch zeitgemäß gewesen: „Zur Auswahl stand neben den klassischen Lektüren wie Goethes ,Faust’ oder Hermann Hesses ,Steppenwolf’ die kritische Auseinandersetzung mit unserem Konsumverhalten sowie ein Essay mit dem Titel ,Alles fürs Klima’.“

Beier erläutert weiter: „Der Ablauf und die Organisation der Prüfungen unterscheiden sich in diesem Jahr maßgeblich von den Jahren zuvor, da der Infektionsschutz an erster Stelle steht. So ist das Tragen einer medizinischen Maske Pflicht.“ Doch er resümiert: „Trotz aller Regeln und teils kurzfristigen Vorgaben seitens des Kultusministeriums verlief der Prüfungsstart an der ESS reibungslos und die Schüler waren gegen 15 Uhr sichtlich erleichtert, die erste der vier schriftlichen Prüfungen hinter sich gebracht zu haben.“

Abiturienten agieren souverän

Die Schulleiterin des Schwetzinger Wirtschaftsgymnasiums der Carl-Theodor-Schule (CTS), Heide-Rose Gönner, antwortet: „Organisatorisch war dies für die CTS eine große Herausforderung, die aber dank des souveränen Umgangs der zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten mit den kurzfristigen Veränderungen und der Unterstützung aller Kolleginnen und Kollegen erfolgreich gemeistert wurde.“ Insgesamt legen laut Gönner 141 Schülerinnen und Schüler in diesem Schuljahr an der CTS in den kommenden drei Wochen erneut unter Corona-Bedingungen ihre Prüfungen ab.

„Bei uns nehmen dieses Jahr 49 Schüler an den Abiturprüfungen teil“, teilt der Geschäftsführer des Privatgymnasiums Schwetzingen, Uwe Rahn, mit. „Die Organisation hat trotz der kurzfristigen Mitteilung der neuen Anweisungen, gut geklappt“, betont er. An der Qualität des diesjährigen Abiturs hat er keine Zweifel: „Unser Schüler sind sehr gut vorbereitet und auch wenn ich selbst kein Germanist bin, so sagen meine Kollegen, dass die Prüfungen absolut dem Anspruch der Vorjahre entsprechen würden.“

Schule als Schnelltestzentrum

Kritisch sieht Uwe Rahn die freiwilligen Testungen und die den Schulen zugewiesene Rolle: „Wir werden hier kurzfristig per Anordnung quasi zum Schnelltestzentrum umfunktioniert – und das, obwohl das neue Testzentrum in der Wollfabrik fast nebenan ist. Ich bin entsetzt, dass uns das auch ,aufs Auge gedrückt’ wurde, verbunden mit der Message: ‚Die werden das schon irgendwie hinbekommen’– unglaublich. Wir müssen seit dem Erlass rund 350 Schüler zweimal pro Woche testen.“

Auch wenn das Testen allgemein gut für die Gesellschaft sei, so bringe dies die Schüler vor den wichtigen Prüfungen doch in eine sehr ungute Situation: „Wir stellen immer wieder viele Positive bei den Schnelltests fest, die dann beim PCR-Test alle negativ sind. Und ich selbst habe schon mal 48 Stunden auf ein PCR-Ergebnis gewartet. Das wäre für Abiturienten natürlich unter Umständen sehr problematisch.“

Auch den Wechselunterricht hält er nicht für sehr sinnvoll: „Das ist wieder so eine neue Idee, die Blödsinn ist, denn durch die Halbierung der Klassen können die Daheimgebliebenen nie mit der Qualität unterrichtet werden wie die Präsenz-schüler."

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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