Hockenheim. „Würde heute nicht der nachfolgende Punkt auf der Tagesordnung stehen, dann wäre der aktuelle sicherlich der Höhepunkt“, sagte CDU-Stadträtin Bärbel Hesping bei der Stellungnahme ihrer Fraktion zum Thema der Vergabe nach Konzept für das Wohnungsbauprojekt im Hubäckerring an der Ecke zur Max-Planck-Straße bei der Sitzung des Gremiums.
Seit 2017 ist das Projekt Thema im Hockenheimer Gemeinderat
Hesping meinte damit die Abstimmung über den Kita-Betriebsübergang, die an diesem Abend im Brennpunkt des Interesses stand. Das schmälerte aber nicht die Bedeutung der Vergabe des Bauprojekts Hubäckerring/Max-Planck-Straße. Der Gemeinderat hat seit 2017 in etlichen Sitzungen über die Vergabekriterien diskutiert und den finalen Schritt des Projekts lange herbeigesehnt.
Der Standortbeschluss für den sozialen Wohnungsbau in der Hubäckerstraße, Ecke Max-Planck-Straße, fiel durch den Gemeinderat bereits im Dezember 2017, also noch vorm Amtsantritt von Oberbürgermeister Marcus Zeitler 2019. Doch die Einigung bezüglich der Voraussetzungen für den Zuschlag an einen Investor ließ nach dem Standortbeschluss länger auf sich warten. Sollte der neue Bau komplett auf mietreduzierte Wohnungen beschränkt sein? Auf welche Klimaziele sollte man bestehen? Alles Fragen, die der Rat in zahlreichen Sitzungen erörtern musste.
Hinzu kamen im Jahr 2019 die Gemeinderats- und Oberbürgermeisterwahl, die den Prozess weiter verzögerten. Ab Februar 2020 rollte dann die Corona-Pandemie für fast drei Jahre über die Bundesrepublik und trug ihren Teil zur Langwierigkeit der Vergabeentscheidung bei. Doch im Sommer 2022 einigte sich der Rat nach einem „Marathon“ von fast sechs Jahren auf folgende Vergabekriterien und die europaweite Ausschreibung wurde getätigt.
Hockenheimer Rat legt zehn Prozent für Ökologie und Klimaziele fest
Wohnungspolitische Ziele (40 Prozent), Kaufpreis (35 Prozent), Architektur, Gestaltung, Funktion (15 Prozent) sowie Ökologie und Klimaziele (zehn Prozent) – darauf sollte es bei der Vergabe ankommen. Die wohnungspolitischen Ziele beinhalten einen Mindestanteil von mietreduzierten Wohnungen von 50 Prozent, eine Mietpreisbindung über mindestens 20 Jahre sowie einen Mietsatz von mindestens 20 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete.
Zudem ist eine Nachhaltigkeitszertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) vonnöten. Die Mindestanforderung beim Kaufpreis wurde auf 680 Euro pro Quadratmeter festgelegt. Mit diesen Kriterien wurde das Projekt im Januar ausgeschrieben.
Zum Juni endete die Angebotsfrist und nach Auswertung der vorliegenden Unterlagen blieb noch die Offerte des Firma Quartiersmanufaktur aus Trier übrig, mit der die Stadt im Juli und August in Verhandlungen trat und deren Angebot „insgesamt die gestellten Anforderungen in bester Weise erfüllt“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.
Dieses Angebot lag dem Gremium nun zur Genehmigung vor und es übertrifft die Mindestanforderungen in allen Punkten. Die Firma möchte 28 Wohnungen auf einer Gesamtfläche von 2066 Quadratmetern errichten, die alle mietreduziert sein sollen. Die Mietpreisbindung geht über 30 Jahre und die Mieten sollen 33 Prozent unter dem ortsüblichen Vergleichswert liegen. Zudem erhält die Stadt Hockenheim für drei Wohnungen ein Benennungsrecht.
Beim Kaufpreis einigten sich die Verhandlungsparteien auf 685 Euro pro Quadratmeter. Die Zertifizierung durch die DGNB ist beim Thema Nachhaltigkeit genauso gewährleistet wie der KfW-40-Standard, Fassaden in Holzrahmenbauweise mit Holzfaserdämmstoffen und PV-Anlagen auf dem Dach. Damit liegt das Angebot der Quartiersmanufaktur in allen Kriterien weit oberhalb der vom Gemeinderat festgelegten Kriterien.
Entsprechend fielen die Reaktionen der Fraktionen aus. „Die Anforderungen des Gemeinderats werden eingehalten und mehr als erfüllt und erwartet. Das freut uns und daher haben an der Vorlage rein gar keine Änderungswünsche“, lautet beispielsweise die Bewertung der CDU-Fraktion, die durch Bärbel Hesping vorgetragen wurde.
SPD-Fraktion Hockenheim ist vom Angebot positiv überrascht
Die Sozialdemokraten schlossen sich dieser Meinung an, wie Fraktionsvorsitzende Marina Nottbohm bestätigte: „Die SPD ist mit dem Angebot der Quartiersmanufaktur aus Trier sehr zufrieden. Und nicht nur zufrieden, sondern auch sehr positiv überrascht.“ Auch Adolf Härdle als Fraktionsvorsitzender der Grünen zeigte sich zufrieden: „Nach sechs Jahren sind wir froh, dass das Ganze auf den Weg gebracht werden kann. Das Angebot findet unsere absolute Zustimmung.“
Die Freien Wähler mit Fraktionsvorsitzender Gabi Horn schlossen sich den Vorrednern an: „Wir sind froh, dass es jetzt endlich geklappt hat und freuen uns, dass das Projekt zeitnah starten kann.“ Abschließend ging das Wort an Frank Köcher-Hohn, den Fraktionsvorsitzenden der FDP: „Sechseinhalb Jahre beschäftigen wir uns jetzt mit dem Thema sozialer Wohnungsbau. Unsere Voraussetzungen werden erfüllt und wir freuen uns, dass es jetzt klappt.“
Nach diesen Stellungnahmen war es wenig überraschend, dass der Vergabe nach dem vorgelegten Konzept für das Bauprojekt Hubäckerstraße an der Ecke Max-Planck-Straße von allen Räten zugestimmt worden ist. Somit kann das seit 2017 geplante Bauprojekt, das Gebhard Morscher in der Sitzung erläutert hatte, endlich in die entscheidende Phase gehen und die Trierer Firma Quartiermanufaktur kann sich an die Arbeit machen.
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