Schachvereinigung 1930 - Bei der Feier zum 90. Vereinsgeburtstag sind betrübte Worte zu hören / Nach Sponsorenrückzug soll zwei Spielklassen tiefer ein Neustart gelingen

SV will als Meister aus der Bundesliga abtreten

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Sabine Zeuner
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Christian Würfel (l.) und der Vorsitzende der Schachvereinigung Professor Dr. Bernd Straub (r.) überreichen Rainer Schmid (2. v. l.) und Ulrich Rausch (2. v. r.) Urkunden für 60 Jahre Mitgliedschaft. © Zeuner

Das Ambiente war festlich, die Stimmung leicht betrübt, denn beim um ein Jahr verspätet gefeierten 90. Vereinsgeburtstag gab Vorsitzender Prof. Dr. Bernd Straub auch den Rückzug des Vereins aus der 1. Bundesliga bekannt. Zur Saison 2021/2022 tritt der SV Hockenheim 1930, derzeit Tabellenzweiter, dann wieder in der Oberliga Baden an.

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Hockenheimer Schachvereinigung feiert 90 Jahre

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Während im Lauf der Pandemie der Vereins- und Spielbetrieb im Spiellokal Zehntscheune zum Erliegen kam, zogen sich einige Sponsoren der Bundesligamannschaft als Unterstützer zurück. „Einen Großteil unserer Einnahmen haben wir über unsere Einsätze am Hockenheimring generiert“, schilderte Günter Auer, „keine Veranstaltungen am Ring bedeuten keine Einnahmen für den Schachverein.“ Angriffslustig zeigen sich die Schachspieler allerdings, denn sie treten ab 14. Oktober in Berlin zur Zentralen Runde der Schachbundesliga an, mit Ansage: „Wir wollen als Meister abtreten.“

Respekt vor schwerer Entscheidung

Diesem Motto verschrieb sich dann auch Bundesligaspieler Dennis Wagner, der am späten Abend dem Bundesligateam Dieter und Günter Auer sowie Mannschaftsführer Blerim Kuci emotional für „die großartige Arbeit, die ihr leistet und geleistet habt“ dankte. Der Rücktritt aus der 1. Bundesliga zog sich wie ein roter Faden durch den feierlichen Abend. Bereits erster Vorstand Prof. Dr. Bernd Straub vermerkte die Aktion in seiner Ansprache, in der er auch auf die anstehende „Neustellung der politischen Weichen“ mit der Bundestagswahl am Sonntag kurz einging. Straub habe sich auf die Feier, die seit „sehr langer Zeit“ einmal wieder viele Menschen gesellig zusammenführte, sehr gefreut.

Ehrungen und Meilensteine aus 90 Jahren Vereinsgeschichte

  • Ehrungen: Stadtmeisterschaft 1. Jürgen Möldner, 2. Gerold Rocholz, 3. Christian Günther. Monatsblitzturnier 1. Jürgen Möldner, 2. Blerim Kuci, 3. Jürgen May.
  • 60 Jahre Mitgliedschaft SV 1930: Ulrich Rausch, Rainer Schmid. BSV-Mitgliedschaft 60 Jahre Mitgliedschaft Ulrich Rausch, 50 Jahre Steffen Bartsch. Sonderehrung Management Blerim Kuci, Bundesliga-Team Dieter und Günter Auer.
  • Vereinsgeschichte komprimiert: 1929 Gründung erster Hockenheimer Schachklub, trotzdem nennt man sich „Schachklub 1930 Hockenheim“. 1933 erstes Vereinsturnier und Teilnahme an Verbandsspielen, 1940 letztes Vereinsturnier vor dem Krieg; 1945 Totalzusammenbruch zum Kriegsende; 1948 „Schi-Scha-Maskenball“ wird etabliert; 1956/57 erste Meisterschaft in der Bezirksklasse.
  • 1959 bildet sich ein zweiter Schachverein; 1969 1200-Jahr-Feier Hockenheims mit großem Schachkampf; 1970 40 Jahre Schachklub 1930, Spitzenmannschaft in der Landesliga. 1974 Hockenheimer Schachvereine schließen sich zusammen; 1980 Simultan-Großveranstaltung in Hockenheim, erstes Spargelturnier; 1987 Kooperation Pestalozzischule; 1988 Aufnahme in den Badischen Sportbund; 1990 60-Jahr-Feier; 1992 erste Schachzeitung; 1993 wird die Schachvereinigung eingetragener Verein.
  • 1994 Badischer Schachkongress in Hockenheim; 1995 Aufstieg in die Landesliga; 1996 Internationales Deutsche Schachmeisterschaften in Nußloch ausgerichtet; 1997 Aufstieg in die Verbandsliga; 2005 75 Jahre Schachvereinigung; 2006 Aufstieg in die Verbandsliga Nordbaden.
  • 2010 80 Jahre Schachvereinigung, Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd; 2011 Aufstieg in die 1. Schachbundesliga; 2011-2021 spielt die Schachvereinigung 1930 Hockenheim in der 1. Bundesliga, erreicht zweimal Silber- und dreimal Bronzestatus; 2021 90-Jahr-Feier wegen Corona ein Jahr später, Ausstieg aus der Bundesliga wegen Wegfall von Einnahmen, letzte Teilnahme als Tabellenzweiter bei der Zentralen Runde ab dem 14. Oktober 2021 in Berlin

Oberbürgermeister Marcus Zeitler unterstrich seine Hochachtung vor dem Schritt des Vereins, sich aus der 1. Bundesliga zu verabschieden: „Unpopuläre Entscheidungen sind immer schwierig, aber vernünftig und nachhaltig.“ Der Verein agiere deshalb in geordneten Verhältnissen vorausschauend. In diesen wirtschaftlich problematischen Zeiten sei es auch an der Stadt, sich auf die Pflichtaufgaben zu fokussieren.

Die geselligen Veranstaltungen kehrten langsam zurück, erzählte Zeitler, dass in den vergangenen fast zwei Jahre zudem die traditionellen Brettspiele, zu denen auch das Schachspiel zählt, in seiner Familie wieder gespielt wurden. „Schach in Hockenheim und der Region haben sie populär gemacht“, dankte er allen Aktiven.

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Der Hochachtung vor dem Rückzug aus der Bundesliga schloss sich auch der Präsident des Badischen Schachverbands, Prof. Dr. Uwe Pfenning, an und motivierte: „Über die Oberliga kommen sie sicher in Bälde wieder zurück.“ Das Thema Sponsoren beschäftige auch den Verband, sagte Pfenning. Gerade in der Region um Hockenheim gebe es durchaus Firmen, die einen Bezug zum Strategiespiel herstellen könnten und damit eine tolle Basis für Unterstützung hätten. Es sei schade, dass das nicht passiere.

Die Einschränkungen für den Sport durch ständig geänderte Corona-Verordnungen hätten immense Folgen gehabt. Die Schachvereinigung feiere jedoch auch „90 Jahre plus 1“ und damit einen langen Bestand mit engagierten Mitgliedern, die den Verein am Leben halten würden. Die Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft und die Sieger der wenigen Wettbewerbe schlossen sich den Reden an. Dazu zählte auch der Dank an die Koordinatoren für zehn Jahre Bundesliga, Dieter und Günter Auer, sowie für Blerim Kuci als Mannschaftsführer der ersten Mannschaft.

Neben vielen Gesprächen und einem gemeinsamen Essen stand das Feiern des unrunden Geburtstages im Mittelpunkt, was mit flotter und tanzbarer Musik vom Duo „Skyline“, Iris Rocca und Harald Merz, ordentlich Schub erhielt.

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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