Stadthalle

Unternehmensempfang in Hockenheim diesmal regional gestaltet

Mathias Schiemer, Geschäftsführer des Stadtmarketings Heidelberg, zeigt die Entwicklung zur internationalen Kongressstadt auf. Dabei ging er darauf ein, wie Charme und Attraktivität einer Stadt bewahrt werden können.

Von 
Matthias Mühleisen
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Applaus für Redebeiträge und Musik beim Unternehmensempfang in der Stadthalle: Die Stuhlreihen sind gut gefüllt. Bilder: Lenhardt © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Der Mann auf der Bühne fühlt sich unter seinesgleichen beim Blick ins Auditorium: „Ich führe auch ein kleines Unternehmen mit 470 Mitarbeitern“, sagt Oberbürgermeister Marcus Zeitler (kleines Bild), als er die rund 250 Gäste zum Unternehmensempfang der Stadt begrüßt. Der Kampf für das Unternehmen Hockenheim sei seine Aufgabe, es immer allen recht zu machen, sei schwer. Zustimmung erfährt er vom Referenten des Abends: Mathias Schiemer, Geschäftsführer des Stadtmarketing Heidelberg, hat in seinen Betätigungsfeldern darin reichlich Erfahrung gesammelt.

So global der neu konzipierte Unternehmensempfang im Vorjahr daherkam, als Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Bernd Nolte die Weltwirtschaft und ihrer Herausforderungen beleuchtete, so regional gestaltete ihn Mathias Schiemer, der für seine Heimatstadt tätig ist und in Ziegelhausen wohnt.

Mathias Schiemer hat guten Draht in die Rennstadt Hockenheim

Der gute Draht zu Hockenheim habe ihn die Einladung annehmen lassen. „Meine Söhne sind hier groß geworden, wir waren jedes Jahr an der Rennstrecke“, berichtet Schiemer, der beim Fernsehsender RTL im Marketing tätig war. Er weiß noch, in welchen Hotels der Region die Formel-1-Teams abgestiegen sind und in welchen Lokalen sie gegessen haben.

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Eine neu entdeckte Gemeinsamkeit von Zeitler und Schiemer: Beide lieben Imagefilme. Zum Auftakt sehen die Besucher, dass Hockenheim mehr als die Rennstadt ist, der Gast hat ein rasantes Drohnenvideo aus der Pandemiezeit mitgebracht. Dass es heute nicht mehr so menschenleer ist, erleichtert den Stadtmarketingchef: „Eine Exzellenzuniversität kann nur pulsieren und exzellent sein, wenn Menschen drin sind.“ Er versuche, seine Stadt so zu sehen, wie er sie sich für die nächsten Generationen wünscht.

Nur Romantik macht Stadt Heidelberg kaputt

„Ich möchte nicht, dass Heidelberg verkommt – in eine Stadt voller Souvenirläden, in der inhabergeführten Geschäft dichtmachen, weil sie nicht mehr angefahren werden können, weil zu viele Radwege entstehen.“ Es müsse ein Miteinander geben, sagt Schiemer, fordert Dialog und Zusammenhalt.

Mathias Schiemer spricht über Heidelberg im Wandel. © Dorothea Lenhardt

Das Stadtmarketing hat 50 Vollzeitbeschäftigte und 30 Aushilfen und müsste die Stadt eigentlich gar nicht vermarkten: Heidelberg verzeichne 15 Millionen Tagesbesucher pro Jahr – bei 10 000 Bewohnern der historischen Kernstadt. Daher gehe es nicht darum, mehr Menschen anzulocken, sondern für die Infrastruktur zu sorgen, „bevor diese Stadt kaputtgeht.“

Für Unternehmer müsse Heidelberg ein Faszinosum sein: Die Stadt mache mit einem kaputten Produkt ihr Geld, scherzte Schiemer in Anspielung auf das Schloss. Doch nur Romantik mache das Zentrum der deutschen Romantik kaputt. Die Bahnstadt setze einen modernen Gegenpol und mache Heidelberg zur nachhaltigsten Stadt der Welt gemessen an der Quote der Passivenergiehäuser. Dort ist auch das neue Konferenzzentrum entstanden, das am 19. April eingeweiht wird (Schiemers Geburtstag) und den Ruf als internationale Gästestadt begründen soll. Nach 30 Jahren Diskussionszeit.

59 Kongresse vor Eröffnung gebucht

Seinem neuen Juwel widmet der Stadtvermarkter viel Redezeit: 1800 Sitzplätze im großen Saal, 15 weitere Veranstaltungs- und Meetingräume, ideale ÖPNV-Anbindung, Eberbacher Sandstein und Beton als einziger Farbklecks in einem Meer weißer Bahnstadtbebauung, Bambusboden im großzügigen Außenbereich – der Marketingexperte ist in seinem Element und freut sich über 59 Kongresse schon im ersten Jahr.

Bringt die Gäste des Unternehmensempfangs musikalisch in Schwung: die Akustikband Wörner Cocktail mit Johannes Grebencikov (Akkordeon), Lutz Schöffel (Gitarre), Jochen Wörner (Drums), Burny Schwarz (Gitarre) und Oliver Wörner (Kontrabass). © Dorothea Lenhardt

Er vergisst aber auch nicht die 1903 eröffnete Stadthalle, die seit 2019 saniert wird. Die Weiterentwicklung zum Kultur- und Kongresshaus hat eine 60-Millionen-Euro-Spende der Familie Marguerre, der das Blutplasma-Fraktionierungsunternehmen Octapharma gehört, wesentlich erleichtert.

Wie Marcus Zeitler Hockenheim beim Unternehmensempfang beschreibt

Mathias Schiemer verschweigt nicht die Hindernisse auf dem Weg zur Fertigstellung, etwa die Debatte über die Hubböden im Saal. Der Erhalt eines Baums, Geschenk der Partnerstadt Montpellier, habe beim Bau der Lüftung unter dem gleichnamigen Platz allein 300 000 Euro gekostet – „egal, wir machen’s.“ Trotz aller Heidelberg-typischen Diskussionen ist Stadtmarketing-Geschäftsführer sicher: Das Ergebnis werde – wen überrascht’s – „wunderschön“.

In etwas nüchterneren Farben zeichnet Marcus Zeitler seine Stadt, nicht ohne positive Entwicklungen zu erwähnen: Seit 2000 sei die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um 27 Prozent auf 8091 gestiegen. Um dieses Wachstum weiter zu halten, müsse Hockenheim jetzt die Weichen stellen. 39 Prozent der Stellen sind laut OB im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe angesiedelt, knapp 34 Prozent in sonstigen Dienstleistungen und 26 Prozent im produzierenden Gewerbe. Die Landwirtschaft sei mit 0,9 Prozent vertreten.

Für etwas Glamour und Stimmung in der Stadthalle sorgte zwischen den Beiträgen und im Anschluss beim Stehempfang im Foyer gekonnt die Wörner Cocktail Akustikband mit fetzigem Rock ’n’ Roll und mehrstimmigem Gesang.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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