Hockenheim. Mit dem ungewöhnlichen Geständnis eines gebrochenen Versprechens hat sich Volker Jungkind bei seiner Beauftragung als neuer Leiter des Polizeireviers Hockenheim die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer gesichert. Nie wieder wollte er nach einem herausfordernden Vortrag 1986 vor versammelter Mannschaft wieder eine Rede halten müssen – und damit auch kein Revierleiter werden. Doch für seine nun beginnende Aufgabe warf er die Bedenken über Bord: In Hockenheim habe er erstmals keinen Bammel vor einer neuen Station, sondern freue sich sehr darauf, ein von Manfred Krampfert gut bestelltes Haus übernehmen zu dürfen, sagte der 59-Jährige bei der Feier in der Zehntscheune.
Jungkind, der vor genau 40 Jahren in den Polizeidienst eingetreten ist, betritt kein unbekanntes Terrain: 1989 bis 1991 war er hier im Streifendienst eingesetzt. Dass er mit seiner großen Erfahrung das Rüstzeug für die anspruchsvolle Tätigkeit mitbringe, unterstrich Polizeipräsident Siegfried Kollmar. Er sprach von einem „Riesenumbruch“ im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim: Über 300 junge Kollegen seien in den vergangenen zwölf Monaten gestartet, in acht der 17 Reviere gebe es neue Leitungen.
Lob für Hockenheims neuen Polizeichef Jungkind: Überall gute Arbeit abgeliefert
„Wir glauben, mit Volker Jungkind genau den richtigen Mann ausgesucht zu haben“, sagte Kollmar, der es sehr sympathisch fand, dass dieser sämtliche Dienstgrade durchlaufen und elf Jahre bis zur Zulassung zum gehobenen Dienst gebraucht habe: „Das ist bei Ihnen gewachsen.“ Er sei kein Fan schneller Wechsel, begrüßte Kollmar auch Jungkinds acht Jahre währende Tätigkeit als Leiter des Polizeipostens Ketsch. Überall, wo Sie waren, haben Sie gute Arbeit abgeliefert“, berichtete der Polizeipräsident aus den Beurteilungen, etwa auch als Leiter des Ermittlungsdiensts im Polizeirevier Wiesloch von 2008 bis 2014 und zuletzt als Leiter der Führungsgruppe im Polizeirevier Heidelberg Mitte.
Der neue Hockenheimer Revierleiter werde als pflichtbewusst mit hohem beruflichem Selbstverständnis beschrieben und sei dafür bekannt, dass er als Chef Einsätze selbst leite. „Sie sind Leistungsträger und bereit, dahin zu gehen, wo es wehtut.“
Jungkinds Vorgänger Manfred Krampfert dankte Kollmar für die „sehr, sehr gute, ruhige, fachlich, sachliche Arbeit“ und herausragende Ergebnisse. Der Zuständigkeitsbereich des Reviers umfasse rund 43 000 Einwohner und 70 Quadratkilometer, die Fallzahlen von 1000 bis 1100 im Halbjahr seien relativ stabil.
Zur Person
Volker Jungkind, Jahrgang 1964, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder (25 und 30 Jahre alt).
- In den Polizeidienst ist er 1983 in Biberach an der Riß eingetreten
- 1987 trat er seine Stelle im Einsatzzug der Polizeidirektion Heidelberg an. 1989 bis 1991 war im Streifendienst im Revier Hockenheim eingesetzt
- 1991 bis 1994 absolvierte er ein Studium an der Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen für den gehobenen Dienst
- 1994 bis 2000 war er Dienstgruppenleiter im Revier Schwetzingen, 2000 bis 2008 Leiter des Polizeipostens Ketsch
- Den Ermittlungsdienst des Reviers Wiesloch leitete Jungkind von 2008 bis 2014
- Im Revier Heidelberg Mitte war er bis Juli 2023 Leiter der Führungsgruppe
Thomas Krohne vom örtlichen Personalrat nannte Jungkind einen engagierten Kollegen, der für Recht und Ordnung in seinem Bereich stehe, auch die dunklen Seiten des Berufs gesehen habe und den Empathie, Menschlichkeit, aber auch professionelle Distanz ausmachten. Die Beauftragung sei eine Bestätigung seines langjährigen Engagements für die Polizei, das Revier sei mit Jungkind „in allerbesten Händen“.
Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler wünscht sich mehr Respekt für die Polizei
Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler hoffte, mit Jungkind die „hervorragende Zusammenarbeit mit Manfred Krampfert“ fortsetzen zu können. Zu tun gebe es genug, das Glücksgefühle-Festival bringe mit bis zu 100.000 Menschen das erste große Event für ihn in die Stadt.
Der OB kritisierte den aktuellen Umgang der Politik mit der Polizei, wünschte sich mehr Respekt vor der Arbeit der Ordnungshüter und betonte: „Ohne unsere Polizei hätten wir Chaos auf der Straße.“ Jede Postenschließung im ländlichen Raum bedeute den Verlust des Sicherheitsgefühls bei den Bürgern.
Volker Jungkind als neuer Polizeichef in Hockenheim: Hohe Ansprüche an Kollegen
Volker Jungkind fühlt sich nach den ersten 14 Tagen in Hockenheim angekommen. Er kündigte an, die Kollegen im Revier zu fordern und zu fördern: „Ich möchte, dass wir immer und überall bestmögliche Arbeit leisten“, formulierte er seinen Anspruch. Im Gegenzug werde er vor, hinter ihnen und an ihrer Seite stehen. Er freute sich, dass die Kollegen der Nachbarreviere zu seiner Beauftragung kamen, denn von ihnen brauche Hockenheim als kleines Revier regelmäßig Unterstützung.
Jungkind nahm den neuen Einsatzort Rennstadt zum Anlass eines Vergleichs: Wie in einem Rennteam komme es in einem Revier nicht nur auf den Fahrer (Leiter) an, sondern auf Team, Material und Motivation. Ganz optimal sei die Personalsituation in Hockenheim nicht: Es gebe krankheitsbedingte Ausfälle und gesundheitlich eingeschränkte Kollegen, die keinen Außendienst verrichten können – Jungkind hofft daher auf Zugänge im kommenden Frühjahr. Die Abgabe von Personal nach Heidelberg sei aber eine richtige Entscheidung gewesen: „Die Kollegen dort sind wirklich auf dem Zahnfleisch gegangen.“ Jetzt funktioniere es dort wieder.
Die Lieder des Duos „Ton in Ton“, Heidi Scheurer (Gesang) und Walter Hoinka (Gesang und Gitarre), hatte Jungkind mit Bezügen zur Arbeit und Augenzwinkern ausgewählt. Sie reichten von „In the ghetto“ über „Hallelujah“, „Folsome Prison Blues“, „I shot the sheriff“ bis zum „Jailhouse Rock“.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Hockenheim Einfach zu bescheiden