Unterwegs an der Tribünenstraße

Warum Vereine und OB Zeitler sich über das Download-Festival freuen

Von 
Andreas Lin
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Die Besucher füllen an den Wasserständen ihre Becher auf. © Lin

Hockenheim. „Das ist wie ein Sechser im Lotto für mich“, strahlt Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler, als er gerade aus dem Innenbereich Richtung Tribüne läuft. Denn das ist genau seine Musik, der OB ist ein großer Rockfan und eingefleischter Metallica-Anhänger. Er war elfmal bei Rock am Ring, auch Metallica hat er schon elfmal live gesehen – zum ersten Mal 1991 als Teenager beim Open Air auf dem Flugplatzfeld in Mainz-Finthen. „Damals war AC/DC der Headliner“, erinnert sich der heute 47-Jährige. Auch das legendäre Festival in Wacken steht schon auf seiner Liste. „Aber dafür bin ich inzwischen zu alt“, gesteht er sich ein.

Dass er jetzt quasi als Hausherr Metallica in „seinem“ Motodrom begrüßen kann, freut ihn tierisch. „Deswegen bin ich Oberbürgermeister von Hockenheim geworden“, meint er lachend mit einem herzlichen Augenzwinkern. Für ihn ist das die Premiere seit seiner Wahl vor knapp drei Jahren im Juli 2019. Nicht viel später kam Corona. „Deswegen sind alle Mitarbeiter wieder heiß drauf“, betont Zeitler – vom Bauhof bis zur Ring GmbH habe er die Vorfreude auf dieses Großereignis gespürt. „Kompliment ans Team“, lobte er ausdrücklich die Mannschaft, die rund um den Veranstaltungsort seit Monaten alles akribisch vorbereitet hatte: „Ich bin hochzufrieden, es läuft alles super, das Sicherheitskonzept ist gut, bislang ist alles friedlich“, meldete er in den frühen Abendstunden.

Bier kostet 6 Euro

Eine lange Pause hatten auch die Vereine, die an der Tribünenstraße ihre Kioske betreiben. Umso größer ist jetzt die Freude, dass wieder etwas in die Kasse kommt. „Das war immer unsere Haupteinnahmequelle, davon leben wir eigentlich“, erzählt Stefan Kögel, Handball-Abteilungsleiter beim Hockenheimer SV. Die letzte Veranstaltung des Vereins am Ring war die Formel 1 im Juli 2019. Während der Durststrecke mussten sie an die Rücklagen gehen, die jetzt dringend eine Aufstockung benötigen. Der Hockenheimer Mai war da schon ein Anfang, jetzt soll es auch am Motodrom weitergehen

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Und am Freitag hat es auch gut angefangen. „Schon um sieben standen die ersten da“, staunte Kögel nicht schlecht, als er für die Vorbereitungen an den Kiosk hinter der Südtribüne kam. Wenige Meter weiter war nämlich der Einlass. „Das war gut für den Umsatz“, freute sich auch Gerhard Knopf, dass die Wartenden Durst hatten. Um 12.30 Uhr musste sie allerdings den Kiosk-Rolllladen an der Seite zur Tribünenstraße runterlassen – aus Sicherheitsgründen. Aber drinnen am Aufgang zur Tribüne dürfen sie spätabends Getränke und Bratwürste verkaufen – übrigens an allen Ständen zu den gleichen Preisen. „Das ist vorgegeben“, erklärt Stefan Kögel. Und die Preise sind stolz: 6 Euro für ein Bier. „Heute Morgen bin ich mit 600 Euro losgefahren, jetzt ist alles weg“, berichtet nebenan ein Festivalbesucher mit leicht schwerer Zunge vermutlich seiner Angebeteten am Telefon. Benzin, das Ticket und ein Metallica-T-Shirt waren aber offensichtlich auch auf der Rechnung.

Quasi auf der anderen Seite der Südtribüne hat der Kegelverein (KV) sein angestammtes Domizil. Dort sind zwar die Tribünen nicht geöffnet, deswegen dürfen sie auch zur Straße raus verkaufen. „Es läuft ganz gut“, erzählt Sportwart und Kioskverantwortlicher Peter Körner. Im Oktober 2021 hatten sie die DTM als Einnahmequelle, vorher lange nichts. „Mit aller Müh’ und Not“ habe der KV diese Durststrecke überstanden. Jetzt ist das Download-Festival ein Neuanfang. „Wir hoffen, dass etwas hängenbleibt“, sagt Körner. Es sei halt nur eine Eintagesveranstaltung – ohne Zeltplatz. Deshalb freut er sich auch schon auf die DTM im Oktober. „Da sind die Hälfte, die auf unsere Tribüne kommen, Stammgäste. Das macht immer viel Spaß.“

Froh über viele Ehrenamtliche

Den hatten auch die Handballer einen Steinwurf weiter. „Wir haben immer noch viele Leute, die ehrenamtlich helfen“, betont Stefan Kögel, verrät aber auch, dass sich trotz der jahrzehntelangen Routine am Freitag doch die Corona-bedingte Pause bemerkbar gemacht hatte: „Es dauert, bis sich alles wieder eingespielt hat.“ Aber es läuft wieder für die Vereine am Ring – und für die Rockfans unter den Helfern war das Festival dann wie für OB Zeitler vielleicht noch ein kleiner Sechser im Lotto.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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