Wo früher der Johanneshof seinen Stadtladen betrieb, die Menschen sich in Utas Blumenparadies mit bunten Sträußen eindeckten oder bei Stiletto nach italienischer Mode stöberten, herrscht seit einiger Zeit Stille. Sofern man dies von Grundstücken an der Hockenheimer Hauptverkehrsachse so sagen kann, deren Sanierung derzeit auf der Zielgeraden ist.
Und während die Obere Hauptstraße im Untergrund komplett saniert wird und nach oben hin eine neue Verkehrsfläche erhält, wächst auf den Grundstücken Obere Hauptstraße 15 bis 21 das Gras – die ehemalige Bebauung ist abgetragen, das Areal ruht im Dornröschenschlaf.
Doch dieser wird nicht mehr lange andauern. Nicht erst wenn der Umbau der Oberen Hauptstraße abgeschlossen ist, dürften die ersten Baumaschinen auf das Gelände rollen, denn am gestrigen Abend leitetet der Gemeinderat einen weiteren Schritt in Richtung Bebauung des Areals ein – er billigte den Entwurf des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Obere Hauptstraße 15 bis 21“, der somit in die Offenlage gehen kann.
Wohn- und Geschäftshaus
Auf den Grundstücken ist der Neubau eines Wohnprojekts mit Blockrandbebauung geplant. Zu Straße hin soll das größte vorgesehene Bauwerk errichtet werden, ein Wohn- und Geschäftsgebäude mit 19 Wohneinheiten (sechs Zweizimmer-, neun Dreizimmer- und vier Vierzimmerwohnungen) sowie einer Gewerbeeinheit im Erdgeschoss mit rund 200 Quadratmetern. Die gewerbliche Nutzung steht noch nicht fest. Die Wohnungen im Erdgeschoss werden barrierefrei ausgeführt, alle weiteren Wohnungen mit zwei Aufzügen ebenfalls barrierefrei zugänglich, heißt es in den Unterlagen. Das Gebäude weist vier Vollgeschosse auf, die Ausführung mit Satteldach und einzelnen Gauben entspreche optisch einer dreigeschossigen Bebauung.
Im rückwärtigen Bereich soll ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohneinheiten entstehen, jeweils eine Zwei-, Drei-, Vier- und Fünfzimmerwohnung, die zwei Wohnungen im Erdgeschoss werden barrierefrei, das Gebäude wird mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss mit begrüntem Flachdach ausgeführt.
Das Einfamilien-Wohnhaus im rückwärtigen Bereich ist ebenfalls mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss mit begrüntem Flachdach geplant. Eine Tiefgarage mit Kellerräumen und Zugängen zu allen Gebäudeeinheiten soll als Mittelgarage mit einer Nutzfläche von unter 1000 Quadratmetern 32 Stellplätze bieten.
Innerörtliche Aufwertung
Insgesamt erhofft sich der Rat eine Aufwertung des Areals und damit des Bereichs der Oberen Hauptstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus. Und der Brückenschlag zwischen Moderne und Vergangenheit wird gleichfalls nicht vergessen, unter anderem wird der Schlussstein eines ehemaligen Torbogens wiederverwendet als Erinnerung an das Gebäude, in dem das Stiletto seinen Sitz hatte. Womit ein besonderes Anliegen von CDU-Fraktionschef Markus Fuchs in Erfüllung geht.
Doch auch ohne diese Reminiszenz hätte der vorhabenbezogene Bebauungsplan den Rat wohl einstimmig passiert, galt es doch schon bei den ersten Debatten, nach der Aufstellung des Plans im Frühjahr, als Modellprojekt für eine gelungene Innenverdichtung.
Mit dem Beschluss wird nun die Offenlage vorbereitet, können sich Träger öffentlicher Belange und Bürger zu dem Vorhaben äußern. Womit die Umsetzung des Vorhabens einen großen Schritt näher ans Greifbare rückt. Dazu gehört auch, dass der Rat gleichzeitig einem Durchführungsvertrag mit dem Bauherrn zustimmte.
Mit dem Vertrag hat die Stadt ein Instrument in der Hand, mit dem einerseits sichergestellt werden soll, dass das Vorhaben entsprechend der Planung umgesetzt wird, andererseits Sanktionen vereinbart werden, sollte eben dies nicht der Fall sein. Wovon beim bisherigen harmonischen Prozess der Genesis des vorhabenbezogenen Bebauungsplans wohl niemand ausgeht.
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