Volksfest eröffnet (mit Fotostrecke)

70. Ketscher Backfischfest: Das ist Heimatgefühl pur

Das größte Volksfest der Region hat am Freitag begonnen und wartet nun zehn Tage mit abwechslungsreicher Unterhaltung auf. Am Auftaktabend füllten Radspitz das Festzelt im Bruch.

Von 
Katja Bauroth
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Auf ein fantastisches 70. Ketscher Backfischfest! Dennis Kastner (v. l.), Gebietsverkaufsleiter der Rothaus Brauerei, Festzelt-betreiber Stephan Finke, Claus Heim, Geschäftsführer der Ketscher Backfischfest GmbH, Jan Futterer vom Gastroservice Mack, Manfred Fritscher, Geschäftsführer der Ketscher Backfischfest GmbH, Ketschs Bürgermeister und Schirmherr Timo Wangler sowie Günter Perner, Vorsitzender des Angelsportvereins 1928 Ketsch, heben gemeinsam die Humpen. © Chesy

Ketsch. Kinder quietschen vor Vergnügen auf dem Kettenkarussell, Jugendliche schreien sich im Adrenalinrausch in den „Magic“-Gondeln die Seele aus dem Leib und beim Fahrgeschäft „Chaos“ bleibt so manch einem das Freudengebrüll im Hals stecken, so aufregend ist der Flug unterm Himmel mit frei baumelnden Beinen. Das 70. Ketscher Backfischfest ist seit Freitag zurück! Zehn Tage wird im Bruch gefeiert, was das Zeug hält. Für viele Einheimische ist das eine Selbstverständlichkeit: Wenn man jemanden treffen will, dann auf diesem Traditionsfest.

Die Ketscher Hewwlguggler sind Stimmungsgaranten! © Andreas Gieser

„Früher hab’ ich gefragt, wenn ich junge Leute getroffen habe: Wer is’ denn dein Vater? Heute muss ich fragen: Wer ist denn dein Opa?“, erzählt Peter Ochs und muss lachen. Ja, die Zeit vergeht, die Jahre fliegen so dahin. Das Backfischfest ist daher für viele wie ein Fels in der Brandung, etwas, das sicher wiederkehrt. Seit dem ersten zarten Fischerfest in der Enderlegemeinde im Jahr 1952 sind genau genommen 72 Jahre verstrichen. Durch die Corona-Zwangspause wurde Ketsch und die Gesellschaft um zwei dieser Events gebracht. Schon als Teenager feierte Peter Ochs im Festzelt mit: „Damals stand das noch auf Rasen und die Schnaken haben uns gebissen.“ Gespielt wurde vor allem Blasmusik. Voll war es da auch immer, erinnert sich Peter Ochs, vor allem aber an dem Abend, an dem die Ketscher Vereine die Bühne bespielten, „dann duftest du nicht von deinem Platz aufstehen, der war sonst weg“, weiß der mittlerweile 80-Jährige noch, für den Radfahren und das Mitwirken beim Angelsportverein (ASV) Ketsch eine Art Jungbrunnen zu sein scheint.

Peter Ochs drückt das aus, weswegen auch Holger Mohr das Backfischfest nicht missen möchte: „Für mich ist das Backfischfest einfach Heimatgefühl, etwas Vertrautes“, beschreibt er und sein Kollege Tobias Kubach von den Ketscher Hewwlgugglern ergänzt: „Ketsch ohne Fischerfest wäre nicht Ketsch.“ Deshalb sind sie auch stolz, mit der Guggemusik den Start des weit über die Grenzen der Kurpfalz hinaus bekannten Volksfestes lautstark zu verkünden. „Sweet Caroline“, „Eine Insel mit zwei Bergen“, „Dschungelbuch“ und „Piccola“ schmettern Trompeten, Posaunen, Tuba und Percussioninstrumente.

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Dem Tross der Musiker folgten unter anderem ASV-Mitglieder, Fischerkönig Manuel Krieger, bekannte Gesichter aus dem Gemeindeleben und der Kommunalpolitik samt Bürgermeister Timo Wangler mit Gattin Katja. Er stieg mit Claus Heim und Manfred Fritscher von der Geschäftsführung der Ketscher Backfischfest GmbH auch aufs Kettenkarussell, das zum ersten Mal im Bruch dabei ist. Am lautesten jauchzen hörte man dabei allerdings zwei Fünfjährige: Leo, den Enkel von Claus Heim, und Mia, die Enkelin von Manfred Fritscher.

Mut wird beim Ketscher Backfischfest belohnt

Das Festgelände füllte sich nach und nach. Gegen 19 Uhr war schon ordentlich was los – auch im Festzelt, in dem an diesem Abend Radspitz einheizte – das erste Mal überhaupt zum Start. Ein taktischer Schachzug, wie Festzeltwirt Stephan Finke erzählt. Nachdem der Eröffnungsfreitag immer eher gemächlich anlief, sollte die beliebte Partyband Magnetwirkung haben. Die Rechnung ging voll und ganz auf: Die Hütte war voll! Finke wirkte eingangs etwas nervös, denn immerhin musste seine Truppe – zirka elf Leute hinter der Theke und noch mal so viele davor – gleich von Null auf 100 starten. Doch es lohnt sich, Mut zu beweisen, und einfach zu machen. Das zeigte dieser Abend.

Guido Traber sorgt unter anderem dafür, dass es Flammlachs auf dem Backfischfest gibt. © Andreas Gieser

Und das hat sich beim Pfandsystem gezeigt, welches es in diesem Jahr im Festzelt wieder gibt. „Das hat uns im vergangenen Jahr eine Menge Geld gespart“, berichtet Manfred Fritscher von Tausenden von Euro bei zurückliegenden Festen, die allein durch zerstörte oder geklaute Gläser sowie Flaschen anfielen, von mutwilligem „Schabernack“, der damit getrieben wurde, ganz zu schweigen. Apropos: Beim Thema Sicherheit setzen die Organisatoren auf dem Festgelände auf drei Säulen: externe Security, Polizei und die mobile Jugendarbeit. Gerade an den drei Radspitz-Abenden (weitere Termine: 10. und 12. August) gäbe es ein größeres Aufgebot, weil es da bekanntermaßen auch heckenhoch hergeht, so Claus Heim. Das gelte, laut Stephan Finke, auch fürs Festzelt.

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Vor allem der „Juz-Garten“ habe sich bewährt, weiß Claus Heim. Mitglieder der mobilen Jugendarbeit würden aktiv auf junge Menschen zugehen, die offensichtlich etwas zu viel Alkohol getrunken haben, und ihnen in ihrer Lounge nahe dem Zelt des Deutschen Roten Kreuzes eine Auszeit vom Feiern anbieten – mit einem Glas Wasser, Ruhe und Fürsorge. Das ist Prävention auf Augenhöhe und dazu von jungen Menschen, die sich bei einer Veranstaltung ihrer Heimatgemeinde einbringen.

Das "Action House" gehört ebenfalls zu den neuen Attraktionen auf dem Backfischfest in Ketsch. © Bauroth

Nachwuchs ist das, wonach sich Vereine heutzutage sehnen. „Da haben wir auch noch ein gutes Beispiel: Sechs Jungs kamen einfach in ihren Ferien und haben uns beim Aufbau geholfen, die haben richtig mit angepackt“, ist Claus Heim ganz begeistert von dem Engagement: „Sie merken auch, dass sie etwas zurückbekommen.“ Dankbarkeit. Wertschätzung. Anerkennung. Diese drei Substantive gelten allen, die rund um das Backfischfest mitwirken. Bürgermeister Timo Wangler kann genau das unterschreiben. „Man muss ganz klar sagen, dass dieses Fest mit überregionaler Strahlkraft die Gemeinde fast kein Geld kostet. Es wird von einem fantastischen Orga-Team um Günter Perner, Claus Heim und Manfred Fritscher umgesetzt – und das zehn Tage lang. Das ist eine Meisterleistung“, würdigt Wangler die Backfischfest GmbH, die ASVler, alle Ehrenamtlichen sowie Mitwirkenden.

Immer mehr Herausforderungen rund um das Ketscher Backfischfest

Denn heutzutage überhaupt ein solches Fest auf die Beine zu stellen, kostet nicht nur einen Haufen Geld, sondern auch eine Menge Nerven. Die Weinlaube, zum Beispiel, wird zu 80 Prozent mit fremden Personal bespielt, weil es einfach kaum noch Menschen gibt, die sich ehrenamtlich einbringen möchten. Erst einmal Leute bekommen und dann die Bürokratie abarbeiten, zeigt Claus Heim die Herausforderungen auf.

Das Programm am Wochenende

  • Samstag, 5. August, 11 Uhr: Wirtschaftsbetrieb Festzelt und Biergarten.
  • 15 Uhr: Wirtschaftsbetrieb und Festplatzrummel.
  • 19 Uhr: Proklamation des Fischerkönigs mit seinen Prinzen im Festzelt.
  • 20 Uhr:Jens Huthoff und Band“ auf der Festzeltbühne.
  • Sonntag, 6. August, 10 Uhr: Wirtschaftsbetrieb und Festplatzrummel.
  • 10.30 Uhr: Frühschoppen mit den ASV-Ehrengästen – musikalisch begleitet von „Athi rocks“.
  • 18.30 Uhr: Weiter geht’s mit „Athi rocks“.
  • 19 Uhr: Fischertreff – befreundete Angelsportvereine lassen den ASV-Fischerkönig hochleben.

Seine Gedanken schweifen am Eröffnungstag des 70. Ketscher Backfischfestes freilich auch in die Zukunft. Und mit Blick auf die in diesem Jahr gestiegenen Kosten in vielen Sparten hilft da auch keine rosarote Brille. Die Aussichten sind nicht unbedingt strahlendblau . . .

Das trifft übrigens auch auf den Himmel an diesem Freitag zu. Fisch mag zwar durchaus Wasser, das Backfischfest allerdings kann keinen Regen gebrauchen. Zum Glück bleibt es weitgehend trocken und auch die Prognosen für nächste Woche sehen gut aus.

Der Eröffnungsabend im Festzelt: Es ist bumsvoll! Das Konzept von Wirt Stephan Finke ist aufgegangen: Kommt Radspitz, kommen Massen! © Andreas Gieser

Fischaroma gibt’s aber trotzdem – das gehört sich so für ein Fischerfest: Vor dem Zelt sorgen die Flammlachse von Guido Traber und seiner Familie dafür, im Zelt steht Schwiegertochter Sabina Traber und reicht Fischbrötchen über die Theke. Am Stand von Barbara Tóth und Gabor Rokolya bildeten sich am Freitag schnell Schlangen – der gebackene Zander und Seelachs macht einfach zu großen Appetit. Dazu schmeckte das frisch angestochene Bier: Bürgermeister Wangler versenkte den Hahn gekonnt mit nur einem Schlag. Hauptsache, es wird nichts verschüttet, hatte man ihn vorher noch leicht unter Druck gesetzt.

Die Partyband Radspitz gibt Vollgas! Klaus Pfreundner hat ein großes Repertoire an Liedern parat. Apache 207 mit Udo Lindenberg und "Komet" gehören dazu. © Andreas Gieser

Feuerwehr rückt an beim Ketscher Backfischfest

Eines sei noch am Rande erwähnt: Die Feuerwehr Ketsch raste noch herbei. Auf dem Parkplatz tropfte Benzin aus einem Opel. Und bevor eine achtlos weggeworfene Zigarette womöglich für ein frühzeitiges „Feuerwerk“ sorgte, sicherte der Trupp das Areal ab, bis der Eigentümer des Autos durch die Polizei gefunden wurde. Der ausgelaufene Kraftstoff wurde entsprechend beseitigt.

Nun steht einem schönen 70. Backfischfest nichts mehr im Wege. Und wenn es nach den Organisatoren geht, darf diese „runde“ Ausgabe ruhig richtig erfolgreich werden.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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