Ketsch. Geschenke gehören zu einem Geburtstag dazu. Viele bekommt der Kabarettist, Schriftsteller und Entertainer Arnim Töpel von seinen Gästen - Familie, Freunde, Geladene und „Einfach so“-Gekommenen im Ketscher Central-Kino. Womit er nicht gerechnet hatte, was es aber auf den Punkt bringt, war die Ansprache, die Landrat Stefan Dallinger für ihn dabei hatte, an deren beklatschtem Ende der Satz stand: „Arnim selbst ist ein Geschenk - als Mensch, als Künstler, als Demokrat, der jeden gleich behandelt.“
Berührt war der 65-Jährige da, auch von der langen Schlange an Gratulanten, die nette Worte, Lob und gute Wünsche für ihn dabei hatten, die Hand schüttelten oder ein Selfie mit ihm machten. „Gut, dass es hier drinnen nicht so hell ist“, flachste er nach der emotionalen Pause für alle, dann sehe man nicht, wie ihm Wasser in den Augen stehe.
Arnim Töpel lüftet in Ketsch das Geheimnis seines Lieblingsfilms
Dann lüftete er endlich das Geheimnis um seinen Lieblingsfilm, den er den Besuchern zum Geschenk machte. Nein, es war nicht „Ben Hur“, jener Historien-Schinken aus seinem Geburtsjahr im Director‘s Cut, den er eingangs verschmitzt grinsend angekündigt hatte: „Damit sie alle ihren Abend planen können.“ Immerhin wäre der Monumentalfilm satte vier Stunden lang über die Leinwand geflimmert. So mancher Gast hatte ihn angesprochen: „Forrest Gump“, „Dschungelbuch“, „Frühstück bei Tiffany“ oder vielleicht doch „Titanic“? Alles falsch. Ganze 88 Minuten ist der Streifen lang, der es Arnim Töpel schon als 16-Jährigem angetan und den er seither „bestimmt 50-mal“ geschaut hatte: „Harold and Maude.“
Der Kultfilm geht Tabus an, die noch heute existieren: eine Liebesbeziehung bei erheblichem Altersunterschied und den selbstbestimmten Tod. Harold, Sohn einer wohlhabenden Mutter, die ihm keine Liebe schenkt, inszeniert immer wieder erstaunlich real erscheinende Selbsttötungen. Seine Mutter schickt ihn zum Psychiater, der wahrlich keinen Zugang zu Harold findet und versucht ihn per Heiratsagentur unter die Haube zu bringen. Das scheitert kläglich.
Eine revolutionäre Begegnung verändert Harolds Leben
Harold liebt Beerdigungen. Dort lernt er die 79 Jahre alte Maude kennen, die sein Leben revolutioniert, ihm mit ihrer Lebensfreude, Impulsivität und unglaublichen Aktionen zeigt, wie lebenswert das Leben ist.
Sie selbst allerdings hat für sich entschieden, mit 80 Jahren aus dem Leben zu gehen. Eine entsprechende Dosis Tabletten hat sie bereits intus, als sie mit Harold ihren Geburtstag feiert. Harold bringt sie ins Krankenhaus, in dem sie stirbt. Harolds Wagen ist im Freiflug von einer Klippe zu sehen und zerschellt am Meeressaum. Harold jedoch steht am Klippenrand mit dem Banjo, das Maude ihm schenkte, und geht eine Melodie spielend in sein weiteres Leben.
Arnim Töpel reflektiert sein Leben und seine Karriere
Leben, Lachen, Weinen und Zuversicht sind Schlagworte, die wohl jeder für sich aus dem Central nach diesem Film mitgenommen hat. Im Gepäck dieses Sonntagabends ist aber auch ein Abend mit Arnim Töpel, der sein eigenes Leben in Bildern auf die Leinwand brachte, die schmunzeln ließen. Es waren auch Meilensteine dabei, die er zeigte, bevor er sich ans E-Piano setzte und bluesig einstimmt und sein Leben in Zahlen verkündet: 65 Jahre jung, 25 Jahre auf der Bühne, zehn Soloprogramme, rund 100 eigene Songs, ein Dutzend Bücher, Jurist, Radio- und Fernsehmoderator, Kabarettist und: „Mein Sohn hat in der Schule immer erklärt ,Papa spielt Klavier und erzählt Witze‘‘“, sei das, was er tue.
Es klang eine Menge Dankbarkeit durch für unzählige Begegnungen etwa mit Joy Fleming, „Right said Fred“, Michelle oder für Tausende Radiosendungen unter anderem „Vom Telefon zum Mikrofon“ und wiederholt für die Freiheit der eigenen Programme, der eigenen Kreativität, die schonmal dazu führte, dass ein Pfarrer ihm den Impuls für ein Buch gab, daraus eine Kooperation für Wandergottesdienste entstand, die ankommen und weitergeführt werden.
Familie und Heimat als zentrale Werte
Neben Bühne, Radio und Erfolg hat die Familie einen hohen Stellenwert: „Ohne Sigi Harreis, die mich nach Baden-Baden zum Radio schickte, hätte ich meine Frau nicht kennengelernt.“ Zwei Söhne machen die Familie komplett. Verpasste, scheinbare Chancen und doch immer wieder die Zufriedenheit mit dem eigenen Schaffen zeichneten das Bild eines in sich ruhenden, irgendwie aber doch sehr rührigen Arnim Töpel.
Gigantisch, als er fingerschnippend sein Heimatbekenntnis für die Kurpfalz zelebrierte und bekannte: „Ich bin und bleib vun do.“ Zu wissen, wo Heimat ist, ist ein Geschenk. Arnim Töpel, feinsinnig, klug, leise, laut, tiefgründig, menschlich - Herzlichen Glückwunsch!
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